Der unsichtbare Killer
wird?«
»Selbstverständlich.«
»Sid, dafür muss ich die Labortechniker wieder reinholen. Das wird als fünffache Zeit abgerechnet.«
»Sie können mir morgen früh danken.«
»Sie gehen?«
»Solange ich nicht diese entscheidenden Hinweise habe, die sie mir vorlegen, gibt’s für mich nichts zu tun. Der Einsatzbefehlshaber wird dafür sorgen, dass Ihre Leute hier sicher sind. Und mein Bett ruft.«
»Ich hasse Sie.«
»Denken Sie dran: fünffache Abrechnung.« Und damit stieg er in seinen Wagen und fuhr nach Hause.
Mittwoch, 16. Januar 2143
Sid hatte nicht damit gerechnet, dass er so bald schon wieder in Elstons Büro stehen würde. Nicht nach dem Treffen gestern. Doch hier war er, um halb zehn morgens, noch kaum dazu gekommen, die Daten zu überfliegen, die in der Nacht hereingekommen waren.
Aber Ralph Stevens hatte auf einem Besuch in der HDA-Basis bestanden, also war Sid in dem trüben Halblicht eines Winternebels über die Tyne Bridge gefahren, die er mehr hasste als Eis und Schnee. Der Fahrzeugradar hatte spärliche grüne Umrisse auf die Windschutzscheibe geworfen, die ihm halfen, verhältnismäßig zuversichtlich die Straße entlangzulenken. Das Einzige, was er von Transportern vor ihm hatte sehen können, waren die hellroten Flecken der Rücklichter und die in der Mitte zwischen ihnen angebrachten grünen Leuchten gewesen, die anzeigten, dass der Van im manuellen Betrieb fuhr. Der Verkehr auf der entgegenkommenden Straße war eine blauweiße Glitzerflut gewesen. Trotz moderner Sicherheitshilfen und Autopilot hatten mehrere Autos einen Blechschaden oder Schlimmeres produziert. Dreimal hatte er abbremsen und sich um Agency-Streifenwagen herumschlängeln müssen, die rausgekommen waren, um die Unfälle aufzunehmen.
»Halten Sie bitte Ihr Log an«, hatte Ralph gesagt, als sie zum Verwaltungssektor hinübergegangen waren, wo Elston sein Büro hatte. Und wieder wartete Aldred in dem Büro.
»Welche Erkenntnisse hat das Taxi uns gebracht?«, fragte Elston, kaum dass sie vor seinem Schreibtisch Platz genommen hatten.
»Das Feuer war beträchtlich«, sagte Sid. »Sie wussten, was sie taten. Wir haben kein einziges Reifenprofil zum Vergleichen. Das Gleiche gilt für den Fahrzeuginnenraum: kein Haar, keine Hautschuppen. Allerdings haben sie möglicherweise zwei Fehler gemacht. Zunächst einmal ist ein kompletter Satz Herrenbekleidung im Kofferraum zurückgelassen worden. Diese Kleidungsstücke sind mit Bioil übergossen worden, aber sie waren gebündelt und sind daher nicht völlig verbrannt. Die Überreste sollten ausreichen, um ihre Größe zu bestimmen, vor allem die der Schuhe. Ich könnte mir vorstellen, dass sie der Leiche passen.«
»Können Sie die Sachen identifizieren?«
»Das Labor arbeitet daran. Sieht aus, als hätte er einen teuren Seidenanzug getragen.«
»Na, das engt den Kreis ja schon mal etwas ein«, sagte Aldred.
»Es ist ein möglicher Anhaltspunkt«, entgegnete Sid. »Natürlich sind Kleidungsstücke nur Indizien, aber wenn wir mal den Versuch der Vernichtung von Beweisen unterstellen, wäre es einleuchtend, wenn sie dem Opfer gehörten.«
»Dann befand sich die Leiche also im Kofferraum und wurde mit dem Taxi zum Tyne transportiert?«, sagte Elston.
»So stellt es sich dar, ja. Der größte Teil der Elektronik des Fahrzeugs wurde in dem Feuer zerstört, aber auch in diesem Fall ist genug für eine Rekonstruktion und eine Analyse übrig geblieben. Es wird nicht ganz billig werden und auch seine Zeit brauchen, doch Osborne scheint zu glauben, dass sie möglicherweise einen Teil der in dem Fahrzeugnetz noch vorhandenen Software retten können.«
»Dann kommen wir demnach an das Log?«
»Leider nein. Der Speicherchip des Netzwerks wurde entfernt. Aber wenn wir es, wie wir annehmen, tatsächlich mit Profis zu tun haben, dann dürften sie bei dem Makrogeflecht eine gefälschte Registrierungslizenz benutzt haben. Das ist Banden-Verfahrensweise eins-null-eins. Wie auch immer, Fixes dieser Art sind durch die Bank selbsterstellt. Wenn noch irgendwas von der Software im Netzwerk ist, dann sollten wir in der Lage sein, ihn ausfindig zu machen.«
Elston schürzte die Lippen. »Okay, das ist ja schon mal ganz ordentlich, trotz der vielen Vielleichts, die Sie da eingeschoben haben.«
»Im Grunde genommen ist es fast irrelevant. Ich würde nicht zu sehr darauf setzen, alles hängt in hohem Maße von der Laborarbeit ab, die unter Umständen Wochen dauern wird. Und Sie haben recht: zu
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