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Der unsichtbare Feind (German Edition)

Der unsichtbare Feind (German Edition)

Titel: Der unsichtbare Feind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nate Reynolds
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Stark.
    „Genau da liegt eben das
Problem“, antwortete sie, „Zuerst schien alles so. Eigentlich war alles
glasklar, aber irgendetwas in mir flüsterte mir zu, den Fall noch nicht zu den
Akten zu legen. Also habe ich noch zwei weitere Tests durchgeführt. Ein PCR und
eine Zellkultur.“
    „Ein was?“, fragte Stark
stirnrunzelnd.
    „Ein PCR weist bestimmte
Gensequenzen in einer Probe nach. Angenommen es liegt genetisches Material vor,
zum Beispiel eine Blutprobe, dann kann man nach bestimmten Sequenzen gezielt
suchen. Die genetische Information eines Virus sieht ganz anders aus, als die
eines Menschen und die sieht an manchen Stellen wiederum anders aus, als die
von Affen zum Beispiel, auch wenn sich beide Letztere sehr ähnlich sind.“
    Stark schien es langsam zu
dämmern.
    „Der Trick ist“, fuhr Tanja
fort, „den richtigen Primer zu setzen. Ein Primer ist nichts anderes, als ein Startpunkt
beziehungsweise Endpunkt einer DNA-Sequenz. Ziel ist es, zum einem zu beweisen,
dass die Sequenz überhaupt in der Probe existiert, zum anderen sie zu
vervielfältigen, wenn nötig.“
    „Und in deiner Probe?“,
fragte Stark neugierig.
    „Existierte die Sequenz
überhaupt nicht“, antwortete sie trocken.
    Stark zuckte die Achseln:
„Das ist doch gut, nicht wahr?“
    Tanja schüttelte ernüchternd
den Kopf: „Das kommt darauf an, nach was man sucht.“
    Sie ließ ihren letzten Satz
in der Luft hängen.
    „Das heißt“, schlussfolgerte
Stark, „etwas was eigentlich da sein hätte müssen, war nicht vorhanden, richtig?“
    Ohne auf seine Frage
einzugehen, fuhr Tanja fort: „Als Zweites betrachtete ich die Zellkultur.
Hierfür wird die Probe, die den vermeintlichen Virus enthält auf einen
Nährboden aufgetragen. Dem Virus werden also optimale Bedingungen geschaffen,
um sich zu reproduzieren. Zusätzlich wird die Probe mit einem Reporterfarbstoff
versehen, der bei der Vermehrung des Virus mitkopiert wird.“
    Tanjas Gesicht wurde
aschfahl.
    Fragend blickte Stark sie an.
    „Das Virus hatte sich rasend
schnell vermehrt“, brachte sie unter Schlucken hervor, „ich habe so etwas noch
nie gesehen. Diese Geschwindigkeit war beeindruckend und Furcht einflößend
zugleich. Bei dieser Rate ist es hoch wahrscheinlich, dass das Virus bereits
vor Auftreten der ersten Symptome ansteckend ist. Das Zeitfenster, bis erste
Erkrankungserscheinungen auftreten, dürfte nach ersten Schätzungen weniger als
achtundvierzig Stunden betragen.“
    Starks Augen weiteten sich
erschrocken: „Und wie hängt das mit dem Ergebnis des PCR zusammen?“
    Tanja fixierte ihn: „Das es
gegen jegliche Virostatika die wir kennen immun ist. Wir können es also nicht
aufhalten und es hat bereits ein erstes Todesopfer gefordert. Sollte es
tatsächlich vor dem Auftreten erster Symptome ansteckend sein, hilf uns auch
eine Quarantäne von Infizierten nur äußerst bedingt.“
    Stark ging in sich. Er hatte
auf der einen Seite ein todbringendes Virus, auf der anderen Seite einen
Dreifachmord. Der Serienkiller lief noch immer frei durch die Straßen Wiens.
Der schwarze Mann, so nannte ihn Tanja, schien die Verbindung zwischen beidem
zu sein, möglicherweise auch der Killer selbst.
    „Würdest du das Virus
bekämpfen, wo würdest du beginnen?“, wollte Stark mit ernster Miene wissen.
    Ohne lange nachzudenken,
antwortete Tanja: „Beim ersten Toten, Gipsy der Obdachlose. Ich müsste sein
direktes Umfeld besser kennenlernen, um zu verstehen, was passiert ist. Es wäre
essenziell herauszufinden, wo und wie er sich angesteckt hat.“

Kapitel 20
    Der Krankenpfleger schob ein
weiteres Bett über den Flur, in dem sich ein Patient röchelnd hin und her wälzte
und parkte es neben einer Tür. Mit dem Ärmel seines Kittels wischte er sich den
Schweiß von der Stirn. Sein Blick wanderte durch den langen Flur. Wie in einem
überfüllten Lazarett, das man nur aus Kriegsfilmen kannte, standen Betten dicht
aneinandergereiht, in denen verzweifelte Patienten nach ärztlicher Hilfe
riefen. Ein schmaler Weg in der Mitte des Ganges, gerade breit genug um weitere
Betten durchzuschieben, verblieb frei.
    Die Metallgestelle
glitzerten im Licht der Neonröhren. Pflegepersonal und Ärzte liefen geschäftig
umher, studierten Krankenakten, gaben Anweisungen und eilten anschließend zum
nächsten Patient. Die Zimmer im Krankenhaus waren längst hoffnungslos überfüllt
und lediglich noch privat versicherten Patienten, oder solchen mit guten
Beziehungen vorbehalten.
    Der Pfleger,

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