Der unsichtbare Feind (German Edition)
Sekretärin, versuch dich ein bisschen unterwürfig zu
zeigen.“
„Das hättest du wohl gerne“,
grollte sie.
„Das ist doch nur zur
Tarnung“, zwinkerte er ihr zu und bat sie, die Tür für ihn zu öffnen.
Widerwillig tat Tanja, was
Stark von ihr wollte.
„Und nicht vergessen“,
flüsterte Stark, als er über die Türschwelle trat, „immer lächeln!“
Tanja seufzte resignierend
und folgte ihm. Im Inneren des Geschäftes versprühte eine Klimaanlage
wohltuende Abkühlung. Schrill gefärbte Kleidung, sowie geschmackvolle
Herrenanzüge waren perfekt in Szene gesetzt und vermittelten den Eindruck des
Besonderen. Hinter einer Naturholztheke, auf der eine Kasse aus den zwanziger
Jahren platz fand, stand eine junge Frau, die erschrocken ihren Lippenstift
wegpackte. Sie rückte sich ihr Minikleid zurecht, bevor sie die Beiden
überschwänglich begrüßte: „Willkommen bei Pascal“, piepste sie, „was kann ich
für sie tun?“
Stark stolzierte zur Theke.
„Das ist aus der
Frühjahrskollektion, ein wirklich schönes Stück“, bewunderte die Frau Starks
Jackett, „erst gestern sind die neuen Stücke eingetroffen. Ich kann Ihnen
sagen, die sind wundervoll!“
Er legte seine Sonnenbrille
ab und zwinkerte der Blondine mit den toupierten Haaren zu: „Ich hätte gerne
einen Espresso.“
Zu Tanjas Überraschung
nickte die Frau höflich und verschwand im Hinterzimmer.
Stark stütze sich mit einer
Handfläche auf der Theke ab. Die Schwere in seinen Füßen hatte sich zu seiner
Überraschung nicht aufgelöst, ganz im Gegenteil. Er räusperte sich und richtete
sich wieder zu voller Größe auf, als die Verkäuferin mit seinem Espresso wiederkehrte.
Stark nickte dankend und
sippte an der kleinen Tasse.
„Hmmm“, schwärmte er, als er
sie wieder abstellte.
„Ramona“, zwitscherte er und
schnipste mit den Fingern, „finden Sie heraus, um welche Sorte es sich hier
handelt. Ab morgen möchte ich einen angemessenen Vorrat dieses herrlichen
Kaffees im Büro haben.“
Tanja lächelte freundlich
und bestätigte Starks Order mit einem Knicks.
„Das ist meine Sekretärin“,
deutete Stark auf Tanja ohne sich umzudrehen, „sie ist blutjung, hat aber durchaus
Potenzial, auch wenn es im verborgenen schlummert.“
In Starks Sakkotasche
erklang Mozarts kleine Nachtmusik. Gelangweilt zog er sein Smartphone heraus
und führte es an sein Ohr: „Ja bitte?“
Während Stark telefonierte,
sah ihn die Verkäuferin verstohlen an.
Stark lauschte, nickte, dann
verfinsterten sich seine Augen: „Es ist mir egal ob die Verkaufen wollen oder
nicht! Ich will diese Finca haben, ist das klar?“
Gelangweilt lauschte Stark
weiter.
„Dann verdoppeln Sie eben
auf sieben Millionen. Für was bezahle ich Sie eigentlich? Habe ich mich nicht
deutlich genug ausgedrückt?“
Stark unterbrach die Leitung
und steckte das Mobiltelefon wieder weg.
„Es ist wirklich schwierig,
gutes Personal zu finden“, seufzte er und streifte Tanja mit seinem Blick.
„Das verstehe ich“, flüsterte
die junge Frau hinter der Theke beeindruckt.
„Nun zu meinem Einkauf“, sprach
Stark durch die Nase, „erst neulich habe ich an einem alten Bekannten einen vorzüglichen
Anzug gesehen. Klassisch, auffallend, aber nicht dekadent. Wenn ich nur wüsste,
wie dieses gute Stück heißt“, Stark presste die Lippen zusammen, bis sie
blutleer wurden, „Verdammt!“
Die Verkäuferin lief rot an:
„Wenn Sie mir den Namen Ihres Freundes verraten, dann könnte ich vielleicht im
Computer nachsehen.“
Ein Hoffnungsschimmer zeichnete
sich in Starks Augen ab: „Wenn Sie das für mich tun würden, wäre ich Ihnen sehr
verbunden. Sein Name ist Dieter Schönborn.“
Emsig tippte die Blondine
auf ihrem Keyboard. Selbst die langen, aufgeklebten Fingernägel, die sie schweinchenrosa
lackiert hatte, schienen dabei kein Hindernis darzustellen.
„Hier haben wir es schon“,
sagte sie.
Tanja bekam spitze Ohren und
rückte unauffällig näher.
„Ihr Freund kauft des
Öfteren bei uns ein. Erst letzte Woche haben wir ihm etwas geliefert.“
Stark grinste zufrieden.
„Er hat eben Geschmack“,
zwinkerte ihr Stark zu.
„Ach“, schrie die Frau
begeistert auf und schlug die Hände zusammen, „meinten Sie die Variante
Midnight Black?“
„Genauso hieß das Modell,
Sie sind ein echter Schatz!“
Die Frau lief rot, wie eine
Tomate an: „Für unsere Kunden mache ich doch alles!“, kicherte sie verlegen.
„Wissen Sie was?“, hauchte
Stark, „eine Frau wie
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