Der unsichtbare Killer
zum späten Nachmittag nach Osten davon, sodass sich der Himmel klärte. Die Wasserreste fingen sofort an zu verdampfen, was der Luftfeuchtigkeit nochmals einen Schub gab. Aber zumindest konnten alle herumlaufen, ohne ihren Regenschutz tragen zu müssen.
Das Abendessen wurde serviert, als Sirius rasch zum Horizont sank und die Ringe langsam von eisigem Silber zu einem züngelnden Glühen am Südhimmel verblassten. Vance wollte gerade die Qwik-Kabine verlassen, um sich einen Bissen zu essen zu greifen, als der abgeschirmte Anruf von Ralph Stevens hereinkam.
»Wir hatten einige interessante Entwicklungen«, fing er an.
»Ernie Reinert?«, fragte Vance sofort.
»Nein. Und das läuft auch nicht sonderlich gut. Er weiß nicht viel, und ganz bestimmt nicht, wer den North ermordet hat. Aber wir haben ein paar brauchbare Namen aus ihm herausgeholt. Das sollte uns einen Schritt näher an die Information bringen, wer veranlasst hat, dass die Leiche entsorgt wird.«
»Okay, was haben Sie denn dann für mich?«
»Detective Hurst hat herausgefunden, dass ein unbekannter North am Tag des Mordes durch das Gateway gekommen ist. Er ist unmittelbar in die St James Singletown gegangen.«
Vance war so überrascht, dass er einen Augenblick lang nichts zu sagen vermochte. »Sind Sie sicher?«, fragte er. Das war keine sonderlich professionelle Reaktion, aber schließlich …
»Der Unbekannte hat die Identität von Adrian North gestohlen, um durch die GE-Grenzdirektion zu kommen. Er ist in die Singletown hineingegangen und verschwunden. Also wurde er entweder ermordet, oder er hat den Mord begangen und sich als sein Opfer ausgegeben.«
»Guter Gott.«
»Ja. Es sieht jetzt wirklich langsam doch nach irgendeinem Familienzwist der Norths aus.«
Vance ballte die Hand zur Faust und klopfte damit sanft gegen die Schreibtischfläche, die er in einem zornigen Rhythmus bearbeitete. »Wir hatten am Samstag einen schlimmen Unfall hier.«
»Ja, das war in den Nachrichten.«
»Ich bin nicht überzeugt, dass es ein Unfall war.« Noch während er es sagte, hasste er sich dafür, wie verzweifelt das klang. Diese Operation ging gerade in Flammen auf, und er war der Boss, der auf der Suche nach etwas oder jemandem war, dem man die Schuld in die Schuhe schieben konnte. Aber man musste hier vor Ort sein, um zu wissen , dass etwas nicht stimmte.
»Vance. Hurst und sein Team leisten gute Arbeit. Sie befragen noch einmal ein paar Norths, die möglicherweise der Hochstapler sein könnten. Und Ernie hat die Wohnung bereits bestätigt, in der er den Leichnam abgeholt hat; damit müssen wir morgen oder so rausrücken. Die Forensik wird die Bude auseinandernehmen.«
»Schickst du nicht zuerst unsere Leute rein?«
»Vermekia hat sich dagegen ausgesprochen. Er will, dass die Ermittlung unbeeinträchtigt weiterläuft.«
Vance wusste, was das hieß: Die HDA-Leitung ließ sich auf die Theorie des Unternehmenskonflikts ein. Aus politischer Perspektive stand die Expedition jetzt mit dem nackten Arsch im Wind. »Hat irgendwer eine Theorie, weshalb die Norths sich womöglich bekriegen?«
»Das ist ja das Merkwürdige, niemand kann sich einen Grund dafür vorstellen. Und sie leugnen es natürlich vollständig. Wenn man bedenkt, dass es sich bei dem Hochstapler, der durchgekommen ist, vermutlich um einen B-North handelt, ist der bisher beste Ansatz, dass das Ganze einen Versuch Brinkelles darstellt, Northumberland Interstellar zu übernehmen, aber das ist ziemlich gewagt. Seit das raus ist, ist derjenige, an dem sowohl die Polizei als auch Brinkelle interessiert sind, Zebediah North.«
»Ist das nicht der Familien-Irre?«
»Ja, Barclay North, der nach dem Tod seines Vaters durchgeknallt ist. Leider hat er nicht das richtige Alter – er passt nicht auf den Hochstapler, der durchgekommen ist.«
»Es könnte einer seiner Nachkommen gewesen sein, ein 3er, von dem wir nichts wissen.«
»Möglich, aber Hurst hat definitiv einen 2er aus dem Tyne gefischt. Und über sämtliche 2er der A-Linie wissen wir Bescheid.«
»Ja, du hast recht. Tut mir leid, es waren anstrengende Tage hier.«
»Hat Antrinell nun eine genetische Streuung gefunden?«
»Nein. Er kommt langsam auch zu der Ansicht, das hier sei eine Zeitverschwendung.«
»Auch keines der anderen beiden Außenlager hat etwas gefunden«, stellte Stevens fest.
»Wie lange haben wir noch?«
»Vermekia wollte sich nicht festlegen. Aber wenn nichts passiert, werden Sie vermutlich in etwa einer Woche die
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