Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der unsichtbare Turm

Der unsichtbare Turm

Titel: Der unsichtbare Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nils Johnson-Shelton
Vom Netzwerk:
Körpermitte an, sodass der schwarze Ritter seine Hände zur Brust und somit die Parierstange in die ideale Position für Artie brachte.
    Leichtfüßig machte Artie einen Schritt zurück, dann wieder einen vor und stieß zu. Excalibur glitt mühelos in den ungeschützten Spalt. Bedevere blickte hinab und rüttelte an seinem Bidenhänder, doch es war sinnlos. Excalibur hatte das Schwert fest im Griff.
    Artie schwang Excalibur nach oben. Bedevere rief: »Argh!«, als ihm sein treues Bidenhänder aus den Händen glitt und klirrend auf den Boden zu Arties Füßen fiel.
    Flink kickte Artie es weg. Der Ritter fiel auf die Knie. Artie drückte Excaliburs Spitze zwischen zwei Metallplatten hindurch auf eine weiche Stelle von Bedeveres Brustkorb, stieß das Schwert jedoch nicht hindurch.
    Artie atmete schwer.
    Er hatte seinen ersten Schwertkampf hinter sich. Und er hatte ihn gewonnen.
    Kay hüpfte auf und ab und schrie: »Juchhu! Artie vor!«
    Bedevere wandte sich Artie zu. Er lächelte. Ehrerbietig neigte er den Kopf und sagte mit Inbrunst: »Gut gemacht, mein Gebieter. Willkommen zu Hause.«

Kapitel 17
    ÜBER DEN FONT VON SYLVAN
    Artie ließ Excalibur sinken und Bedevere nahm seinen Helm ab. Jetzt konnte man sehen, dass er erst sechzehn oder siebzehn Jahre alt war. Er hatte langes schwarzes Haar, das zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden war, und hohe Wangenknochen. In der Hitze des Gefechts mochte er furchterregend gewirkt haben, doch trotz seiner gelben Zähne sah er genauso gut aus wie einer dieser wilden Typen aus den Twilight -Filmen, die Kay so gut gefielen.
    »Tut mir leid, wenn ich dir wehgetan habe«, sagte Artie.
    »Ach – sind doch nur ein paar Kratzer, Majestät. Ich hab schon Schlimmeres erlebt.« Bedevere zeigte auf die lange Narbe in seinem Gesicht.
    »Ja, das sehe ich. Aber bitte, nenn mich doch Artie.«
    »Geht nicht, mein Gebieter«, entgegnete er mit einem tiefsinnigen Grinsen. »Ihr habt soeben dem Schwarzen Ritter, der Wache von König Artus’ Exil-Königshof, den Hintern versohlt. Aber ihr müsst mich noch sehr viel härter treffen, um mich dazu zu bringen, Euch irgendwie anders als Mein König zu nennen!«
    Artie schüttelte den Kopf. Gegen Bedevere zu kämpfen, ihn zu schlagen und dann ganz locker mit ihm zu reden, fühlte sich seltsam vertraut an. Artie klopfte Bedevere auf die Schulter und der nickte wissend. Auch er spürte es. Es war, als wären sie endlich wiedervereint.
    Bercilak klatschte in seine leeren Metallhände und sagte: »Nun, jetzt, wo das erledigt ist, sollten wir die Schwertleite abhalten. Meint Ihr nicht, Herr Däumling?«
    »Unbedingt«, stimmte Däumling zu. »Artie, den Schwarzen Ritter zu besiegen ist eine große Sache. Jetzt kannst du mit Excalibur diejenigen zum Ritter schlagen, die in deinen Dienst treten sollen.«
    »Super«, befand Artie. »Also, ich nehme Kay. Und dich, Tom. Und Bedevere. Und natürlich dich, Bercilak.«
    Bercilak stieß ein herzhaftes Lachen aus, das wie ein Donnergrollen klang. Dann sagte er: »Heilige Bäume, nein! Der Lord von Sylvan – dem ich diene und den Ihr sucht – würde das nicht erlauben!«
    »Moment mal. Wie bitte?«, platzte Kay heraus. »Der Typ, dessen Hand wir abhacken und Merlin bringen sollen, damit er aus seinem Gefängnis rauskommt, ist dein Boss?«
    »Ja, sie sind ein und derselbe, Kay«, bestätigte Däumling ernst. Es war offensichtlich, dass er es bereits wusste – und dass er ziemlich enttäuscht darüber war.
    »So ist das hier eben«, versuchte Bedevere zu erklären. »Die Leute haben an allen Ecken und Enden widersprüchliche Loyalitäten.«
    »Nun«, sagte Bercilak mit Unbehagen. »Es ist wahr, dass ich etwas durcheinander bin. Einerseits möchte ich dem wiedergekehrten König helfen – doch andererseits bin ich an den Eid gebunden, den ich meinem Gebieter Numinae geschworen habe.« Er hielt inne. »Die traurige Wahrheit ist, dass ich, nun ja, weiß, wo sich Numinae befindet, Euch aber nicht sagen kann, wo das ist.«
    »Warum nicht?«, bellte Kay.
    Auch Artie verstand das nicht. König zu sein war doch nicht so einfach, wie er es sich vorgestellt hatte.
    »Weil er unsicher ist«, erläuterte Bercilak. »Wenn er sicher wüsste, dass es richtig ist, den Zauberer zu befreien, würde er Euch den Schlüssel wohl einfach geben. Wenn er aber entscheidet, es sei besser, den Zauberer an Ort und Stelle zu lassen, dann – und entschuldigt bitte das Wortspiel – liegt es auf der Hand, dass er Euch meiden wird, so lange

Weitere Kostenlose Bücher