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Der unsichtbare Feind (German Edition)

Der unsichtbare Feind (German Edition)

Titel: Der unsichtbare Feind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nate Reynolds
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unter der
sich die sommerliche Hitze staute. Am Heck des Fahrzeuges war die Plane nach
oben eingeschlagen und gab freie Sicht nach draußen. Tanja blickte auf die
menschenleeren Straßen Wiens. Zerknülltes Papier fegte im lauen Sommerwind über
die Straßen. Autos mit eingeschlagenen Scheiben, teilweise völlig abgebrannt,
säumten den Straßenrand. Sicherheitskräfte der Polizei und des Militärs
patrouillierten an nahezu allen Kreuzungen. Tanja sah sich an einem
Kriegsschauplatz versetzt, nicht in ihrer Wahlheimat.
    Ihr Blick fiel auf den
Soldat, der ihr gegenübersaß. Mit seinem Schutzanzug und der Vollmaske mit
Schraubfilter über seiner Mundpartie sah er mehr einem Alien, als einem
Menschen aus Fleisch und Blut gleich. Tanja starrte in die unheimliche Leere
der zwei verspiegelten, dreieckigen Scheiben, die die Augen des Soldaten
verdeckten.
    Vor seiner Brust hing ein
mit dreißig Schuss geladenes Sturmgewehr, auf dem der Soldat seine Arme ruhen
ließ.
    Das Husten und Gurgeln der infizierten
Insassen war in den vergangenen fünfzehn Minuten für Tanja zu einem
Hintergrundgeräusch verkommen. Immer wieder prüfte sie den Sitz ihrer
Filtermaske und drückte den formbaren Nasenbügel nach.
    Mit quietschenden Bremsen hielt
das Fahrzeug vor einem Plattenbau. Mit einer Bewegung Richtung Ausstieg,
deutete der Soldat Tanja und Stark, der krampfhaft den Hustenreiz unterdrückte,
auszusteigen. Sie stiegen die Klapptreppe hinunter und blickte auf den terrassenförmig
angelegten Wohnpark von Alterlaa. An der richtigen Stiege angelangt, wartete
Stark, bis ein alter Mann, mit einem Müllsack in Händen, die Tür öffnete und
schlüpfte dann leise mit Tanja durch die sich schließende Eingangstür.
Zielsicher nahmen die Beiden den Hochgeschwindigkeitsfahrstuhl in den sechsten
Stock.
    „Hier ist es. Halte dich im
Hintergrund“, keuchte Stark und deutete auf eine Wohnungstür, an der ein
chinesisches Schriftzeichen aufgemalt war.
    Stark läutete an der Tür und
trat aus dem Blickwinkel des Spions. Er lauschte aufmerksam den Geräuschen
hinter der Tür. Der Inspektor hörte, wie sich jemand mit leisen Schritten
näherte. Die Klappe des Türspions wurde von innen zur Seite geschoben und
jemand stützte sich an der Tür ab. Das war der Moment auf den Stark gewartet
hatte. Er zog seinen Dienstausweis aus der Tasche und hielt ihn vor den Spion.
    „Polizei Wien, wir bringen
Ihre tägliche Essensration“, flunkerte Stark.
    Als er nichts aus dem
Inneren hörte, trat er vor die Tür um sich seinem Gegenüber zu zeigen.
    Zaghaft drehte jemand den
Schlüssel im Schloss und drückte den Öffner nach unten. Die Tür glitt auf und
Stark sah sich einer zierlichen Asiatin gegenüber.
    Auf diesen Moment hatte er
sich im Geiste akribisch vorbereitete.
    „Haben Essen für mich?“,
fragte sie.
    „Ja, aber zuerst muss ich
mich kurz in der Wohnung umsehen.“
    „Warum du schauen in
Wohnung.“
    „Das ist Vorschrift“, plapperte
Stark gelangweilt unter seiner Maske und stürmte in die Wohnung. Das
spartanisch eingerichtete Vorzimmer beherbergte ein paar in die Wand gedübelte
Kleiderhaken, sowie ein Board auf dem ein Telefon und ein Stapel unbezahlter
Rechnungen Staub ansetzten. Stark hastete durch den Raum, stieß die Tür zum
Wohnzimmer auf und holte seine Waffe aus dem Holster. Durch Kimme und Korn
erspähte er einen Mahagonischrank, vollgestopft mit chinesischen Glückskatzen,
einer Unzahl von Buddhas und einer nicht in die Sammlung passen wollenden
Anordnung von österreichischen Bierkrügen. Stark setzte einen Fuß auf den
verfilzten weiß-grauen Teppich, der im Zimmer ausgelegt war. Sein Blick huschte
in einer Geraden mit dem Lauf seiner Waffe durch den Raum. Auf der abgewetzten,
bunten Sitzlandschaft saß ein dicklicher Mann mit weit aufgerissenen Augen.
Stark grinste innerlich. Das Foto, das ihm Manuel von Schönborn gegeben hatte,
passte exakt auf den Mann.
    Stark richtete seine Waffe
auf ihn und schrie: „Keinen Bewegung Herr Schönborn!“
    Schönborn zuckte zusammen
und kauerte sich in die Ecke der Sitzlandschaft.
    Stark ging einen Schritt auf
ihn zu und schrie: „Hände in die Höhe, wo ich sie sehen kann!“
    Vollkommen verängstigt riss
Schönborn die Hände in die Höhe: „Ich mache alles was Sie wollen, aber bitte
töten Sie mich nicht.“
    „Stehen Sie ganz langsam
auf“, befahl Stark.
    Wimmernd tat Schönborn, was
ihm gesagt wurde. Im Angesicht des sicheren Todes presste er beide Augen fest
zusammen: „Es tut mir

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