Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der unsichtbare Killer

Der unsichtbare Killer

Titel: Der unsichtbare Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
Vom Netzwerk:
vorstellen, dass es über das Gebirge gewandert war. Es hätte darum herum gehen müssen. Sofern so etwas überhaupt möglich war.
    Niemand wusste, was im Osten lag. Nicht einmal die E-Rays konnten aus ihrer riskanten operationalen Höhe von achtzehn Kilometern an den fernen Wächter-Gipfeln vorbeisehen. Dann passierte die Daedalus endlich den nördlichen Endpunkt, und das Land verwandelte sich wieder in ein Durcheinander aus scharfen Tälern und zerknitterten Plateaus, die völlig von einem wirren, dichten Dschungel bedeckt wurden, und sie sah die Anfänge des gewaltigen Netzwerks aus Nebenflüssen des Dolce. All das gefrorene Wasser, das vom langsamen Vorrücken der Gletscher und den an den Berghängen abgegangenen Lawinen stammte, von den eiskalten Bächen und undichten Seen, aus denen Wasser durch Felsspalten wegsickerte, vereinigte sich letztendlich zu unwiderstehlichen Sturzbächen, die aus den Vorgebirgen heruntertosten und immer schneller und wärmer wurden, während sie nach Norden rauschten, wo jede Falte im Gelände von einem Fluss zweigeteilt wurde, der sich mit einem anderen verband und dann mit noch einem und noch einem, bis der rasende Nebenfluss schließlich in den Dolce selbst mündete, der zur Küste floss, sich unterwegs mit noch anderen Flüssen vereinigte und irgendwann zur Jaslin-Meeresmündung wurde – die auf den ursprünglichen Überblickskarten zu sehen gewesen war.
    Die Luftfeuchtigkeit im Dolcebecken war unglaublich. Es war ständig in Dunst gehüllt, und nur gelegentlich waren Fragmente des Landes durch kurze Risse in der brodelnden weißen Decke, die das gesamte Gebiet bedeckte, zu sehen. Nach dem Eclipse-Gebirge war das hier das nächste Hindernis, das St Libra ihnen entgegenstellte.
    Als das Gebirge hinter ihnen lag, hörte Angela auf, nach draußen zu sehen. Die fade, helle Homogenität des wirbelnden Nebels war langweilig und bedrückend. Sie wusste, wenn sie es sich erlaubte, hinzusehen, würde sie anfangen, zu viel über seine Eintönigkeit und Ausdehnung nachzudenken. Oder darüber zu sinnieren beginnen, wo sie war, wie weit entfernt von der Zivilisation sie sich aufhielt und wie vollkommen abhängig sie von der HDA und Menschen wie Ravi war, was ihre Rückkehr betraf. Sie würde ins Grübeln kommen. Besser, sie dachte gar nicht erst darüber nach, sondern spielte einfach nur eine schlichte Touristin, zufrieden mit der Reise an sich.
    Zweieinhalb Stunden voller angespannter Nerven und erzwungener Ignoranz später klappte das Fahrwerk mit besorgniserregender Abruptheit nach unten.
    »Vielen Dank auch«, murmelte Paresh auf seinem Platz neben ihr.
    »Alles in Ordnung?«, fragte sie leise. Alle Truppmitglieder wirkten, als hätte der Flug ihnen ihren schlagfertigen Elan geraubt. Niemand schien erleichtert, dass der Flug zu Ende war. Niemand war gespannt darauf zu sehen, was sie in Camp Sarvar erwartete.
    »Diese Berge waren wirklich groß«, sagte er – was für Paresh, der seine Welt gern schlicht und einfach hielt, ziemlich aussagekräftig war.
    Es waren nicht die Berge, das wusste sie, es war die Entfernung, die sie zurückgelegt hatten, und das Wissen, dass sie in Kürze weiter nach Norden fliegen würden, zu einem der Außenlager, aus denen die nächste Phase bestand. Der dritte Satz E-Rays war bereits im Einsatz, um geeignetes Gelände zu finden. Paresh nahm jetzt nur die Abhängigkeit wahr, die sie mit allen Mitteln zu unterdrücken versucht hatte, ihm wurde bewusst, wie mühsam die Verbindung mit der Zivilisation gerade geworden war. Dass ihnen niemand zu Hilfe kommen würde, wenn sie hier draußen das große Monster von St Libra finden sollten.
    »Wir haben sie jetzt hinter uns«, sagte sie beschwichtigend zu ihm.
    Wieder einmal landete die Daedalus auf einem Streifen nacktem, künstlich verdichtetem Boden, der viel zu kurz wirkte, als dass man etwas so Dummes auch nur versuchen sollte. Wieder dankte Angela dem Piloten stumm für seine Fähigkeiten.
    Die hintere Laderampe senkte sich, und die Passagiere stiegen noch vor den mobilen Biolabs aus, die sie begleitet hatten. Angela sah sich um; abgesehen von einem anderen Horizont – dank der höheren Berge um sie herum – gab es am Tag ihrer Ankunft praktisch keinen Unterschied zwischen Sarvar und Edzell. Die Ähnlichkeit erstreckte sich sogar auf den Grundriss des Lagers.
    »Zelte«, verkündete sie.
    Paresh sah sie neugierig an. »Was?«
    Sie lächelte überlegen.
    Lieutenant Botin trat zu Paresh. »Corporal, Ihr Trupp hat

Weitere Kostenlose Bücher