Der unsichtbare Killer
sich wieder zu der Direktorin umgedreht: »Ich werde lieber warten.«
Paresh hätte bei dem gequälten Ausdruck, der sich im Gesicht der Direktorin breitgemacht hatte, beinahe laut aufgelacht.
»Aber da ist erst in drei Stunden wieder jemand im Büro«, hatte die Direktorin protestiert.
»Ach herrje«, hatte Angelas stoische Antwort gelautet.
»Sind Sie sicher, dass Sie wirklich hier rauskommen wollen?«, hatte die Direktorin sie daraufhin angeblafft.
»Ich bin bereits hier rausgekommen. So viel wissen wir doch schon, oder? Die Frage ist nur: wie? Gehe ich jetzt ganz still und leise, wie abgemacht? Oder pfeife ich auf die gestrige Vereinbarung und warte, bis die Expedition den Beweis erbringt, dass ich unschuldig bin? Sie werden das Ergebnis ja wohl nicht für sich behalten, hab ich recht? Nicht, wo so viel davon abhängt. Es stehen die Reputationen von Leuten auf dem Spiel, die noch um einiges wichtiger sind als Sie. Glauben Sie, dass das Justizministerium Ihnen für die Publicity dankbar sein wird, wenn ich in einem Monat zum Haupttor rausmarschiere und direkt in einen Pulk von Transnet-Reportern hinein? Was denken Sie, welche Entschädigungssumme mir dieser Justizirrtum exakt einbringen wird? Und dabei hätten Sie mich mit dem Geld, das Sie mir sowieso schulden, so einfach kaufen können. Wie hört sich das an?«
Nicht ohne Bewunderung hatte Paresh zugesehen, wie die beiden Frauen sich angestarrt hatten. Doch es konnte nur auf eine Weise enden.
Die Direktorin zögerte nicht mal eine Minute. »Na schön. Ich werde die Auszahlung genehmigen.«
»Sie können für mich ein Konto bei der Europäischen Sozialbank eröffnen«, hatte Angela ruhig erwidert. »Das Standardinstitut für entlassene Strafgefangene, wie ich glaube. Ihr Büro hat von Amts wegen die Berechtigung dazu. Sehen Sie, es lohnt sich doch, wenn man uns Zugang zu Bildung gewährt.«
»Erledigen Sie das«, hatte die Direktorin ihrer Assistentin zugezischt.
»Aber –«
»Tun Sie’s einfach!«
Es hatte noch einmal dreißig Minuten gedauert, bis alles unter Dach und Fach gewesen war. Während der ganzen Zeit hatte sich Angela nicht von der Stelle gerührt. Paresh hatte die wütende Direktorin zwei Mal anhalten müssen, sie solle doch versuchen, die Dinge ein wenig zu beschleunigen.
»Zerbrechen Sie sich nicht meinen Kopf«, hatte Angela ohne sich umzudrehen zu ihm gesagt. »Entweder gehe ich in meine Zelle zurück, oder ich verlasse dieses Gebäude mit meiner Kohle.«
Paresh hatte keinen Schimmer gehabt, wie er aus der festgefahrenen Situation wieder rauskommen sollte – seinen Männern zu befehlen, sich Angela zu schnappen und sie gewaltsam rauszutragen, war so ziemlich die einzige Option gewesen, die ihm einfallen wollte. Die ganze Angelegenheit hatte so langsam angefangen, ihn nervös zu machen, seine ihn als Corporal ausweisenden Streifen waren erst zwei Monate alt. Er hatte den Lieutenant zum Teufel gewünscht, der offensichtlich nichts richtig geklärt hatte.
Schließlich war die Assistentin wieder in das Zimmer zurückgetippelt gekommen und hatte Angela eine biometrische Karte überreicht. Angela hatte gecheckt, ob ihr Daumenabdruck von dem Ding registriert worden war, und dann hatten sie zu einer Zone-Konsole hinübergehen müssen, um das Konto zu aktivieren.
»Können wir jetzt gehen?«, hatte Paresh mit vernichtendem Blick gefragt.
Angela hatte ihn freundlich angegrinst. »Sicher können wir das. Oder glauben Sie, ich will in dieser Scheißbude versauern?«
Paresh war sich sicher gewesen, die Zähne der Direktorin knirschen hören zu können. »Ihre Tasche«, hatte er gesagt und hilfsbereit auf die kleine Reisetasche gedeutet, von der sich Angela entfernte.
»Der Butler kümmert sich immer um die Beförderung meiner Garderobe.«
Als der Summer ertönte und sich das massive Gefängnistor gehorsam öffnete, hatten Paresh und seine beiden Begleiter einen deutlichen Schritt zulegen müssen, um wieder zu Angela aufzuschließen.
»Da gibt’s nichts herauszufinden«, sagte Angela, während sie durch die weiße Wildnis von Middlesex’ Winterlandschaft fuhren. »Ich wurde zu Unrecht inhaftiert, und jetzt helfe ich bei euch Typen freiwillig aus. Ich komme mit euch auf die Expedition.«
»Welche Expedition?«, fragte DiRito zwei Sitze weiter hinten.
»Haben sie es euch nicht gesagt? Wir gehen auf Alienjagd auf St Libra.«
Der Trupp wechselte gleich ein ganzes Sperrfeuer von erschrockenen Blicken. »Kein Scheiß?«, platzte Mohammed
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