Der unsichtbare Turm
Natürlich!«
Er ließ Excalibur fallen, fummelte an seinem Gürtel herum und nahm die Schwertscheide ab. »Kay, hol den Rucksack!«
»Artie, hab ich dir nicht gesagt, du sollst mich nicht rumkommandieren?«, ermahnte ihn Kay.
»Gottchen. Könntest du bitte den Rucksack holen?«
Doch sie war schon verschwunden. »Oh Mann, was für eine königliche Plage!«, hörte man sie noch zwischen den Bäumen schimpfen.
Artie nahm seinen Gürtel ab und schob ihn unter das Tier. Er schnallte ihn fest um die Wunde in der Hoffnung, so die Blutung ein wenig zu stillen. Dann legte er vorsichtig die Schwertscheide der Länge nach auf die Schulter des Tieres.
Dann kniete er nieder und legte eine Hand auf Excalibur und die andere auf die Scheide. Leise begann er in einer altertümlichen Sprache zu sprechen, die er kaum verstand. Er wiederholte nur Worte, die ihm irgendwie eingeflüstert wurden.
Das Schwert begann zu leuchten und helle Lichtstrahlen durchdrangen den Wald.
Artie legte eine Hand auf den Brustkorb der Wölfin. Er streichelte ihr Fell, als sei sie seine treue Hündin. Ihr Körper war warm.
Doch noch immer war kein Leben in ihr.
Däumling und Bedevere sahen schweigend zu. Däumling sagte: »Artie, ich glaube nicht, dass …«
»Psst!«, zischte er. Däumling senkte den Kopf.
Kay kam zurückgesprungen und geriet ein wenig ins Rutschen, als sie neben Artie zum Stehen kam. »Was darf’s sein, Art?«
»Der Erste-Hilfe-Kasten des Zauberers und einer von Kynders wärmenden Zaubertränken.« Kay durchwühlte den Rucksack und zog beides hervor. »Okay. In dem Kasten ist ein wenig Heilbalsam in einer kleinen Dose. Nimm sie raus und öffne sie.«
»Jetzt kommandierst du schon wieder rum!«
»Kannst du sie bitte öffnen, Kay?«
Kay fand sie und schraubte sie auf. Artie nahm einen dicken Klumpen der weiß glitzernden, klebrigen Salbe und schmierte sie auf die Wunde. Dann legte er beide Hände auf die Schwertscheide und wiederholte die seltsamen Worte.
Er schloss die Augen.
»Majestät!«, rief Bedevere.
»Igitt! Sie fängt wieder an zu bluten!«, kreischte Kay.
»Ich glaube, es funktioniert, Artie«, sagte Däumling erstaunt.
Das tat es wirklich. Nur Lebewesen mit schlagendem Herzen bluten.
Artie sagte: »Kay, gieß ihr den Wärmetrank ins Maul.«
Sie folgte der Aufforderung und als der letzte Tropfen aus der Flasche geronnen war, leuchtete Excalibur so hell, dass alle die Augen schließen mussten.
Das Tier begann in kurzen Stößen zu atmen. Dann ließ Excaliburs Licht nach und sie öffneten die Augen.
Däumling sprach für sie alle, als er sagte: »Ich – ich kann nicht glauben, dass …«
Das konnte Artie auch nicht. Er entfernte die Scheide, nahm sein Schwert und reichte beides an Kay. Sie hielt Excalibur hoch, damit Artie besser sehen konnte, während er die Gürtelschnalle öffnete. Als er die Hand unter den breiten Hals der Wölfin zu schieben begann, jaulte sie auf, öffnete die Augen und stand plötzlich auf allen vieren.
Erschrocken sprangen alle auf. Bedevere zog sein Bidenhänder, doch Artie hob beschwichtigend die Hand und sagte: »Ist schon gut, ist schon gut.«
Die gewaltige Wölfin winselte und huschte orientierungslos erst in die eine, dann in die andere Richtung. Schließlich ließ sie sich wieder auf den Boden fallen und legte den Kopf auf die Vorderpfoten.
Und dann sprang plötzlich das Wesen, das Artie im Lager gesehen hatte, aus dem Baumkronendach und landete zwischen den Rittern und der Wölfin.
»Was zum …?«, stieß Kay hervor.
Bedevere wollte auf ihn losgehen und Däumling zog blitzschnell sein Wakizashi, doch Artie befahl: »Nein!«
Der Mann mit dem Wolfskopf saß in einer halben Hocke vor ihnen und machte eine Handbewegung in Richtung der Ritter, als würde er etwas wegwerfen.
»Ich glaube nicht, dass er uns was tun will«, sagte Artie.
»Red du nur, Schlaumeier, das ist ein Monster erster Güte!«
»Kay! Wir haben uns schon mal gesehen! Entschuldige, aber lass mich das machen, bitte.«
Kay rollte mit den Augen.
Artie ging vorsichtig auf den Wolfsmann zu. »Ich habe ihr geholfen, okay? Ich wollte nicht …«
Der Wolfsmann schwieg.
»Kannst du sprechen?«, fragte Däumling.
Das Wesen schüttelte den Kopf.
Artie zeigte auf die Wölfin. »Sie gehört zu dir, oder?«
Der Wolfsmann nickte.
»Kannst du nachsehen, ob es ihr gut geht?«
Wieder machte der Wolfsmann eine Geste. Diesmal verstand Artie. »Legt alle eure Waffen nieder.« Er sah in die rotgelben Augen des
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