Der unsichtbare Killer
ging zu dem Bildschirm hinüber und baute sich davor auf, sodass Angelas Gesicht einen zähnebleckenden Hintergrund bildete. »Ungeachtet aller seltsamen Faktoren, die hier mit im Spiel sind, bleibt es prinzipiell nach wie vor ein Mord, den wir aufzuklären haben. Daher hätte ich gerne zunächst einmal eine positive Identifizierung unseres Opfers. Ari, Abner, ihr beide bleibt bitte da dran. Nun, nachdem Agent Elston uns zugesichert hat, Brinkelles Leute zu beknien, damit sie alle ihre 2Norths eingehend überprüfen, eröffnen sich uns vielleicht einige neue Möglichkeiten.«
»Ich halte das leider für unwahrscheinlich«, sagte Aldred. »Sämtliche Abkömmlinge Bartrams, die 2er, sind mittlerweile recht alt. Keiner wurde später geboren als die gute Brinkelle selbst, womit der jüngste von ihnen einundfünfzig sein müsste. Was bedeutet, dass es auf St Libra gar keine 2Norths gibt, deren Alter dem des Opfers, also Mitte vierzig, entspräche.«
»Das hat Bartrams Familie auch schon verlauten lassen«, warf Vance ein. »Charmonique Passam fliegt heute nach Abellia, um mit Brinkelle persönlich zu reden. Könnte sein, dass wir diesbezüglich sogar einen Anhaltspunkt haben. Immerhin hat Bartram bis zu seinem Tode für diese Mädchen den Sugardaddy gegeben.«
»Solange sich nichts Neues ergibt, checken wir noch einmal die 2Norths, von denen wir wissen; etwas gründlicher diesmal«, sagte Sid. »Und geht für mich dieser Betrüger-Theorie nach.«
»In Ordnung, Boss«, sagte Ari.
»Dedra und Reannha, ich würde sagen, dass ihr euch um das Frachtgut kümmert«, wandte sich Sid an die beiden Neuen im Team. »Erfahrungsgemäß ist damit ein Haufen Datenarbeit verbunden, also genau euer Ding. Fangt mit der Überprüfung sämtlicher Posten von in Frage kommender Größenordnung oder darüber an, die in den letzten zwei Wochen vor dem Mord das Gateway passiert haben. Nehmt euch dabei vor allem die vor, die an lokale Adressen gegangen sind. Wenn ihr die Fracht erfasst habt, ruft ihr direkt bei dem Unternehmen an, um euch bestätigen zu lassen, dass ihre Lieferung unbeschädigt war. Und sprecht dort auf jeden Fall mit einem Menschen. Kommt mir nicht mit irgendwelchen Smartnet-Antworten daher.«
»Geht klar, Boss.«
»Damit bliebe für uns anderen der wichtigste Aspekt: der Ort, wo die Leiche in den Tyne geworfen wurde. Diesen Part der Ermittlungen werde ich persönlich leiten. Wir haben gestern elf mögliche Stellen identifiziert, die wir unter uns aufteilen werden. Ich hab sie alle letzte Nacht von Agency-Constables absperren lassen. Sie wissen nicht, wieso, und das werden sie auch nie. Bitte vergesst das nicht. Ian, Eva, Lorelle und ich selbst werden heute Morgen mit jeweils einem Spurensicherungsteam rausfahren und jedes Blatt und jedes Steinchen umdrehen, um nach einem Hinweis auf eine im Fluss entsorgte Leiche zu suchen. Ich kann nicht genug betonen, wie wichtig dieses Teil des Puzzles ist. Wir müssen die Stelle finden. Wenn wir sie erst haben, ist der Rest nur noch Standarddatenarbeit.«
Während seine Leute sich an ihre Aufgaben machten, begab Sid sich mit Vance und Ralph in sein Büro. Durch die Glasscheibe konnte er sehen, wie Ian mit Eva redete und verärgert den Kopf schüttelte. Aldred setzte sich zu Reannha und Dedra und lotste sie in das Sicherheitsnetzwerk von Northumberland-Interstellar.
»Ich kann Abner ablösen lassen«, begann Vance. »Ein Anruf bei O’Rouke.«
»Warum sollte ich das wollen?«, fragte Sid.
»Der Mann ist nicht mal in der Lage, eine Datei zu öffnen. Und das ist Ihr kriminaltechnischer Chefanalyst? Kommen Sie!«
»Ey Mann, gerade erst wurde sein Bruder ermordet. Geben Sie ihm ein kleines bisschen Zeit.«
»Ich kann mir keinen Murks leisten, Sid. Niemand kann das, nicht bei dieser Sache.«
»Den wird es nicht geben. Wenn er sich nicht am Riemen reißt, schmeiße ich ihn persönlich raus.«
»Ich werde Sie dran erinnern.«
»Spätestens heute Nachmittag haben wir die Stelle am Fluss gefunden«, versprach Sid unbekümmert. »Danach wird’s dann leichter.«
»Was macht Sie da so zuversichtlich?«
»Die Erfassungslücke an sich mag vielleicht keine Informationen liefern, aber wir können uns ansehen, wer hinein- und hinausgegangen ist. Wir können die Personen identifizieren und, besser noch, über die Stadtnetze zurückverfolgen. Aber ich muss Ihnen leider sagen, dass Ian nicht ganz unrecht hat. Wenn da ein Alien frei herumgelaufen wäre, wäre es mit Sicherheit gesichtet worden.
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