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Der unsichtbare Turm

Der unsichtbare Turm

Titel: Der unsichtbare Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nils Johnson-Shelton
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richtig.«
    »Kannst du uns denn nicht wenigstens sagen, wo wir jemanden finden können, der uns das erzählen darf?«
    Bercilak seufzte. »Ich weiß nicht«, sagte er leise. »Wenn Ihr bereits offiziell den Thron bestiegen hättet, würde ich nicht zögern. Doch das habt Ihr noch nicht.«
    »Wo wir schon über meinen Thron sprechen«, wollte Artie wissen, während sie am Tisch Platz nahmen, »wo ist er eigentlich?«
    »Ach ja. Euer Thron befindet sich an Eurem wahren Königshof. Und Euer wahrer Königshof ist an einem Ort, an dem keine Menschenseele …«
    »Avalon«, unterbrach Artie ihn nachdenklich. Es war ihm gerade in den Sinn gekommen. »Er ist in Avalon, oder?«
    Bercilak umklammerte die Lehnen seines Stuhls und zerbrach sie dabei fast mit seinen Panzerhänden. »Herrje, mein Freund, woher wisst Ihr von Avalon?«
    »Wir kennen es aus dem Videospiel. Dorthin gelangt man, wenn man den Einzelspieler-Modus zu Ende spielt«, erklärte Kay.
    »Oh ja, das hatte ich vergessen«, sagte der grüne Ritter, anscheinend zufrieden mit der Antwort. »Und Euer wahrer Königshof ist in Avalon. Doch was ich sagen wollte: Es ist seit sehr, sehr langer Zeit niemand mehr dort gewesen.«
    »Aber es gibt ihn noch, Bursche«, versicherte ihm Däumling.
    »Fürwahr, es gibt ihn noch immer«, bestätigte Bercilak. Artie war sicher, dass er dieses Wort vor Bercilak noch nie jemanden hatte aussprechen hören. »Er wurde jedoch versteckt. Noch nicht einmal Morgaine weiß, wo …«
    Er wurde durch ein markerschütterndes Donnergrollen unterbrochen, dem ein lauter Knall folgte. Draußen war ein riesiger Baum von einem Blitz zu Zahnstochern verarbeitet worden.
    Artie und Kay fuhren von ihren Stühlen hoch.
    »Ach! Wie töricht von mir!«, schimpfte Bercilak mit sich selbst. »Ich bitte um Entschuldigung, die Herrschaften. Selbst ich gehe manchmal zu freizügig mit Namen um. Die Lordess von Moorland hat Ohren wie ein Luchs – das dürfen wir niemals vergessen.«
    Arties Knie begann nervös zu zucken, als er fragte: »Was ich sowieso noch fragen wollte: Meinst du, wir werden viel Ärger mit ihr haben?«
    »Auf ein paar Probleme sollten wir schon gefasst sein«, antwortete Bedevere.
    »Das ist wahr, mein Herr«, sagte Bercilak. »Doch sorgt Euch nicht. Sie wird es nicht wagen, Sylvan so mit Tornados zu überziehen wie Ohio. Zu groß wäre die Gefahr, meinen Gebieter Numinae zu verärgern.«
    »Apropos Numinae«, sagte Kay, »da du uns nicht sagen kannst, wo er ist: Kannst du uns wenigstens einen Hinweis geben, wie wir ihn finden können? Irgendeinen Tipp? Irgendetwas?«
    In Bercilaks unsichtbarem Bauch grummelte es, während er nervös auf seinem Stuhl herumrutschte. Er antwortete knapp: »Sucht eine Landkarte. In der Großen Bibliothek von Sylvan.«
    »Ich will ja nicht haarspalterisch sein, aber was nützt uns eine Landkarte, wenn wir nicht wissen, wohin wir gehen sollen?«, fragte Artie.
    »Artie hat den Nagel auf den Kopf getroffen, Bercilak«, warf Däumling ein. In seiner Stimme schwang Missbilligung.
    »Ich verstehe natürlich Euren Einwand«, sagte Bercilak, der sich sichtlich unwohl fühlte angesichts dessen, was er jetzt sagen würde. »Ihr müsst Tiberius finden.«
    »Oh nein!«, rief Däumling und schlug die Hände vors Gesicht.
    »Wer ist Tiberius?«, fragte Artie.
    »Tiberius ist unser Freund vom See«, erklärte Däumling tonlos.
    Artie ließ sich auf seinen Stuhl zurückfallen.
    »Du meinst doch wohl nicht den Drachen?«, fragte Kay.
    »Genau den«, bestätigte Bercilak. »Nur er ist befugt zu entscheiden, ob Ihr Numinae sehen dürft oder nicht. Ihr werdet seine Höhle am Font von Sylvan finden.«
    »Am Font von Sylvan?«, maulte Däumling, der jetzt kerzengerade auf seinem Stuhl stand. »Aber niemand weiß, wo der ist!«
    »Es tut mir aufrichtig leid, Herr Däumling«, sagte Bercilak flehend. »Bitte versteht, dass ich versuche, mich allen Seiten gegenüber ehrenhaft zu verhalten. Die Große Bibliothek ist voll von Landkarten. Wirklich, mehr kann ich dazu nicht sagen.«
    Bercilak erhob sich, verbeugte sich kurz und wandte sich dann von König Artie Kingfisher und den neuen Rittern der Tafelrunde ab.
    Er schritt durch die Große Halle der Dunkelheit entgegen. Dann öffnete er die Tür, duckte sich hindurch und war verschwunden.
    »Wow. Das war kein Scherz, oder?«, fragte Kay.
    »Nein, ich glaube nicht«, murmelte Artie.
    Wie gelähmt schwiegen sie alle einen Moment. Doch dann machte Däumling einen Hüpfer auf seinem

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