Der unsichtbare Feind (German Edition)
Ermittlungen
zu den Heroinmorden.“
„Sie werden Ihre
Auszeichnung schon noch früh genug bekommen“, fuhr ihn der Kommandant ins Wort.
„Bei allem gebührenden Respekt
Oberst“, warf Stark zurück, „es geht hier nicht um eine Auszeichnung, es geht
um den Killer, der immer noch frei herumläuft.“
„Wovon reden Sie denn schon
wieder Stark? Muschik sitzt in Untersuchungshaft. Mittlerweile haben wir sogar
ein Geständnis.“
Stark legte die Stirn in
Falten: „Ich haben den Mörder gestern Abend mit eigenen Augen gesehen. Es war
dieselbe Gestalt, die mich in der Schule angegriffen hat, zweifellos.“
Der Oberst seufzte, öffnete
eine Schublade und kramte eine Kronen Zeitung hervor, die er ihm über den Tisch
reichte: „Schon die Zeitung gelesen?“, spöttelte er, „Lesen Sie die
Schlagzeile.“
Stark nahm die Zeitung und
las: „Heroinkiller geschnappt: schwarzer Mann in U-Haft.“
Stark blickte wieder auf.
„Sehen Sie Stark. Die
Zeitungen waren in der gestrigen Abendausgabe bereits voller Geschichten zu
diesem schwarzen Mann. Was Sie gesehen haben, war höchstens ein
Trittbrettfahrer oder ein paar Jugendliche, die sich einen Spaß machen wollten,
nichts weiter.“
Stark schüttelte kaum
merklich den Kopf.
Bevor Stark noch zum Wort
ansetzten konnte, läutete das Telefon des Obersts, der ohne weitere Umschweife
den Hörer von der Gabel seines grauen Telefons nahm. Ohne ein Wort in die
Muschel zu sagen, lauschte der Kommandant der Stimme am anderen Ende der
Leitung, ehe er den Hörer wieder auf die Gabel drückte.
Danach stand er auf und
tupfte sich die Stirn mit einem Taschentuch: „Diese Hitze ist kaum auszuhalten.
Stark, warten Sie hier einen Moment, ich werde kurz gebraucht.“
Mit diesen Worten verließ er
das Büro.
Stark nahm sein Smartphone
aus der Tasche und fragte seinen Emailaccout ab. Außer Spamnachrichten, die
Viagra zu günstigsten Preisen und größter Ausdauer anpriesen, war nichts Neues
eingetroffen.
Er öffnete den obersten
Knopf seines Burlington Hemdes. Auch der unermüdliche Ventilator hatte der
heißen Luft im Raum nichts entgegenzusetzen.
Wenige Augenblicke später
kam der Oberst mit ein paar Akten unter den Arm geklemmt zurück ins Büro. Das Kunstleder,
mit dem der Sessel überzogen war, quietschte unter ihm, als er sich im Sessel
zurecht rekelte.
„Also Stark, wo waren wir?“
„Oberst Hahn“, sagte Stark und
lehnte sich nach vor, „es ist wichtig, dass Sie mir glauben. Die Virologin,
Doktor Pavlova wurde gestern von demselben Mann verfolgt, der mir im Archiv der
Schule aufgelauert hat. Er ist unser Mörder!“
Der Oberst seufzte: „Woher
wissen Sie das?“
„Sie hat mich zu Hilfe
gerufen.“
„Und wo befindet sich Doktor
Pavlova jetzt?“, fragte Hahn und stützte sein Kinn auf seinen Arm.
„Sie ist bei mir zu Hause,
ich hielt es für das Beste …“
Hahn bedeutete ihn mit einer
Geste still zu sein, dann nahm er eine der Akten vom Stapel und blätterte sie
auf: „Doktor Pavlova sagten Sie? Die Virologin, die die Obduktion von Peter
Müller durchgeführt hat?“
Er nahm den Blick von der
Akte und richtete seine eiserne Miene auf Stark: „Sie rief gestern Abend ihren Vorgesetzten,
Doktor Haslauer an und bat ihn in ihr Büro. Eine Stunde später wurde er tot
aufgefunden.“
Entsetzen kroch in Stark
hoch.
„Jemand hat ihm mit einem
Skalpell die Kehle durchgeschnitten.“
Trocken nahm Oberst Hahn ein
Blatt aus der Akte und reichte es Stark über den Tisch. Es zeigte einen groß
gewachsenen Mann mit silbergrauer Mähne, der in einer Lache Blut lag. Seine
Augen standen offen und starrten an die Decke. Ein tiefer Schnitt von Ohr zu
Ohr ragte an seinem Hals. Ein weiteres Foto zeigte ein blutverschmiertes Skalpell
neben der Leiche auf dem Boden, dessen Klinge in einen Nirostagriff eingespannt
war.
„Das kann doch nicht sein“,
flüsterte Stark fassungslos.
„Doch kann es“, bebte der
Polizeikommandant, „Die Fingerabdrücke am Skalpell passen haargenau zu denen von
Doktor Pavlova, überall sind ihre Spuren. Und jetzt kommen Sie zu mir und
erzählen mir Sie beherbergen die Mörderin, nach der wir seit zwölf Stunden
verzweifelt suchen?“
Der Polizeichef schäumte vor
Wut.
„Sie müssen sich täuschen!“,
protestierte Stark vehement.
Der Ventilator schwenkte
erneut über Hahns Schreibtisch. Der Luftzug riss eine der Mappen auf und ein
Stück Papier glitt wie ein Luftkissenboot zur Seite, ehe sich der Deckel der
Mappe wieder senkte.
Der
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