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Der unsichtbare Feind (German Edition)

Der unsichtbare Feind (German Edition)

Titel: Der unsichtbare Feind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nate Reynolds
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leid, ich hätte das nicht tun sollen.“
    Plötzlich traf Stark ein
Gegenstand am Arm. Überrascht von der Wucht entglitt ihm seine Waffe und
polterte über den Boden. Die zierliche Chinesin, deren schwarzes, langes Haar
durch die Luft wirbelte, setzte zu einem verbitterten Schlag gegen Stark an.
Ehe er zurückweichen konnte, tauchte Tanja hinter der amoklaufenden Asiatin
auf, riss sie an der Schulter zurück, drehte sie um hundertachtzig Grad und
verpasste ihr einen rechten Hacken. Die asiatische Frau taumelte und krachte dann
neben Stark hart auf den Boden. Mit schmerzverzerrtem Gesicht wand sie sich,
wild schreiend, hin und her. Tanja stürzte sich wie eine Furie auf die Frau und
drehte ihr beide Arme auf den Rücken.
    Stark wich erschrocken
zurück. Erschrocken vor der Frau, die ihn um ein Haar erschlagen hätte, aber
vor allem vor sich selbst und der unbändigen Müdigkeit, die ihm Zug um Zug
seiner Sinne beraubte. Wie hatte er die Attacke übersehen können? So etwas war
ihm bisher noch nie passiert. Wie in Zeitlupe verfolgte er das Geschehen vor
ihm, unfähig einzugreifen. Seine Sinne waren immer sein größtes Kapital
gewesen. Auf sie hatte er sich in der Vergangenheit immer blind verlassen
können. War es möglich, dass ihn dieses Virus derart schwächte? Stark befiehl
die Angst, diesen Fall nicht mehr rechtzeitig aufklären zu können. Das
Zeitfenster bis zu Stadium vier der Krankheit schien ihm jetzt verschwindend
gering. Sorgen über Tanjas und Manuels Wohl krochen in ihm hoch.
    Ein lauter Schrei riss ihn
aus seiner Starre. Tanja musste noch eine weiteres Mal lauthals brüllen, bis
Stark wieder Herr seines Körpers war.
    „Er versucht zu fliehen!“,
schrie Tanja so laut sie konnte.
    Stark machte einen Satz zur
Tür um Schönborn den Weg aus der Wohnung zu versperren. Er drückte die Mündung
des Laufes gegen Schönborns Brustkorb und befahl ihm, sich wieder auf das Sofa
zu setzen.
    „Hier hast du“, sagte Stark
und reichte Tanja einen Kabelbinder, ohne den Blick von Schönborn zu nehmen.
Mit einem Rattern fraß sich die Sperrzunge des Kabelbinders über die
Verzahnung, bis sie am Handgelenk der wild fluchenden Frau angelangt war und
festen Halt bot.
    Tanja hievte die Chinesin
hoch und deponierte sie neben Schönborn am Sofa. Dann stemmte sie die Arme in
die Hüfte und warf den Beiden einen grimmigen Blick zu, der Stark eine neue
Seite an Tanja offenbarte.
    „Was hätten Sie nicht tun
sollen?“, eröffnete Tanja, in deren Atem noch die Anstrengung der letzten
Minuten mitschwang, das Verhör.
    „Das wissen Sie doch ganz
genau“, wimmerte der Biochemiker in einem letzten Aufbäumen, „wenn Sie mich
töten wollen, dann tun sie das, aber quälen Sie mich nicht länger!“
    Tanja hatte in den letzten
Tagen zu viel gelernt, um sich ihre Verwunderung anmerken zu lassen.
    „Reden Sie, dann wird Ihnen
nichts passieren“, versprach sie.
    Der Mann schüttelte verwirrt
den Kopf: „Woher soll ich wissen, dass Sie ihr Wort halten, wenn ich Ihnen
alles gesagt habe?“
    Mit einem kaum merkbaren
Fingerzeig von Tanja lud Stark seine Waffe durch.
    Als Schönborn das sah, wich
ihm alles Blut aus dem Gesicht.
    „Was Sie sicher wissen“,
sprach sie ruhig und leise, „ist, dass Sie mein Kollege tötet, wenn Sie nichts
sagen.“
    Eine klare Träne rann die
fleischige Wanne des Biochemikers herunter. Er atmete tief und schwer. In der
gebückten Stellung, die er am Sofa einnahm, musste er seinen Kopf anheben, um
Tanja in ihre funkelnden Augen zu sehen.
    „Wer schickt euch?“, wollte
Schönborn wissen.
    „Das tut nichts zur Sache,
ich will jetzt wissen, warum Sie sich hier verstecken und vor allem vor wem.“
    Das Glimmen in Tanjas Augen
wurde lebhafter. Es schien, als würde sie langsam die Geduld verlieren.
    Mit zittrigen Fingern
versuchte Schönborn die erzürnte Tschechin zu beruhigen: „Ich haben etwas
gestohlen“, stotterte er.
    „Wem haben Sie etwas
gestohlen?“, bohrte Tanja nach.
    „Der Firma, für die ich
arbeite. Ein Pharmakonzern, der sich HumanPharm nennt.“
    Tanja versuchte den
innerlichen Triumph zu unterdrücken, der sich in ihr ausbreitete. Es schien,
als hätte ein weiteres Puzzlestück, seinen rechten Platz in der Geschichte
gefunden.
    Kühl starrte ihn Tanja für lange
Zeit an, bevor sie sprach: „Was kann man einer Pharmafirma stehlen, das sich
verkaufen lässt?“
    „Das kommt ganz auf den
Käufer an“, sagte Schönborn und senkte den Kopf. Schluchzend sprach er weiter:
„Eines

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