Der Untergang der Götter - Die Rückkehr (German Edition)
seinem Körper fortlaufend anpassen, fast als wäre sie lebendig. »Ich wünsche mehr Opfer!«
Chrenar neigte ergeben den Kopf. »Ich werde mich darum kümmern, Herr, auch wenn es schwierig geworden ist, neue Opfer zu bekommen.«
Seine Stimme war vorsichtig, dennoch blieb Thuraan sofort stehen und starrte ihn an. Unter seinem düsteren Blick krümmte sich Chrenar und ging langsam in die Knie. Erst als Thuraans Blick sich entspannte, ließ der unsichtbare Druck auf Chrenar wieder nach.
»Es gibt genug junge Frauen in Boram, hunderte«, sagte Thuraan kalt. »Sie sollten sich glücklich schätzen, mir geopfert zu werden. Mir, ihrem Gott und Beschützer. Und ich lasse euch genug Zeit, neue heranwachsen zulassen!«
»Ja, Herr!«, stimmte der Priester sofort zu. »Dennoch gibt es Stimmen in Boram, die sich gegen die Opfer auflehnen. Wenige Stimmen natürlich, von einzelnen Verblendeten. Nicht dass ich sie ernst nehmen würde ...«
Das Gesicht Thuraans wurde wütend, entspannte sich dann jedoch wieder. »Du bringst mir schlechte Nachrichten, Priester.« Er lächelte kalt. »Und das ist etwas, was du besser nicht tun solltest.«
Chrenar ließ sich auf die Knie fallen und senkte den Blick zu Boden. »Es ist nicht meine Schuld, Herr! Doch ich will Euch nicht die Unwahrheit sagen. Ihr wisst es, denn ich diene Euch schon so lange treu und ergeben. Mein Leben liegt in Eurer Hand!«
Thuraan betrachtete ihn eine Weile als überlegte er, ob er den Priester töten sollte oder nicht. »Für diese Nachricht sollte ich dich in Fetzen reißen«, sagte er mit düster drohender Stimme. Der Boden zitterte jetzt stärker und leichter, feiner Sand rieselte von der Decke.
»Aber gut, du hast Glück, denn ich schätze deine Ehrlichkeit. Was schlägst du also vor?«
Chrenar schürzte die Lippen. »Herr, wenn Ihr ein Exempel statuieren würdet, ein unübersehbares Zeichen Eurer Macht – die Stimmen der Ungläubigen würden verstummen. Für immer!«
»Ein Exempel?« Thuraan betrachtete den Priester nachdenklich. »Das, Priester, ist eine gute, eine wirklich gute Idee.« Ein tödliches Lächeln breitete sich über sein Gesicht aus. »
Ich werde ein solches Exempel statuieren, auf dass jeder weiß was ihn erwartet, wenn ich meine schützende Hand von Boram fortziehe. Es wird mir ein wenig Freude und Ablenkung von diesem elenden Ort bereiten.«
Chrenar nickte stumm; er wusste, was dies für Boram bedeutete, doch es war ihm gleichgültig. Ganz im Gegenteil sogar: es würde alle Stimmen, die es wagten, die Opfer in Frage zu stellen, für immer zum Schweigen bringen; und das war etwas, was auch ihm zum Vorteil gereichte, denn es würde die Rolle der Priester stärken. Die Menschen würde einsehen müssen, dass die Wächter nicht in der Lage waren, die Stadt zu schützen.
Thuraan lächelte, als er den Priester betrachtete. Er wusste genau, was dieser dachte und welche Absichten er mit seinem Vorschlag verbunden hatte. Ihm ging es darum, seine eigene Macht zu festigen.
Nun, sollte er, es war unbedeutend. Wichtig allein war, dass er den Menschen in Boram in aller Unmissverständlichkeit vor Augen führen würde, wer allein ihr Überleben garantierte. Er konnte und würde es nicht dulden, dass jemand sich gegen ihn auflehnte. Dies war schon einmal geschehen, vor langer, langer Zeit, und es hatte ihn gelehrt, solchen Widerstand bereits im Keim zu ersticken. Er wusste, dass es im ganzen Reich immer wieder Unzufriedene gab, die versuchten, den Lauf der Dinge zu ändern. Aber das war aussichtslos und töricht.
Ja, es würde unterhaltsam sein, eine kurze Abwechslung, die er genießen würde. Er begann zu lachen, und es war ein diabolisches Lachen, das den Priester in seinen Grundfesten erbeben ließ. Wie zur Antwort war das gleiche Grollen von jenseits der Mauern zu hören, das auch schon seine Ankunft begleitet hatte. Doch stumm ertrug Chrenar die Qual, so war es schon immer und so würde es auch immer sein. In Gedanken war er bereits bei dem, was unweigerlich geschehen würde.
***
Das Klirren der Waffen lenkte Orcard von seiner monotonen Tätigkeit ab, und diese Ablenkung war alles andere als unwillkommen. Er schaute hinaus auf den Vorplatz, auf dem eine Gruppe Wächter damit beschäftigt war, eine Folge von Schlagfolgen einzuüben. Wer Telos, der wie immer laute Rufe der Unzufriedenheit über die Bemühungen der Männer ausstieß, schien praktisch überall zu sein und jeden Fehler festzustellen.
Der alte Mann, dessen Haare längst
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