Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der unsichtbare Killer

Der unsichtbare Killer

Titel: Der unsichtbare Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
Vom Netzwerk:
die Zeltstadt. »Dieses Camp ist jetzt groß genug dazu.«
    »Ich wünschte, wir würden uns nicht so verstecken müssen. Wir sind immerhin erwachsen, verdammt.«
    »Ich weiß. Aber die HDA hat ihre Regeln. Und deiner Karriere zu schaden, ist so ziemlich das Letzte, das ich will. Wir kommen schon zurecht. Und wenn all das hier vorbei ist, unterhalten wir uns über die Zukunft.« Ihre letzten Worte sollten ihn daran hindern, irgendeine Dummheit zu begehen, wie zum Beispiel ihr seine Liebe zu gestehen oder zu verkünden, dass er mit ihr in den Sonnenuntergang gehen wollte. Sie konnte sich durchaus vorstellen, dass dieses verliebte Jüngelchen mit so etwas rausplatzen würde, denn genau so schlicht war seine Weltsicht. Und wenn er sich auf diese Weise zum Dummkopf machen wollte, würde sie mitspielen müssen, was wiederum bedeutete, dass sie ihn letztlich sehr verletzen würde – wenn er erst begriff, wie sehr er von ihr manipuliert worden war, und dass er nur eine Ware gewesen war, die sie benutzt hatte.
    In den zwanzig Jahren im Gefängnis war ihr offenbar ein größeres Gewissen erwachsen, als sie gedacht hatte. Oder sie war schwach geworden. Bisher hatte sie so etwas noch nie gekümmert, ganz sicher nicht bei Barclay, der sie, indem er sie in sein Leben gelassen hatte, unwissentlich erst mit all den Codes versorgt hatte, die sie benötigte.
    In jener Nacht vor langer Zeit war es mild gewesen, so wie in jeder Nacht auf St Libra. In der Luft hing der Geruch des Meeres, als Angela die Galerie im siebten Stock des Herrenhauses entlangging. Abgesehen von einem spitzengesäumten schwarzen Samthalsband und einem Handtuch aus Bartrams Schlafzimmer, das sie sich über die Schulter geworfen hatte, war sie nackt. Zu diesem Zeitpunkt war sonst niemand wach, daher machte sie sich nur Sorgen, dass sie irgendwelche verräterischen öligen Fußabdrücke auf dem Marmorboden zurücklassen könnte. Früher an diesem Abend hatten die anderen Mädchen ihr abwechselnd eine erotische Massage verabreicht – eine lesbische Darbietung, der Bartram zugesehen hatte. Und sie hatten alle eine Menge Öl benutzt, sodass ihre Haut über und über mit dem dummen Zeug überzogen war. Aber sie musste das Risiko eingehen – eine bessere Gelegenheit würde es nicht geben.
    In der siebten Etage gab es keine Sicherheitssensoren. Bartram war ziemlich besessen, was seine Privatsphäre betraf; er wollte nicht riskieren, dass irgendein Dreckskerl von Bytehead sich in das Netzwerk des Herrenhauses hackte und ihn durch seine eigenen Sensoren beobachtete. Die Sicherheitsmaßnahmen waren also nach außen gerichtet und sorgten dafür, dass nichts Unvorhergesehenes in das Herrenhaus eindringen und bis hinauf in den siebten Stock gelangen konnte, wo Bartram wohnte.
    Angela und die anderen Freundinnen waren ebenso wie das Personal des Herrenhauses in Zimmern im sechsten Stock untergebracht. Sobald sie ihn ausreichend befriedigt hatten, wurden sie in der Nacht meistens aus Bartrams Schlafzimmer verbannt und mussten einen Stock tiefer schlafen. Häufig kam es vor, dass sie sich, wenn sie wieder im sechsten Stock waren und geduscht und sich umgezogen hatten, in einem der Zimmer versammelten, ohne dass Mark-Anthony ständig in ihrer Nähe war, wie er das tagsüber immer tat. Sie tranken dann gern eine nicht offiziell genehmigte Flasche Wein und plauderten wie Schwestern miteinander. Angela hatte sich dem zunächst entzogen; es hatte ihr genügt, mit Olivia-Jay befreundet zu sein. Nachdem sie zwei Monate in dem Herrenhaus war, hatte die tägliche Routine sie jedoch so gelangweilt, dass sie schließlich nachgegeben und mitgemacht hatte.
    Allerdings nicht heute Nacht. Heute Nacht waren Karah, Coi und die für Lady Evangeline hinzugekommene Mariangela zum sechsten Stock runtergeschickt worden, nachdem sie Angela heiß und glitschig gemacht hatten, sodass nur sie und Olivia-Jay für einen Dreier bei Bartram geblieben waren. Vierzig Minuten später schnarchte Bartram leise, während Olivia-Jay, ebenfalls tief schlafend, zusammengerollt neben ihm lag, was bei all den Drogen und dem Champagner nur verständlich war. Olivia-Jays Vertrag lief nur noch zehn Tage, und sie gab sich alle Mühe, ihre Enttäuschung nicht zu zeigen, dass er nicht verlängert worden war. Angela rollte sich vom Bett herunter und ging ins Bad, um mit ein paar Handtüchern so viel Öl wie möglich von den Beinen und Füßen abzuwischen.
    Die großen Fenster an beiden Enden der Galerie waren geöffnet und

Weitere Kostenlose Bücher