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Der unsichtbare Feind (German Edition)

Der unsichtbare Feind (German Edition)

Titel: Der unsichtbare Feind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nate Reynolds
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machen. Wer weiß, wie viel Zeit mir
dazu noch bleibt.“
    Tanjas Augen verfinsterten
sich: „Als Erstes brauchst du ein wenig Ruhe. Mit Fieber hältst du es keine
zwei Stunden mehr durch.“
    „Ein bisschen Fieber kann
mich nicht aufhalten!“
    „Na schön! Dann gehen wir gleich“,
zischte Tanja und verschränkte stur die Arme vor ihrem Brustkorb.
    „Nein das werden wir nicht.
Ich werde nicht riskieren, dass du dich mit diesem Killervirus ansteckst.“
    Tanja lachte verbittert:
„Ich bin mir sicher, dass das Virus bereits vor Auftreten der ersten Symptome
ansteckend ist. Mit anderen Worten ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass
ich das Virus auch in mir habe.“
    Stark rieb sich die Augen.
    „Und was nun?“, fragte er
resignierend, „ich kann mich doch nicht einfach verstecken.“
    „Das musst du auch nicht.
Wir werden dir Medikamente besorgen.“
    Stark sah sie verdutzt an:
„Medikamente? Gegen dieses Grippevirus?“
    „Nicht gegen das Virus, aber
gegen die Symptome. Das verschafft uns die Zeit, die wir brauchen. Du musst
dich bloß schonen, bis sie wirken, nicht mehr. Immer wieder bittest du mich dir
zu vertrauen. Jetzt vertraue doch einfach einmal mir.“
    Stark stutzte einen
Augenblick.
    „Hier hast du“, sagte Tanja
und gab ihm ein Halstuch, „binde es um Mund und Nase, dann kannst du niemanden
anstecken.“
    „An alle Bürger Wiens“,
trötete es plötzlich aus einem Lautsprecher, „die Bundesregierung hat den
Ausnahmezustand ausgerufen.“
    Stark packte Tanja am Arm
und zerrte sie um eine Ecke. Aus dem dunklen Schatten, den das Gebäude warf,
sahen sie ein olivegrünes Militärfahrzeug, dicht gefolgt von einer
Polizeistreife im Schritttempo die Kärntnerstraße entlangfahren.
    „Das Bundesheer wurde
aufgefordert, bei der Eindämmung der Seuche behilflich zu sein“, fuhr die
Stimme aus dem Lautsprecher fort.
    „Dann haben sie also den
Krisenstab einberufen“, flüsterte Tanja.
    „Krisenstab?“
    „Ja. Er tritt immer dann in
Kraft, wenn regionale Kräfte nicht mehr ausreichen. Doktor Haslauer und ich
wollte nach Beendigung seiner Untersuchungen eine Empfehlung für die
Instandsetzung abgeben.“
    Knisternd erwachte der
Lautsprecher erneut zum Leben: „Das Kriseninterventionsteam hat soeben eine
Ausgangssperre verhängt. Wir bitten alle Einwohner in ihre Häuser und Wohnungen
bis spätestens einundzwanzig Uhr zurückzukehren. Das Bundesheer wird Sie mit
allem notwendigen Versorgen.“
    „Ich denke du hast recht“,
sagte Stark, „lass uns zum Hotel zurückkehren.“
    Tanja nickte stumm.

Kapitel 28
    Stark lag, in eine Decke
gewickelt auf dem rostigen Klappbett im Hotelzimmer und dünstete vor sich hin.
Er schob die partikelfilternde Halbmaske aus weißem Fließtuch zur Seite,
steckte sich eine fiebersenkende Tablette in den Mund und schluckte sie ohne einen
Tropfen Wasser. Dann rückte er die Maske der Filterstufe FFP-3 wieder über Mund
und Nase und ließ sich in seinen Polster sinken.
    Tanja sah ihm vom Einzelbett
aus, Marke Siebziger, besorgt zu. Auf dem Weg zurück ins sogenannte Hotel,
hatten sie an einer Apotheke haltgemacht und Mundschutz, sowie diverse
Medikamente besorgt. Da der Großteil der Medikamente, die Stark benötigte,
nicht rezeptfrei waren, hatte sich Tanja entschlossen, zum ersten Mal in ihrem
Leben zu stehlen. Alles in allem hatte sie sich nicht einmal dumm dabei
angestellt. Tanja griff zur Fernbedienung des antiken Röhrenfernsehers und
schaltete ihn ein. Jeden Moment sollten die Nachrichten übertragen werden.
    Nach zwei langweiligen
Werbespots für Haarshampoo und ekelige Frühstücksflocken erklang schließlich
die gewohnte Melodie, die die Nachrichtensendung einleitete. Auch Stark hatte
davon Notiz genommen und richtete sich auf.
    „Willkommen zur Zeit im
Bild“, sprach der Nachrichtensprecher in sonorer Stimme, „Es begrüßt Sie Heinz
Lehner.“
    Der Nachrichtensprecher
legte eine Kunstpause ein: „Wien im Ausnahmezustand. Seit heute Vormittag ist
es fix. Aufgrund der mysteriösen Grippewelle ist nun von der Regierung der
Ausnahmezustand verhängt worden. Was das bedeutet, weiß Caroline Hauer, die
sich vor dem Parlament befindet. Hallo Caroline.“
    „Hallo Heinz.“
    „Caroline, die
Bundesregierung hat seit Ende des Zweiten Weltkrieges zum ersten Mal den
Ausnahmezustand verhängt. Ist dies nun übertriebene Vorsicht oder durchaus
gerechtfertigtes Handeln?“
    „Angesichts der Fakten würde
ich sogar meinen, dass diese Maßnahme verspätet

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