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Der Untergang der Götter - Die Rückkehr (German Edition)

Der Untergang der Götter - Die Rückkehr (German Edition)

Titel: Der Untergang der Götter - Die Rückkehr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan M. Ritter
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hier sind einfache Menschen und viel zu sehr damit beschäftigt zu überleben, als dass sie sich mit Frevlern einlassen würden.«
    »Vermutlich«, stimmte ihm Orcard zu, doch ganz überzeugt klang er nicht. »Ich werde mit Chrenar sprechen müssen.«
    »Ja«, entgegnete Hendran und verzog das Gesicht, froh, nicht in der Haut Orcards zu stecken.
    »Pad!«, rief er laut und wartete, bis sich die Tür zu seinem Arbeitsraum öffnete und ein junger Wächter fragend hereinschaute.
    »Herr?«
    »Ich wünsche, dass du zum Serapis gehst und Hohepriester Chrenar um ein Gespräch bittest! Sag ihm, es sei dringend!«
    Pad nickte und schon kurze Zeit später sah Orcard ihn über den Vorplatz eilen, um seinem Befehl nachzukommen. Er seufzte ein drittes Mal.
     
    ***
     
    Verdrießlich starrte Tem hinaus in das Land, das jenseits der Ackergrenze und ihrer Schutzmauer begann. Von seinem erhöhten Sitzpunkt aus hatte er einen guten Blick, doch was er sah war nicht wirklich dazu geeignet, seine Stimmung zu bessern. Er konnte nur die Baumwipfel sehen, die wie ein Heer von Kriegern alles bis zu den Bergen bedeckten. Unterhalb von ihnen lag der Nebel, der sich niemals auflöste und den Blick ins Innere des Waldes unmöglich machte.
    In einiger Entfernung zog sich die Straße nach Westen, sie allein wurde nicht von dem Nebel bedeckt, was ihn auch heute noch verwunderte. Aber die Macht der Götter machte es möglich.
    Oft hatte er sich ausgemalt, wie es wohl sein würde, auf ihr nach Westen zu wandern, weg von Boram, dem Ende der Welt, wie es ihm schien. Aber ob er das jemals schaffen würde, bezweifelte er. Nur wenigen war das Glück vergönnt, von einem Ort wie diesem entfliehen zu können. Aber wie musste es sich anfühlen, vom Nebel umrahmt zu sein, zu wissen, dass ein falscher Schritt das Ende bedeuten würde. Einen Fuß vor den nächsten zu setzen, weiter und weiter.
    Sein Blick wandte sich dem Nebel zu. Dort lag die Welt des Schreckens und des Todes, dort lauerten die Dunklen, die drakesh , deren Name alleine schon ausreichte, um Kindern Angst einzujagen. Und nicht nur Kindern.
    Ihn kümmerte das nicht, denn hier oben war er in Sicherheit; noch nie hatte es einen Angriff auf Boram gegeben, so dass er sich manchmal fragte, ob die Dunklen wirklich existierten oder nicht doch nur ein Märchen waren, mit dem ihnen allen Angst eingejagt wurde.
    Die Dunklen! Er spuckte aus. Er kannte alle Geschichten, die man sich von ihnen erzählte, hatte Stunde um Stunde, Tag um Tag hier oben gestanden und nach ihnen Ausschau gehalten, doch außer dem Nebel hatte er nie etwas Außergewöhnliches bemerkt. Sicher, nachts gab es immer wieder diese furchtbaren Geräusche, die man den drakesh zuschrieb. Aber konnten diese nicht auch eine andere Ursache haben?
    Er blickte hinab auf die Ackerfläche, die sich von der Stadtgrenze bis zur Wehrmauer auf einer gewaltigen Fläche ausdehnte und wo seit dem frühen Morgen die Frauen damit beschäftigt waren, die Felder zu bestellen. Es war eine harte, mühsame Arbeit, aber ohne sie würde es nicht genug Nahrung geben, also musste sie getan werden. Zwar gab es die Händler aus dem Westen, doch ihre Lieferungen allein konnten niemals die Bedürfnisse der ganzen Stadt erfüllen, deshalb waren die geschützten Ackerflächen zum Überleben der Stadt unverzichtbar.
    Tem gähnte ungeniert und dachte darüber nach, wie viel er an diesem Abend wohl in der Schenke trinken würde. Das Schrabat half ihm, dieses Leben zu ertragen, und inzwischen brauchte er es so dringend wie die tägliche Nahrung. Er ließ seinen Blick über die Arbeitenden schweifen und war glücklich, dass er nicht zu ihnen gehörte. Als Wächter besaß er eine gewisse Vorrangstellung, die er immer wieder gerne zu seinem Vorteil einsetzte. Warum auch nicht? Jeder musste aus seinem Leben das Beste machen, er stellte in dieser Hinsicht keine Ausnahme dar.
    Ned, der neben ihm stand, wirkte kaum weniger gelangweilt. Um sich die Zeit bis zum Ende ihres Dienstes zu vertreiben, dachten sie sich Geschichten über die Frauen auf den Feldern aus und versuchten sich gegenseitig in ihrem Einfallsreichtum zu übertreffen. Aber als Dauerbeschäftigung war auch das nicht wirklich geeignet.
    Tem musterte das Schwert, das an seiner Seite herunterhängend fast den Boden berührte; es war kein besonders gutes Schwert, das wusste er, aber das spielte auch keine Rolle. Er war sich sicher, es nie in seinem Leben gebrauchen zu müssen. Ihre Kampfübungen wurden mit Holzschwertern

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