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Der unsichtbare Turm

Der unsichtbare Turm

Titel: Der unsichtbare Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nils Johnson-Shelton
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er kann. Da er also unentschlossen ist, muss er Euch aus dem Weg gehen. Ich bin sein Diener und obwohl ich einen hohen Rang einnehme, habe ich nicht die Befugnis, Euch direkt zu ihm zu bringen. Er würde mir den Kopf abschlagen.«
    »Nichts für ungut, Bercy, aber dafür hat schon jemand gesorgt«, scherzte Kay missmutig.
    »Sehr wahr«, bestätigte Bercilak. »Zwei Wortwitze, so kurz hintereinander!«
    »Wie können wir ihm also dann bei seiner Entscheidung helfen?«, fragte Artie.
    »Ich glaube, ich weiß wie«, sagte Bedevere. »Ihr, ich, Sir Kay und Sir Däumling – wir beginnen die große Suche. Konzentrieren uns darauf und machen uns keine Gedanken darüber, was die alten Anführer der Anderswelt über Euch denken. Solltet Ihr Euch mit Euren Taten des Königstitels als würdig erweisen, werdet Ihr in den Königsstand erhoben. Es ist Numinaes Reich, durch das wir marschieren müssen. Er hat seine Augen überall und wird sehen, wie Ihr Euch verhaltet.«
    »Du willst also sagen«, erwiderte Artie langsam, »dass, wenn ich mich wie ein König benehme, es wahrscheinlicher ist, dass ich auch einer werde?« Er fühlte sich, als hätte er gerade eines der großen Geheimnisse des Lebens entdeckt.
    »Das ist genau das, was Bedevere meint, Bursche!«, rief Däumling.
    »Weshalb«, fuhr Bercilak in gesetztem Tonfall fort, »wir uns beeilen sollten, jeden hier – außer mir selbst natürlich – zum Ritter zu schlagen, damit Ihr mit Eurer Suche richtig beginnen könnt!«
    Artie nickte. »Okay. Kannst du uns wenigstens dabei helfen?«
    »Aber gewiss«, bestätigte Bercilak nun wieder fröhlicher.
    Er führte sie zu einem niedrigen Podest in der Nähe des riesigen Tigers. Artie und Kay trauten ihren Augen kaum, als sie sich dem Tier näherten. Seine Reißzähne waren so lang wie ihre Arme. Kay sagte leise: »Ich bin froh, dass das eine freundliche kleine Miezekatze ist.«
    »Wem sagst du das«, stimmte Artie zu. »Hoffentlich begegnen wir niemals einer bösen von der Sorte.«
    Sie stiegen auf das Podest und versammelten sich um einen schmalen hüfthohen Tisch. Bercilak bedeutete ihnen, dass sie hier die Zeremonie abhalten würden.
    Kay war die Erste. Sie war nicht besonders scharf darauf, vor ihrem kleinen Bruder niederzuknien, doch Bercilak bestand darauf und Artie versprach ihr, dass er zu Hause niemandem davon erzählen würde. Er war außerdem damit einverstanden, sie nicht herumzukommandieren, als würde sie ihm gehören. »Denkt daran, Eure Hoheit, ich bin immer noch Eure große Schwester«, sagte sie.
    Artie berührte mit Excalibur ihre beiden Schultern und wiederholte dabei die Worte, die Bercilak ihm ins Ohr flüsterte: »Im Namen der zwei Welten, der einen Erde und des Schwerts aus dem See, schlage ich, König Artus, Euch zu Sir Kay, einem neuen Ritter der Tafelrunde.« Das war’s.
    Bedevere und Däumling folgten. Jedes Mal, wenn Artie fertig war, erklang draußen ein Donnerschlag, wie um den neuen Ritter mit Pauken und Trompeten in der Anderswelt zu verkünden.
    Nach der Zeremonie überreichte Bedevere Artie Excaliburs Scheide, denn er und seine Vorfahren hatten diese gehütet, seit das Schwert an die Herrin vom See zurückgegeben worden war. Sie war aus wettergegerbtem Leder und völlig unscheinbar. Artie schnallte sie sich um und schob Excalibur hinein.
    »Das Schwert freut sich, nach Hause zu kommen«, sagte Bedevere nicht ohne Stolz. »Wisst Ihr, diese Scheide hat etwas sehr Besonderes an sich, Majestät.«
    »Was denn?«, fragte Artie.
    »Wer sie trägt, kann durch keine normale, nicht-magische Waffe oder ein solches Tier verletzt oder getötet werden. Legt sie also niemals ab.«
    »Wow«, bemerkte Kay.
    »Cool«, meinte Artie, während er sie ein wenig in die Höhe hielt.
    Dann gab Bedevere Kay Cleomedes’ Scheide, die sehr viel schicker aussah. Sie war hier und da mit silbernen Seidenfäden durchwirkt. Kay schnallte sie um und fragte: »Was kann die hier?«
    »Die? Die hält Euch alle Insekten vom Leib.«
    »Was? Das ist alles?«
    »Das ist alles«, sagte Bedevere entschuldigend.
    Kay war nicht glücklich. »Hey, Brüderchen, vielleicht können wir ja ab und zu tauschen?«
    Artie kicherte und sagte: »Mal sehen.«
    Da sie die Zeremonie nun hinter sich hatten, schlug Bercilak vor, es sich um den großen Tisch herum gemütlich zu machen. Auf dem Weg zur Mitte der Halle fragte Artie: »Bercilak, du hast gesagt, du bist nicht befugt, uns zu sagen, wo Numinae ist, stimmt’s?«
    »Ja, das ist

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