Der unsichtbare Feind (German Edition)
Tages ist ein Russe an mich herangetreten. Er hat mich gefragt, ob ich
reich werden wolle“, er zuckte die Achseln, „Ja klar, wer will das nicht?“
Ein frustriertes Lächeln
entwich Schönborn, der den Blick auf dem Boden ruhen ließ: „Er gab mir ein in
der Mitte zusammengefaltetes Blatt Papier. Dann sagte er mir, ich solle das was
darauf stand, besorgen. Er wollte mir fünf Millionen Euro dafür bezahlen.“
Schweiß stand ihm auf der
Stirn, als er seine Geschichte im Geiste Revue passieren ließ, „Also habe ich
es gestohlen.“
Er blickte zur Chinesin und
strich ihr zärtlich übers Haar: „Es wäre so schöne gewesen in China mit dir. Es
tut mir so unendlich leid.“
Schönborn erntete nichts
weiter, als einen verbitterten Blick seiner Freundin, die von ihm abwich.
„Was ist mit den fünf Millionen
passiert?“, fragte Tanja trocken.
Schönborn seufzte: „Ich war
gerade auf dem Weg zur Übergabe, da hat mir so ein beschissener Penner meinen
Aktenkoffer gestohlen.“
Er ließ seine Faust auf die
Tischplatte krachen, dann brach er in Tränen aus.
„Was ist es, dass sie
gestohlen haben?“
Schönborn verlor nun
endgültig die Fassung: „Verstehen Sie mich nicht? Sie sind hinter mir her“, er
schluckte tief, „die russische Mafia ist hinter mir her!“
Schönborn zitterte am ganzen
Leib: „Und HumanPharm …“
„Was haben Sie gestohlen“,
unterbrach ihn Tanja unwirsch.
Mit einem lauten Knall
krachte plötzlich die Wohnungstür auf. Schönborn und die Chinesin zuckten
zusammen. Wenige schnelle Schritte waren am Gang zu hören, bis eine schwarze
Gestalt im Durchgang erschien. Stark hatte keine Zeit mehr, seine Waffe auf den
Koloss zu richten. Er packte Tanja an der Taille und hechtete mit ihr durch den
Durchgang zur Küche. Stark schob Tanja hinter sich und nahm in geduckter
Haltung Stellung am Türrahmen ein. Der schwarze Mann, wie ihn Tanja genannt
hatte, stand in der Mitte des Raumes. In beiden Händen hielt er eine Pistole.
Eine richtete er auf das Sofa, auf dem Schönborn und die Chinesin wimmernd
saßen, die andere zur Küche. Als der schwarz gekleidete Hüne Stark dicht
gedrängt am Türrahmen in das Zimmer spähen sah, gab er drei kurz hintereinander
folgende Schüsse zum Nebenzimmer ab. Stark wich zurück und hielt schützend die
Hände vor den Kopf. Die Kugeln fraßen dicke Löcher in die Wand. Mauermörtel
spritzte durch den Raum, während der Knall der Pistole von den Mauern
widerhallte. Stark presste die Handflächen an seine Ohren. Der Knall, gepaart
mit den anhaltenden Kopfschmerzen, die ihn bereits den ganzen Tag quälten,
schien seinen Kopf zum Platzen zu bringen. Das Surren in seinen Ohren hatte
eine betäubende Wirkung auf ihn. Alles, was um ihn geschah, war auf einmal
unwirklich geworden. Noch ein letztes Mal versuchte er, all seine Kräfte
zusammenzunehmen, sich noch einmal gegen das Virus zu stemmen.
Der schwarze Mann wandte
sich inzwischen dem Chemiker zu: „Herr Schönborn“, sagte er mit ruhiger Stimme,
„ich habe Sie bereits gesucht.“
Schönborns Gesicht verzerrte
sich zu einer Maske des Entsetzens, während die Chinesin schützend ein Kissen
vor ihren Körper hielt.
„Sie hingegen“, sagte der Mann
und deutete mit dem Zeigefinger auf die Frau neben Schönborn, „Sie haben für
mich keine weitere Relevanz.“
Ein Lächeln huschte über das
vernarbte Gesicht des Mannes, als der die Waffe hob, auf die Frau zielte und
drei Mal den Abzug betätigte. Der erste Schuss bohrte sich durch den Polster in
den Brustkorb der Frau. Eine Welle des Schocks ließ ihren Oberkörper gegen das
Sofa schnellen. Federn tänzelten durch die Luft, während der Polster lautlos zu
Boden fiel. Dort wo die Frau noch Bruchteile von Sekunden zuvor den Polster verkrampft
als Schutzschild verwendet hatte, klaffte eine Wunde, um die sich rasend
schnell Blut ausbreitete. Der zweite Schuss traf sie in den Magen. Blut
spritzte aus der Wunde und besudelte den Fußboden. Fragend sah die Frau zuerst auf
ihren Oberkörper, dann zu Schönborn, der entsetzt zurückwich. Inzwischen trat
der schwarze Mann dicht an sie heran und drückte den glühend heißen Lauf seiner
Waffe gegen ihre Stirn. Zischend fraß sich die Hitze in den Körper der Frau,
die zu schwach schien, um Gegenwehr zu leisten. Der Geruch verbrannter Haut lag
in der Luft.
„Du bist der Teufel“,
stammelte die Chinesin, während sie Blut hustete.
Der Mann lachte: „Meine
Kunst schlägt selbst die des Teufels.“
Dann drückte
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