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Der unsichtbare Feind (German Edition)

Der unsichtbare Feind (German Edition)

Titel: Der unsichtbare Feind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nate Reynolds
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befanden sich typische Antikörper.“
    „Was empfehlen Sie“, frage
er, während er sie sanft anlächelte.
    „Nun ja, die Influenza ist
wohl nicht mehr von der Hand zu weisen, aber da es sich hierbei um einen
Todesfall handelt, denke ich, es wäre das Beste, auf Nummer sicher zu gehen und
ein PCR inklusive Zellkultur durchzuführen.“
    Haslauers Ruheausstrahlenden
Augen, mit den dichten, silbernen Brauen darüber, die er konzentriert nach oben
zog, musterten sie kurz, anschließend wandte er seinen Blick der Akte zu, die
aufgeschlagen vor ihm lag. Mit quälender Gründlichkeit blätterte er sich durch
den Bericht.
    „Ja sie haben recht, der
Antikörpernachweis scheint eindeutig zu sein“, sein Blick schweifte über die
erste Seite des Berichts, „Die Probe stammt von einem Mann namens“, er runzelte
die Stirn und blickte in Tanjas bernsteinfarbene Augen, „Gipsy?“
    „Nun ja, der Verstorbene war
ein Obdachloser. Bei ihm konnten keine Ausweise gefunden werden und seine
Freunde nannten ihn schlichtweg Gipsy, daher der sonderbare Name in der Akte.“
    „Ich verstehe.“
    Wieder kaute er an seiner
Brille, an der sich deutliche Spuren an den Kunststoffbügeln abzeichneten: „Denken
Sie, dass es sinnvoll ist, für jemanden der auf der Straße lebte, Abfall aß und
höchstwahrscheinlich Alkoholiker mit Leberzirrhose im Endstadium war, die
teuren Geräte zu bemühen? Zumal wir hier einen so eindeutigen Befund vorliegen
haben?“
    Er legte die Stirn auf eine
vertraute Art und Weise in Falten.
    Während ihrer
Facharztausbildung unter Haslauer hatte sie gelernt, dass das seine Art war zu
sagen: „Überdenke deinen Plan noch einmal.“
    Sie war Wissenschaftler,
kein Finanzexperte, aber die Ebbe in den Kassen der Universität war auch ihr nicht
verborgen geblieben. Die leeren Floskeln der Politiker, Österreich zu einen
Bildungs- und Technologiestandort zu entwickeln, spießten sich dummerweise
eines ums andere Mal mit dem Wunsch nach einem Nulldefizit und damit
verbundenen neuen Sparpaketen.
    Tanja blickte ihrem Chef und
Mentor in seine tief blauen Augen, dann wieder hinunter zum Befund.
    „Vielleicht haben Sie recht,
ich meine der Befund ist schließlich mehr als nur eindeutig.“
    Haslauer lächelte und
tätschelte Tanja die Schulter: „Aber nun möchte ich Sie beide nicht länger aufhalten.“
    Er verneigte sich kaum
sichtbar und verschwand wenige Augenblicke später am Flur.
    Tanja saß gerade an ihrem
Schreibtisch und hämmerte im Zehnfingersystem auf die Tastatur ihres Computers
ein, als sie beim schrillen Tröten des Festnetztelefons aufschrak. Sie rieb
sich die Augen, hob dann den Hörer von der Gabel und presste die Muschel an ihr
Ohr: „Virologisches Institut der medizinischen Universität Wien, Doktor
Pavlova, was kann ich für Sie tun?“
    „Hier spricht Robert Kasper
von der Gerichtsmedizin, Hallo Tanja, wie geht’s?“
    „Ah, hallo Robert. Mir geht
es gut, danke. Du rufst sicher wegen dem Influenza Befund an, der sollte
mittlerweile in der Hauspost liegen. Du solltest ihn in Kürze in Händen halten
können.“
    „Ah ja, der Befund, sehr
gut“, nach einer kurzen Pause, die er dafür benutzt um sich zu schnäuzten, fuhr
er fort, „Eigentlich rufe ich aus einem anderen Grund an“, bellte er heiser in
die Muschel, „Es scheint, als ob ich mir eine Erkältung zugezogen hätte.“
    „Du Ärmster“, fühlte Tanja
mit ihm mit, „was tust du dann noch in der Arbeit?“
    „Genau das ist es ja“,
erwiderte er, „die Polizei wartet auf eine dringende Obduktion, die nicht
aufgeschoben werden kann. Wie du sicher weißt, sind all meine Kollegen bis über
den Kopf eingedeckt in Arbeit, krank oder im Urlaub, den könnte ich übrigens
auch gebrauchen“, schweifte der alte Mann vom Thema ab“, und naja, da du ja
nicht nur Facharzt für Virologie, sondern auch …“
    „Für Gerichtsmedizin“,
vervollständigte Tanja seufzend, den Rest ließ sie in der Luft schweben.
    „Ja genau. Ich dachte du
könntest die Obduktion vielleicht durchführen“, bettelte er kleinlaut.
    „Nun, Robert, wie du sicher
weißt, haben wir hier auch alle Hände voll zu tun.“
    „Nur dieses eine Mal, ich
verspreche es!“, flehte Robert sie an, während er in das Telefon hustete.
    Wenn Tanja für jedes Mal,
wenn sie diesen Satz gehört hatte, einen Euro bekommen hätte, wäre sie mittlerweile
steinreich.
    „Also gut, der Assistent
macht gute Arbeit, ich denke ich kann das machen“, sagte sie widerwillig.
    „Danke“,

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