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Der unsichtbare Killer

Der unsichtbare Killer

Titel: Der unsichtbare Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Applikationsröhrchen und den inhaltslosen Kapseln wieder zurück in die Schachtel.
    Dann befahl sie ihrer E-I, eine Verbindung zu der Minibus-Netzzelle herzustellen. Und zum ersten Mal seit zwanzig Jahren verfügte Angela über einen nicht überwachten und uneingeschränkten Kanal in das Transnet. Die Unmenge von verschiedenfarbigen Zugriffsymbolen, die in ihrem Rasterfeld hervorsprossen, waren ihr zwar von den Auffrischungskursen im Holloway vertraut, doch jetzt waren sie alle aktiv. Über ihr SBcard-Konto erwarb sie für ihre E-I bei einem deutschen Dienstleister einen Zugangscode und einen sicheren Cache und warf sich alsdann in das virtuelle Universum.
    Ihre alte Tramelo E-I war natürlich noch da draußen, obwohl inaktiv und in einem Langzeit-Cache abgelegt. Doch diesen Zugangscode hatte sie der HDA schon vor vielen Jahren gegeben; wahrscheinlich hatten sie dann den kompletten Speicher durch KI-Analyseroutinen gejagt und mit Überwachungsprogrammen gespickt. Da war im Moment für sie nichts zu holen. Auf digitaler Ebene gab es gegenwärtig wenig, was sie tun konnte, um die eine Person zu erreichen, mit der sie wieder Kontakt aufnehmen musste, vor allem nicht, wenn sie die Zelle eines HDA-Fahrzeugs als ihren Transnet-Zugang benutzte. Sie würde warten müssen, bis sie sich über eine eigenständige, nicht überwachte Verbindung einloggen konnte. Sie hatte zwanzig Jahre gewartet, da kam es auf ein paar Tage mehr auch nicht mehr an.
    Ihre E-I schickte ein halbes Dutzend Recherchen raus und sammelte genau die Art von Informationen, von denen die HDA annehmen würde, dass sie sie abfragte: Daten über die überlebenden Mädchen aus dem Herrenhaus, Zusammenfassungen zu ihrer eigenen Person in Nachrichtensendungen und auf Sites, eine Liste passabler Klamottenläden und Restaurants, die in Newcastle zu finden waren, Kurzinfos über die HDA-Basis der Stadt, aktuelle Nachrichten von St Libra unter Berücksichtigung irgendwelcher HDA-Aktivität, Polizeiberichte über den ermordeten North und natürlich die Transnet-Adresscodes für Grand Europes beste Bürgerrechtsadvokaten. Doch nichts über ihre Mutter aus Nantes, keine Netsuche, ob sie noch lebte, keine Abfrage ihres Zugangscodes. Diese peinliche Farce konnte sie sich jetzt sparen. Elston wusste inzwischen, dass ihre Akte hinsichtlich ihrer Vergangenheit eine einzige große Lüge war, und er hatte es vermasselt, hatte seine eine Chance, sie über sie zu befragen, verpasst. Komme, was da wolle, sie würde nicht wieder zurück nach Frontline gehen. Jedenfalls nicht lebend.
    »Wissen Sie, ich kann Ihren Akzent nicht so richtig einordnen«, sagte Paresh mit einem gewinnenden Lächeln, während sie die Schachtel zusammenknüllte und in den Abfallbehälter unter ihrem Sitz warf.
    »Ach, tatsächlich?« Es war schon witzig, wie dieses eine Spielchen über die Dekaden hinweg immer das gleiche geblieben war, ob im Knast oder draußen. Und niemand hatte ihr je beibringen müssen, wie man es meisterhaft spielte. »Was würden Sie denn schätzen?«
    »Also schön. Ich würde sagen, nicht ganz reiner UK-Raum, also tippe ich mal darauf, dass Sie eine Zeitlang in den Staaten gelebt haben.«
    »Oder ich bin in den Staaten aufgewachsen und hab dann zwanzig Jahre hier im Bau gesessen, wo alle mit mir UK-Englisch gesprochen haben.«
    »Oh, okay.« Er wurde leicht rot. »Und in welchem Teil der Vereinigten Staaten, Erde oder transstellare Kolonie?«
    »Ich bin nicht in den Staaten aufgewachsen. Meine Mutter ist Französin.«
    Er lachte. »Verdammt! Sie sind ’ne echt harte Nuss.«
    »Jetzt phantasieren Sie aber.«
    »Laut Ihrer Akte sind Sie zweiundvierzig.«
    »Stellen Sie niemals eine Regierungsakte in Frage, das sind gescheite Leute da oben.«
    »Wenn das stimmt, würde das bedeuten, dass Sie ein Eins-Zu-Zehn sind.«
    »Und das stört Sie?
    »Nein. Überhaupt nicht.«
    »Wie überaus tolerant von Ihnen.« Angela erhaschte einen Blick auf das Verkehrsschild seitlich der A1; sie befanden sich kurz vor der Abfahrt auf die A167. Das hieß, bis zur HDA-Basis waren es nur noch wenige Minuten, und wenn sie da erst einmal drin war, kam sie so schnell nicht mehr heraus. Dafür würde Elston schon sorgen. Sie spähte durch die Windschutzscheibe des Fahrzeugs. »Ist das nicht Last Mile da vor uns?«
    »Ja, aber wir fahren direkt zur HDA-Basis«, erwiderte Paresh.
    »Wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich vorher gern einen kleinen Abstecher machen.«
    »Was?«
    »Sehen Sie, wenn wir in der

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