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Der unsichtbare Mond

Der unsichtbare Mond

Titel: Der unsichtbare Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Owen
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unbestreitbaren Ausgang der Schlacht bei der Essigfabrik anzuzweifeln begann. Gegen Meredith konnte er mit Leichtigkeit bestehen, und selbst wenn er die Trolle in Betracht zog, besaß er immer noch die Oberhand. Doch gegen ein Rudel Wölfe…
    Herold regte sich stöhnend.
    Meredith warf einen besorgten Blick auf seine ausgestreckte Gestalt und sah rechtzeitig wieder zu Shingo hinüber, um die Verachtung zu sehen, die sich in seinen Augen spiegelte.
    »Das würdest du nicht wagen«, sagte Shingo und seine Augen verengten sich.
    Meredith nickte. »Vielleicht doch.«
    Einen Herzschlag lang bewegte sich niemand. Dann packte Shingo das verbogene Stück Metall fester und bereitete sich auf einen Schlag vor. Als Reaktion darauf neigte Meredith ihren Kopf in Richtung der Wölfe.
    Mit vereinter Kraft fielen sie über Shingo her. Ihre Mäuler rissen und zerrten an seinem Fleisch. Er tötete einige, bevor ihre Anzahl ihn überwältigte und in die Knie zwang. Als ihm schließlich zwei kühne Wölfe die Kniesehnen durchbissen, war es vorbei. Er blutete aus hundert Wunden, der größte Teil seiner Beine war weggefressen, und seine Kehle und das Gesicht waren übel zugerichtet.
    Die Wölfe liefen respektvoll zum hinteren Ende der Halle hinüber. Was immer zuvor geschehen sein mochte – sie begriffen, dass es Merediths Sache war, den Konflikt so zu beenden, wie sie es für richtig hielt.
    Oly knurrte, während er schützend über Herolds zerschmettertem Körper stand. »Ihr Kerle bleibt verdammt noch mal besser auf eurer Seite«, sagte Herold und schielte argwöhnisch zu den Wölfen hinüber.
    Meredith stand über dem Mann, den sie liebte, dem sie ihr Herz, ihre Seele und ihren Körper gegeben hatte. Sie wusste, dass sie ihn töten würde.
    Sie hob ihre rechte Hand, die zu einer Klaue geworden war und – wie sie instinktiv wusste – die Kraft und Macht besaß, sich in Shingos Brust zu graben und sein Herz herauszureißen.
    Sie hob die Hand und bereitete sich darauf vor, seinem Leben ein Ende zu setzen, als eine vertraute Stimme ihren Namen rief. »Meredith!«
    Tetsuo stand in dem verkohlten Eingang zu den Privaträumen, eine besorgte Delna hinter sich. Meredith hatte keine Ahnung, wie viel sie mitangesehen hatten, doch Tetsuo war genau in dem Augenblick aufgetaucht, als sein Sohn sterben sollte. Meredith atmete tief ein und holte aus.
    »Meredith.«
    Sanfter dieses Mal. Der bittende Tonfall von Tetsuos Ruf war es, der ihre Hand zurückhielt – etwas, das sie in ihrem tiefsten Inneren berührte. Außerdem war da die Tatsache, dass sie im selben Augenblick spürte, wie sich in ihrem Leib etwas regte.
    Meredith blickte auf Shingo hinunter, der ihren geliebten Vater erschlagen hatte, und sah dann erneut zu seinem Vater auf.
    Tetsuo verneigte sich unterwürfig. Meredith konnte sehen, dass er sich bemühte, nicht in Tränen auszubrechen.
    »Meredith«, sagte er noch einmal, »Bitte – wenn du meinem Sohn das Leben nimmst, so bitte ich dich nur darum, bei ihm sein zu dürfen, wenn er stirbt. Das ist alles, um was ich dich bitte.«
    Sie blickte ihn an – den stärksten Mann, den sie je gekannt hatte, der nun darum rang, ihr in die Augen zu sehen und verzweifelt darauf hoffte, dass ihm das Privileg zuteil würde, ein Kind, das er als sein eigenes aufgezogen hatte, sterben zu sehen.
    Meredith wurde schlagartig bewusst, dass es nicht zu ihren Gepflogenheiten gehörte, zu töten, wenn es nicht notwendig war, wer immer sie auch gewesen und was immer aus ihr geworden sein mochte.
    Sie ließ die Hand sinken und wich langsam zurück.
    »Meredith«, setzte Tetsuo an. Ein ungläubiger Ausdruck der Hoffnung zeichnete sich in seinem Gesicht ab. Dann weiteten sich seine Augen plötzlich und Delna hinter ihm schrie auf.
    Meredith hatte sich kaum umgedreht, als die Eisenstange ihren Hals durchbohrte, sie nach hinten warf und am Boden festnagelte.
    »Ich habe dich für schlauer gehalten, Meredith«, krächzte Shingo und kam schwankend auf die Knie. Er ragte über ihr auf und hielt immer noch das Ende der Stange gepackt, »aber ich habe mich in vielen Dingen geirrt.«
    Sie schrie auf, als er die Stange brutal herumdrehte. »Weißt du, eigentlich brauche ich dich jetzt nicht mehr«, fuhr er fort. »Schließlich kann ich jede haben, die ich will.«
    »Earl, bitte«, sagte Tetsuo, »sie hat dein Leben geschont. Tu es nicht.«
    »Klar«, sagte Shingo. »Als ob ich auf dich hören würde! Du hast noch nicht einmal das verteidigt, was dir gehörte.«
    »Wie

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