Der unsichtbare Killer

ihm, wie überaus verdrossen der Mann war: Tränensäcke unter den Augen, Müdigkeit, Wut. Es stand alles dort geschrieben. Ein Mann, der gerade Schlimmes mitgemacht hatte und einfach nur nach Hause wollte. Der letzte Beweis, dass dies der wahre Adrian 2North war, auch wenn es kein greifbarer Beweis war.
    »Also ist der erste Adrian, der durch das Gateway kam, der Hochstapler«, sagte Ian bestimmt.
    »Ich denke, da sind wir uns alle sicher«, erwiderte Sid. Er warf einem Blick nach hinten auf O’Rouke und erhielt ein kaum wahrnehmbares bestätigendes Nicken.
    »Was also jetzt?«
    Ari und Lorelle, die die Konsolen des Immersionstheaters bedienten, blickten Sid neugierig an.
    »Danke«, sagte Sid zu ihnen. »Sie können das jetzt beenden.«
    Die Neugier verwandelte sich in Frust, und sie verließen das Kontrollzentrum. Ian ließ das Fenster undurchsichtig werden, sodass Eva ausgeschlossen wurde.
    »Es ist ein Krieg von North gegen North«, sagte Sid. »Auch wenn Aldred es leugnet oder nichts darüber weiß. Ich persönlich glaube, dass der falsche Adrian derjenige ist, den wir aus dem Tyne gezogen haben. Diese Verhöre mit den anderen 2Norths aus der St-James-Singletown waren ziemlich schlüssig. Keiner von ihnen ist ein Hochstapler.«
    »Das scheißt doch Jesus Christus höchstpersönlich auf uns herab«, knurrte O’Rouke. »Augustine gehört diese Stadt. Scheiße.«
    Ausnahmsweise tat der Chief Constable Sid leid. Er war sich auch nicht sonderlich sicher, wo ihn diese jüngste Entwicklung hinführen würde. »Ralph Stevens hat mich heute Morgen angerufen, Sir«, sagte Sid. »Wir sollten Ernie Reinert morgen zurückbekommen.«
    »Der arme Teufel lebt noch, was?«, fragte O’Rouke.
    »Offensichtlich. Stevens meint, dass sie ein paar hilfreiche Hinweise aus ihm herausgeholt haben, denen wir nachgehen sollten.«
    »Den Namen des Mörders?«
    »Nein, Sir, da war er ganz offen. Aber zumindest haben sie wohl die Wohnung, in der Reinert die Leiche abgeholt hat. Wenn wir die einmal kennen, sollte uns die Forensik weiterbringen können. Ich werde ein Team von Northern Forensics auf Bereitschaft stehen lassen. Ich will, dass die ihre besten Leute darauf ansetzen, sobald wir es wissen.«
    »Ja, guter Ansatz«, sagte O’Rouke. »Wissen Sie, diese Bastarde von der HDA-Kostenstelle haben sich gemeldet. Sie sind bereit, das erste Bündel Rechnungen für uns abzuarbeiten.«
    »Das ist … äh … gut, Sir.«
    »Verdammt richtig. Dieser allmächtige Haufen Hundekacke kann gar nicht schnell genug aus meiner Stadt gekehrt werden.«
    Sid und Ian wechselten einen Blick. Wenn sie ihren Verdacht äußern wollten, dass Sherman möglicherweise involviert war, war jetzt der richtige Zeitpunkt.
    »Unsere Verfahren haben tatsächlich Ergebnisse geliefert, Sir«, bemerkte Sid. Und das winzige erleichterte Aufflackern auf Ians Gesicht war nicht zu übersehen.
    O’Rouke kicherte. »Zum ersten verdammten Mal, was?«
    »Ja, Sir.«
    »Habt ihr gut gemacht, Jungs. Glaubt nicht, dass mir das nicht aufgefallen ist. Lanagin, Sie sollten vielleicht über Ihre Prüfung für den nächsten Dienstrang nachdenken. Ich kenne ein paar Leute im Gremium, mit denen ich reden kann.«
    »Danke, Sir, ich werde es mir durch den Kopf gehen lassen.«
    Sid nahm an, dass Ians anstehende Beförderung O’Roukes Art war, um auszudrücken, dass er seinen Teil des Handels einhalten und Sid in Rang fünf schieben würde. Das war das Schwierige beim Chief Constable, dachte Sid: Man wusste nie genau, ob er gerade Metaphern kackte oder nicht.
    Sids Audio-Smartcells klingelten laut. Im gleichen Augenblick ließen seine Iris-Smartcells ein hellblaues Icon etwa in der Mitte seines Rasters aufleuchten: ein Code-Blau mit universeller Geltung. Alle Regierungsbeschäftigten hatten ihre Notfallpläne zur staatlichen Abwehr zu aktivieren. Polizeiliche Beurlaubungen waren ausgesetzt. Die Beamten mussten sich bei ihrer Dienststelle melden.
    »Heilige Scheiße«, entfuhr es O’Rouke.
    »Sie wissen nicht, was das ist?«, fragte Sid.
    »Keine verdammte Ahnung. Dieser Scheiß-Bürgermeister, es macht ihm Spaß, mich aus allem rauszuhalten. Scheiß Dreckskerl.«
    Eilig verließen sie den Kontrollraum. Sid beauftragte seine E-I, die Nachrichtenseiten zu durchforsten, die lizensierten wie die unlizensierten, um die größte Story zu finden, die mit GE zu tun hatte. Nachrichtenfragmente schlängelten sich sofort aus den Symbolen auf seinem Raster.
    GE-Grenzdirektion verkündet zeitweilige