Der unsichtbare Turm
vieles nicht wusste. »Dann rate«, sagte er tonlos.
Merlin wischte sich mit der Hand über seine Glatze. »Nun ja, vielleicht wollte er sie nur von Morgaine fernhalten. Wenn Lavery und der Eber euch besiegt hätten, dann hätte Morgaine sich Cassie ganz leicht holen können. Es tut mir leid, mein Gebieter, ich weiß es einfach nicht. Was ich weiß ist, dass Morgaine Excalibur will. Und anscheinend auch dich. Und Numinae – so viel hat ja Bercilak verraten – weiß nicht, was er will.«
»Das ist alles sehr verwirrend«, stellte Artie fest und sank in seinen Sessel zurück.
»Das ist wahr, aber es wird alles klarer werden, wenn du mit der Suche nach dem Schlüssel weiterkommst. Jetzt denk mal nach, Artie, hast du irgendwas vergessen? Etwas, das dir wichtig erschien, als es passierte und dass du vielleicht vergessen hast zu erzählen?«
Artie stützte den Kopf in die Hände und dachte nach. Er nahm sich Zeit. Schließlich rief er aus: »Ach ja! An einer Stelle hat Cassie gefragt, wo die sei, deren Name mit Q anfängt! Sie meinte Qwon!«
»Qwon? Deine Klassenkameradin?«, fragte Merlin.
»Ja«, sagte Artie beunruhigt. »Ist Qwon irgendwie wichtig?«
Merlin senkte den Blick und sagte, mehr zu sich selbst als zu Artie: »Vielleicht. Vor allem, wenn Morgaine vermutet, dass sie dir wichtig ist. Ich glaube, wir müssen mit Qwon reden, und zwar bald!«
Arties Knie begann zu zucken. »Du glaubst doch nicht, dass sie in Gefahr ist, oder?«
»Ich fürchte, sie ist in größter Gefahr, Artie!«
Artie sprang auf. »Merlin, komme ich mit dem Lunae-lumen-Spruch auch von hier zu dem anderen Stein, den ich zu Hause in meinem Zimmer habe?«
»Ja, natürlich, aber …«
Artie zog den Stein aus der Tasche, den er zuvor eingesteckt hatte, und warf ihn Merlin zu, der ihn geschickt auffing.
Artie sagte: »Behalte den, ich bin bald zurück.«
Und bevor Merlin oder Däumling ihn aufhalten konnten, rammte er Excalibur in den Boden und befahl seinem Schwert, ihn zurück nach Shadyside, Pennsylvania zu bringen.
Kapitel 24
IN DEM DER MOOSMANN SEINEN AUFTRITT HAT
Artie landete in seinem Zimmer, in Mondlicht getaucht und auf seinem Bett kniend. Ein Schwindelanfall ließ ihn zur Seite kippen. Die ständigen Mondtorreisen forderten allmählich ihren Tribut.
Langsam gewöhnten sich seine Augen an das Licht im Raum und sein Kopf wurde wieder klar. Flaumige weiße Federn schwebten um ihn herum zum Boden, als hätte er gerade eine Kissenschlacht veranstaltet.
Excalibur steckte neben dem Stein; es hatte sein Kissen, die Matratze und das Bettgestell durchbohrt.
Artie stand auf und zog das Schwert aus dem Bett, sodass noch mehr Federn aufwirbelten. Er sah sich um. Alles war so, wie er es zurückgelassen hatte. Niemand war in sein altes privates Königreich eingedrungen.
Sein Geist wurde klarer und konzentrierte sich auf sein Ziel.
Qwon.
Artie stürmte aus dem Raum und die Treppe hinunter. Schlingernd landete er im Wohnzimmer. Lance richtete sich kerzengerade in Kynders Lieblingssessel auf und rief: »Hoppla, Artie – was ist los?«
Kynder kam aus der Küche gehastet. Er trug seine Gummistiefel und eine rot-weiß gestreifte Küchenschürze. »Art!«, brüllte Kynder, ein breites Lächeln auf dem Gesicht. »Du bist zurück!«
»Hallo, Kynder! Hey, Lance! Äh ja, so ungefähr. Aber ich muss sofort wieder los. Tut mir leid.«
»Du bist doch gerade erst angekommen …«, sagte Kynder verblüfft.
»Ich muss Qwon finden. Habt ihr sie gesehen?«
»Nein, Art, ich habe sie nicht gesehen. Kannst du nicht erst noch ein bisschen hierbleiben? Ich meine, wie läuft es denn?«
»Nicht jetzt, Kynder. Wirklich, ich muss zu Qwon. Lance – ich könnte vielleicht deine Hilfe gebrauchen. Kannst du mitkommen? Und nimm am besten deinen Bogen mit.«
»Alles klar!« Lance lief eilig in den Hausflur, wo Bogen und Köcher gegen die Wand gelehnt standen. Er nahm seinen albernen Robin-Hood-Hut von einem Wandhaken und schob sich seine Pilotensonnenbrille auf die Nase. Er sah genauso lächerlich aus wie an dem Tag, als sie ihn im Wald beim Serpent Mound gesehen hatten.
Kynder folgte ihnen mit einem Ausdruck hilfloser Besorgnis auf dem Gesicht. »Wo ist Kay? Geht es ihr gut?«
»Ja, es ist alles in Ordnung mit ihr, Dad«, log Artie schweren Herzens. »Sie ist bei Merlin und Tom.«
»Oh«, sagte Kynder, sichtlich enttäuscht, dass Kay nicht mitgekommen war. »Kannst du nicht wenigstens zum Abendessen bleiben? Ich habe gerade …«
»Tut mir
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