Der unsichtbare Killer

sagte Elston.
    »Sid hat ganz recht. Das Taxi deutet auf eine Bande von Berufsverbrechern hin, die sich in der Stadt hervorragend auskennen. Nicht auf einen Außerirdischen.«
    »Das Mordwerkzeug ist identisch«, beharrte Elston. »Eine Hand mit fünf Klingen.«
    »Ja, aber das ist auch schon die einzige Verbindung. Sonst haben wir nichts. Nach Lage der Beweise ist das bestenfalls ein Indiz.«
    Nun begriff Sid, warum diese Unterhaltung in Elstons Büro stattfand und fernab jedweden offiziellen Logs. Die Expedition entwickelte sich zu einem Monstertruck, beladen mit schwergewichtigen Politikern und HDA-Strippenziehern. Wer immer jetzt auf die Bremse stieg, würde am Felsgrund zermalmt und nimmermehr gesehen werden – nicht von irgendeinem Dienstherrn.
    »Irgendetwas Unbekanntes hat es auf die Norths abgesehen«, sagte Elston. »Die HDA muss wissen, was.«
    »Ich verstehe. Aber Sie müssen darauf gefasst sein, dass der Taxi-Connection eine Alienkomponente fehlt.«
    »In Ordnung. Ich werde meine Vorgesetzten informieren.«
    Darauf also lief am Ende alles hinaus. Jeder wollte sich aus der Schusslinie bringen. Sid hätte vielleicht laut gelacht, wäre er nicht so sehr mit dem Versuch beschäftigt gewesen, seine eigene Exponiertheit einzuschätzen. Das Aufspüren einer Bande, die einen North umgelegt hatte, sollte doch eigentlich Deckung genug sein. Sicher?
    »Ich bringe Sie zur Wache zurück«, sagte Aldred, als sie auf dem Parkplatz der Basis ankamen.
    »Aber …« Sid gestikulierte in Richtung seines eigenen Fahrzeugs.
    »Einer meiner Leute wird sich darum kümmern«, sagte Aldred.
    Und so sah Sid verwirrt dabei zu, wie ein Mann im Anzug aus dem schwarzen Mercedes stieg und zu dem Polizeiwagen hinübertrottete.
    »Und jetzt?«, fragte Sid, als die Beifahrertür des Mercedes einklappte und der Autopilot sie aus der Basis herausbrachte. Wie Sid auffiel, kam durch das Tor jede Menge Verkehr herein, genau wie am Tag zuvor. Er war sich so sicher gewesen, dass ein positives Ergebnis in dem Fall ihn schützen würde, doch all diese Leute und die ganze Ausrüstung, die für die Expedition eintrafen, hatten zur Folge, dass er sich wieder verwundbar fühlte.
    »Keine Panik«, sagte Aldred. »Er will Sie sehen, das ist alles.«
    »Wer?«
    »Augustine.«
    »Ach du Scheiße.«
    Der Mercedes brachte sie zu einem großen Bürohochhaus in Westgate, einer von einem Dutzend, die Northumberland Interstellar in der Stadt besaß. Ein Hubschrauber wartete auf dem Dachlandefeld, die gegenläufigen Rotorblätter drehten sich bereits im Leerlauf.
    »Ich weiß nicht mal, wo Augustine wohnt«, sagte Sid, während er sich in den überraschend bequemen Kabinensitz sinken ließ.
    »Es ist nicht weit«, versprach Aldred.
    Die Geräuschdämpfung des Helikopters war exzellent. Als sie starteten, konnte Sid kaum die Turbinen hören. Dann hoben sie sanft ab und drehten unmittelbar ein, beschrieben eine Kurve und nahmen Kurs in Richtung Norden. Danach gab sein Richtungssinn auf. Er versuchte durch das Fenster zu schauen, doch der Nebel verhüllte noch immer die Stadt. Durch undurchdringlichen Nebel zu fliegen, war noch zehnmal schlimmer, als hindurchzufahren.
    »Ich möchte Sie um einen Gefallen bitten«, sagte Aldred.
    Sid war froh über die Ausrede, sich wieder auf die Kabine konzentrieren zu können. »Ey, Mann, das ist genau meine Saison, um den Leuten Gefallen zu tun.«
    »Keine Sorge, Sie schlagen sich bemerkenswert gut. Ich freu mich schon richtig auf die virtuelle Darstellung der gesamten Stadt. Wurde das schon jemals gemacht?«
    »Nein. Vor vier Jahren haben sie mal im Zusammenhang mit dem Eiricksson-Fall eine virtuelle Wiedergabe des kompletten Byker-Bezirks ablaufen lassen, das war die größte, die jemals erstellt wurde.«
    »Wie auch immer, ich möchte, dass Sie bei Ari den Druck etwas rausnehmen.«
    »Er hat Scheiße gebaut. Er sollte eine Liste mit sämtlichen Importeuren aufstellen.«
    »Und kurz vorher sollte er noch die Identität der Leiche herausfinden. In dieser Abteilung wird alles in so einem Tempo über den Haufen geworfen, dass man schnell mal den Überblick verliert.«
    »Ach kommen Sie.«
    »Sid, er ist ein 3er.«
    »Was?«
    »Er ist ein 3er.«
    »Aber …«
    »Jeder fällt über uns im günstigsten Fall ein vorschnelles Urteil. Sie alle sind gegenüber den 3ern extrem voreingenommen.«
    »Das nehme ich Ihnen übel.«
    »Sie haben automatisch angenommen, Ari sei ein 2er. Und warum? Ganz einfach: Sie waren davon überzeugt, dass