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Der unsichtbare Killer

Der unsichtbare Killer

Titel: Der unsichtbare Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Strumpfbänder aufzuspüren, die ihr passten. Anschließend folgten acht Paar ordentliche (nichtsynthetische) Wollsocken sowie ein Stoß langärmeliger T-Shirts, drei Paar leichte, UV-beständige Hosen und Sonnenschutzöl (in Literflaschen). Als Nächstes wandte sie sich den Ausrüstungsgegenständen zu: ein Solar-Ladegerät, ein kleiner handpumpenbetriebener Brenner, ein Trägheitsnavigationsmodul, ein kompakter Memory-Cache, den sie mit ihrem Bodymesh verbinden konnte, und in einer höheren Preisklasse zwei Panorama-Sonnenbrillen mit Smartlinsen, die über Nacht- und Infrarotsicht sowie über eine elektronische Vergrößerung verfügten. Zu guter Letzt packte sie noch einen brauchbaren Allzweckgürtel ein, der bereits mit allerlei nützlichen und handlichen Campingutensilien bestückt war. Es dauerte eine Weile, bis sie das alles beisammen hatte, da die Truppmitglieder andauernd mit irgendwelchen Sachen angerannt kamen, die sie aufgestöbert hatten, und von ihr wissen wollten, was sie davon hielt.
    Sie war gerade dabei, Leora Fawkes zu erklären, worauf man beim Kauf von selbstkühlenden Flaschen achten musste, als sie aus den Augenwinkeln heraus sah, wie sich Paresh versteifte. Lautlos ging sein Mund auf und zu, ein sicheres Zeichen dafür, dass er einen Anruf erhalten hatte. Schon wissend, was jetzt kommen würde, warf sie ein paar Baumwollsonnenhüte in die faltbare wetterfeste Tasche auf ihrem Einkaufswagen. Das Display auf dessen Handgriff registrierte die per Smartdust angebrachten Preisauszeichnungen der Hüte, und sie tippte das Icon »Fertig & bezahlen« an. In der nächsten Sekunde teilte ihr ihre E-I mit, dass eine Zahlung auf das Konto von Birk-Unwin durchgeführt worden war. Alles, was sie ausgesucht hatte, befand sich in der Tasche; mit einem entschlossenen Ruck zog sie den Reißverschluss zu.
    »Alle mal herhören!«, verkündete Paresh laut. »Wir brechen auf. Jetzt.«
    Angele schwang sich die Tasche um und schob ihre Arme durch die Schulterriemen. Paresh war plötzlich neben ihr. Er wirkte nicht direkt wütend, eher schon beunruhigt.
    »Probleme?«, fragte sie.
    »Wir müssen los«, erwiderte er knapp.
    »Sicher.« Immer schön den Ball flachhalten. Jedenfalls, wenn man nicht wusste, was der Wirbel sollte. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass Elston die Sicherungen durchgebrannt waren, als er von ihrem harmlosen kleinen Abstecher gehört hatte.
    Wenig später zockelte der Minibus wieder den Kingsway entlang und weiter zu dem HDA-Camp hinauf, das auf der Böschung darüber kauerte. Es war jetzt ein wenig eng geworden im Wagen, der Mittelgang komplett mit Einkaufstaschen zugestellt, und man konnte die Besorgnis, die in der Luft lag, als sie sich dem hohen Begrenzungszaun näherten, förmlich greifen. Angela registrierte die unscheinbaren, mattschwarzen Sphären, die auf der Laufschiene zwischen dem Maschengeflecht entlangrollten, das Löwe-und-Adler-Emblem. Vor der rot-weiß-gestreiften Schranke spannte sich bogenförmig ein breites Sensorband über die Zufahrt. Wachposten in dicken Mänteln und mit in wetterfesten Holstern steckenden Automatikpistolen standen an der Seite und warteten, dass die KI, die den Tiefenscan jedes hereinkommenden Fahrzeugs prüfte, Alarm schlug. Sie starrte auf das Löwe-und-Adler-Emblem, unfähig, ihren Blick abzuwenden. Als die Erinnerung über sie hereinbrach, schien ihre Körperkerntemperatur mit jeder Sekunde weiter zu fallen und machte es ihr unmöglich, sich zu bewegen. Das letzte Mal, dass sie einen Zaun mit dem gleichen, stolz auf den Pfosten leuchtenden unheilvollen Emblem passiert hatte, war vor zwanzig Jahren gewesen …
    Vance Elston, das kleine Arschloch, hatte bei ihr im Wagen gesessen. Sie hatten ihr erzählt, dass es ein Gefangenentransportfahrzeug wäre – blöd, blöd, seit wann benutzte die Strafvollzugsbehörde der UK-Region schwarze Limousinen mit blickdichten Fenstern? Es war der Tag, nachdem die Verhandlung mit jener schrecklichen, irrsinnigen Urteilsverkündigung ausgegangen war, und sie war immer noch wie betäubt darüber gewesen, dass sie tatsächlich für schuldig befunden worden war; dermaßen abgestumpft, dass sie nicht daran dachte, auch nur irgendetwas zu hinterfragen. Nicht, dass ihr das irgendwie geholfen hätte. Sie war jetzt ein Stück Fleisch, kein Mensch mit Rechten mehr. Nicht, dass sie vorher viele gehabt hätte.
    Sie hatte Elston mit seiner überheblichen Miene und der adretten Arbeitsuniform nur ein Mal ansehen müssen, und

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