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Der unsichtbare Killer

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Titel: Der unsichtbare Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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sich, dass die Sohlen seiner Stiefel vernünftigen Halt hatten. Manchmal war der Untergrund in Zanthregionen spiegelglatt wie eine Eisbahn. Diesmal jedoch war er okay, und Antrinell gab Marvin Entwarnung.
    Zusammen gingen sie zu dem Ausrüstungspaket hinüber. Es wirkte seltsam altmodisch in dieser Zeit von Smartdust und Nanoprozessoren. Doch wie die Erfahrung gelehrt hatte, war etwas umso leichter zu pervertieren und in das Zanth aufzunehmen, je kleiner es war. Die Wissenschaftsteams der HDA hatten die netzartigen Sensoren, die sie auf ihren eigenen Welten benutzten, zugunsten von robusten Retroelektronikblöcken rasch aufgegeben.
    Diesen hier hatte das Team der letzten Mission aufgestellt, auf einem Stativ mit zwei Meter langen und nicht zu knapp elektrisch geladenen Beinen. Erleichtert nahm Antrinell zur Kenntnis, dass das Zanth noch nicht begonnen hatte, ihn zu absorbieren, alle drei Beine hatten sich noch den makellosen Glanz von Edelstahl erhalten. Dann sah er zu den Paketen von Sensorgeräten hinauf, die auf dem Stativ übereinandergestapelt thronten und mit schlichter, ebenfalls Strom führender Isolierfolie abgedeckt waren. »Verdammt.«
    »Was ist?«, fragte Marvin.
    Antrinell legte den Kopf in den Nacken, um besser sehen zu können, und fokussierte seine Helmsensoren. Insgesamt waren dort sechs rechteckige, etwa fünfundzwanzig mal zehn Zentimeter große Pakete. Die beiden mittleren von ihnen wiesen gelblich orangenen Zanthbewuchs in dem winzigen Spalt zwischen ihnen auf. Schlanke Wedel mit Pilzköpfen sprossen strahlenförmig aus einem einzelnen Befestigungspunkt hervor. Noch undeutlicher zu erkennen waren die sich vom unteren Teil der Wedel her ausbreitenden Fäden, welche die Isolierfolie selbst besudelten. Die Ähnlichkeit mit irdischen Pilzen war verblüffend.
    »Oh-oh«, sagte Marvin mit offenkundigem Unbehagen. »Das ist gar nicht gut. Glaubst du, dass es resistent gegen Elektrizität geworden ist?«
    »Wer weiß?« Antrinell schwenkte einen Sensorstab in Richtung der Pakete. »Durch die mittleren zwei Einheiten fließt keine Abwehrspannung, aber ihre internen Schaltkreise funktionieren noch halbwegs.«
    »Okay, ich lade die Dateien runter. Vielleicht können die Jungs zu Hause auf Frontline was damit anfangen.«
    Bereits ahnend, was er vorfinden würde, ging Antrinell zu der Geländespitze hinüber, auf welche das Ausrüstungspaket ausgerichtet war. Vor zwei Monaten waren sie hier gewesen und hatten vor diesem Dorn einen Molekularvirus auf der Oberfläche des Zanth ausgesetzt. Das Zeug jagte den meisten Menschen eine Heidenangst ein, und Antrinell war da keine Ausnahme. Niemand außerhalb der HDA wusste überhaupt, dass es existierte. Die Sicherheitsvorkehrungen im Falle, dass jemand damit herumhantierte, waren noch um einiges schärfer als bei diesen Nuklearsprengköpfen. Sollte dieses Virus jemals auf gewöhnliche Materie losgelassen werden, war es denkbar, dass es eine komplette Welt vernichtete. Irgendwo in einem namenlosen System, zu dem Frontline ein Gateway geöffnet hatte, gab es einen Asteroiden, der jetzt infolge einer Reduzierung seines Basisenergiezustands durch die molekulare Metamorphose nur noch eine brodelnde Masse aus flüchtigem, fraktalem Schaum war. Aber das Schlüsselwort war »gewöhnliche Materie«.
    Als er auf das Virus hinabsah, konnte Antrinell mit einem Blick erkennen, dass es tot war. Es hatte sich in die Zanth-Materie gefressen und sich dann immer weiter nach innen ausgebreitet, bis es zu einem rostbraunen, zwei Meter durchmessenden Krebsgeschwür herangewuchert war. An dem Punkt war das Zanth irgendwie immun geworden, hatten sich seine eigenen transformierten Moleküle abermals verändert und sich in irgendeiner Weise so verhärtet, dass ihnen das Virus nichts mehr anhaben konnte. Seines Nährbodens beraubt, war das Molekularvirus dann einfach gestorben.
    Antrinell nahm den Prüfstab von seinem Gürtel und stieß ihn sacht in das brüchige, schaumartige Gewebe. Es war, als würde er eine sehr dünne Eisschicht durchbrechen, ein leichter Widerstand, der sofort nachgab, dann glitt der feste Körper des Messgerätes langsam hinab. Antrinell studierte die in seinem optischen Rasterfeld angezeigte detaillierte Analyse. Das Virus hatte es definitiv hinter sich, war auf superfeinen Staub mit geringem Zusammenhalt reduziert. Gewebefasern wurden in den Probensammler gesaugt. »Ich hab’s«, sagte er.
    »Und ich hab die Sensordaten«, erwiderte Marvin. Er warf einen Blick auf

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