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Der unsichtbare Killer

Der unsichtbare Killer

Titel: Der unsichtbare Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Aale kopiert worden waren. Aus den Scheiden waren semi-organische Leiterfäden gesprossen, die sich in ihre Hände und weiter bis zu den Krallenknospen in ihren Fingerspitzen erstreckten.
    Fünftausend Volt prasselten in Form eines blendenden, violett-weißen Blitzes in das Monster. Es flog rückwärts über den breiten Hauptkorridor der siebten Etage, landete in einer langgezogenen, gruseligen Blutschicht auf dem Boden und rutschte weiter, bis es gegen die Wand prallte.
    Angela sah diesen letzten Aufprall schon gar nicht mehr, denn sie raste bereits auf die Treppe zu. Die Welt war wahnsinnig geworden, war über ihr zusammengebrochen. Aber das spielte keine Rolle, der Transfer hatte stattgefunden. Rebka würde ihre genetische Behandlung bekommen. Alles andere spielte keine Rolle. Ein hysterisches Lachen stieg brodelnd in ihrer erstarrten Kehle auf. Nicht einmal mordende außerirdische Monster .
    Alles, was sie tun musste, war, am Leben zu bleiben und sich nicht erwischen zu lassen. Niemand würde ihr glauben, was die Ereignisse dieser Nacht anging. Sofern sie ihnen nicht gestand, weshalb sie wirklich im Herrenhaus gewesen war – und das würde sie niemals tun –, konnte sie nicht erklären, was geschehen war, denn die Behandlung von Rebka durfte durch nichts in Gefahr geraten. Durch gar nichts. Ihr eigenes Leben war demgegenüber vernachlässigbar.
    Sie nahm drei Stufen auf einmal. Hinter ihr war keine Bewegung zu hören. Noch nicht. Vielleicht hatte der Stromstoß das Monster getötet? Doch auf irgendeine Weise wusste sie, dass dem nicht so war.
    In ihrem Zimmer befand sich eine große Tasche, die stets gepackt war. Darin befanden sich Gegenstände, die ihr in einem Notfall helfen würden, sofort wegzulaufen und sich in Sicherheit zu bringen. Sie erreichte den sechsten Stock und dachte eine Millisekunde nach, ob sie es sich leisten konnte, Zeit dafür zu opfern, die Tasche zu holen. Das Monster würde hinter ihr her sein, daran zweifelte sie keinen Augenblick. Aber sie brauchte die Dinge, die sie in die Tasche gepackt hatte, wenn sie irgendeine Chance haben sollte, davonzukommen.
    Angela lief, um diese Tasche zu holen.
    Angela stand in der Schleuse des Biolabs und wies ihre E-I an, auf den Identitäts-Code in ihrem festen Memory-Cache umzustellen. Sie stellte den kleinen Klotz auf ein Regal und deaktivierte die Verbindung zwischen ihrem Bodymesh und dem Netz des Konvois. Wobei das Netz im Chaos dieses Gewittersturms ohnehin nicht von großem Nutzen war.
    Sie trat in den Schneesturm hinaus. In seinem geschwächten Zustand hatte Sirius es immer noch nicht geschafft, mit seinem Licht die Wolkendecke zu durchstoßen, und kaum durchdringbares Zwielicht erfüllte die Schlucht. Die Schneeflocken, groß wie Kieselsteine, versetzten ihr regelrechte Schläge, als sie gegen ihren Parka, die wattierte Hose und auf ihre Sturmmütze prasselten. Die weißen Lichtkegel der Scheinwerfer wiesen sinnlos in den Sturm und verschwammen schon ein paar Meter außerhalb des armseligen, aus den Fahrzeugen gebildeten Schutzrings zu einem diffusen Schleier.
    Atyeo und Garrick lagen immer noch neben Biolab-1 auf dem Boden; Schnee sammelte sich bereits seitlich an ihren Leichen, vom unablässig wehenden Wind dorthin getrieben. Der Schlauch war zum größten Teil unter kleinen wellenähnlichen Schneewehen verborgen, während der gefrorene Feuerlöschschaum wie ein zerklüfteter Eisgrat wirkte und von der unter dem Schneesturm leidenden Landschaft kaum mehr zu unterscheiden war. Mittlerweile bewegte sich keines der fernbedienbaren MGs mehr, und der Konvoi war dem Monster schutzlos ausgeliefert. Was er, dachte Angela, als sie das alles in sich aufnahm, im Grunde genommen immer schon gewesen war.
    Angela ging zwischen Tropic-3 und -2 hindurch. Eine helle Eisschicht bedeckte die Seitenscheiben der Fahrzeuge und leuchtete leicht, gespeist vom Licht in ihrem Innern. Die Scheibenwischer der Tropics bewegten sich immer noch ruckelnd hin und her, aber die Dreiecke, die sie freilegten, wurden immer kleiner. Wenn es in dieser Geschwindigkeit weiterging, würden die Windschutzscheiben in einer weiteren halben Stunde völlig zugefroren sein.
    Niemand sah sie, nicht einmal, als ein weiterer verrückter Kugelblitz aus den aufgequollenen Wolken hoch über ihr brach und alles in helles Licht tauchte. Sie schritt unbemerkt in die arktische Leere der Schlucht, wo das Monster wartete. Die Einsamkeit war beinahe erfrischend, ebenso wie die fehlende Sorge. Sie hatte

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