Der Untergang der Götter - Die Rückkehr (German Edition)
größer.
»Komm!«, rief er ihm entgegen und breitete die Arme weit aus.
Ein wütendes Knurren ertönte und der Koloss stapfte auf ihn zu, fest entschlossen, dieses Mal den Kampf zu beenden.
Doch er blieb einfach stehen und parierte den Schlag scheinbar mühelos. Dann trafen Knie und Fäuste den Hünen so schnell, dass es kaum zu sehen war, und der Kampf war beendet. Der Mann lag mit dem Rücken am Boden, schwer gezeichnet von seinen Treffern und unfähig, von alleine aufzustehen.
Für einen Augenblick war es still in der Arena, dann tobte Begeisterung durch die Menge und er sog das Gefühl des Sieges mit jeder Pore seines Körpers ein. Es folgten noch zwei weitere Kämpfe, danach war seine Kampflust erfüllt und er verließ die Arena. Er wusste, dass es keine fairen Kämpfe gewesen waren, aber das kümmerte ihn in diesem Augenblick nicht. Er fühlte sich besser, und das allein zählte.
Verschiedene Männer sprachen ihn an und machten ihm Angebote, doch er schüttelte nur den Kopf und verließ die Kampfstätte. Draußen atmete er auf und schalt sich selber einen Narren, das Risiko des Kämpfens eingegangen zu sein, sein Körper jedoch fühlte sich wunderbar an und er begriff, wie sehr seine Gefangenschaft ihn verändert hatte.
Er kehrte zurück in die Schenke, voller Gedanken, und verharrte überrascht, als er dort einige Händler vorfand, die von den anderen Männern förmlich belagert wurden. Das war nicht verwunderlich, denn da die Händler von Außerhalb kamen, waren ihre Neuigkeiten und Erzählungen immer hoch willkommen. Selbst Frerin, der Besitzer der Schenke, stand in der Nähe und lauschte.
»Die Sicheren Wege – sie sind nicht so sicher, wie man vielleicht meinen sollte.«
»Wie meint du das?«, fragte einer der Männer den Händler, der sich genussvoll in seinem Stuhl zurücklehnte und an seinem Schrabat nippte. Schak Ragar nannte er sich, und schon allein seine Kleidung wies ihn als Händler aus, denn er trug den typischen Mantel, der in drei verschiedenen Farben leuchtete. Es war das Kennzeichen derjenigen, die als einzige Handel zwischen den Städten im Reich treiben durften.
»Nun«, brummte er, »es reicht nicht aus, einfach auf den Sicheren Wegen zu reisen. Ihr müsst euch vorstellen, dass die Wege nur wenige Schritte breit sind, und unmittelbar an ihrem Rand beginnt der Nebel mit seinen Gefahren.«
»Und?«
»Und?« Der Händler lächelte. »Ihr wart noch nicht auf den Wegen, wie ich sehe, sonst würdet ihr nicht solch törichte Fragen stellen. Die Dunklen - sie scheinen einen in den Nebel zu locken, es ist wie ein Flüstern, das einen ruft und ruft und ruft.«
Das Schweigen, das diesen Worten folgte, war bezeichnend. Die Männer glaubten dem Händler jedes Wort.
»Ich selber kenne einige Männer, die ohne Not in den Nebel gegangen sind, weil sie es nicht mehr ertragen konnten oder sich dem Schrecken stellen wollten. Starke Männer, tapfere Männer.«
»Und was ist mit ihnen geschehen?«
Der Händler nahm einen tiefen Zug aus seinem Becher und schaute sich vielsagend in der Runde um. »Jetzt sind es tote Männer. Tapfer, sicher, aber tot.«
Ein paar Männer lachten, aber es war ein verkrampftes Lachen, das irgendwie falsch klang und nur ihrer Unsicherheit Ausdruck verlieh.
»Und die Sicheren Wege verlaufen stets so schmal?«, fragte ein rotbackiger Mann, der sich kaum mehr auf den Beinen halten konnte, so viel hatte er bereits in sich hinein getrunken.
Jetzt war es der zweite Händler, der bislang stumm dagesessen hatte, der antwortete: »Die Wege, die zur Hauptstadt führen, sind größer, aber auch dort lauern die Nebel und ihre Stimmen. Nur wer stark im Willen und fest im Glauben ist, überlebt.«
»Und was gibt es Neues aus dem Reich zu berichten?«, wollten ein paar Männer wissen, denen das Gerede über die Sicheren Wege nur allzu bekannt war und sie daher nicht mehr sonderlich interessierte. »Ihr kommt doch sicherlich aus der Hauptstadt, oder?«
»Man hört von Unruhen!«, meldete sich Frerin zu Wort.
»Man erzählt sich, dass es viel Unzufriedenheit gibt im Reich«, stimmte einer der Männer zu, der sich Stolbak nannte. »Nicht dass ich sagen würde, dass es stimmt, aber man hört so manches ...«
»Unzufriedenheit gibt es immer«, entgegnete Schak Ragar, »aber es stimmt: Ich habe von Städten gehört, in denen es Widerstand gegen die Priester gegeben hat.«
»Also stimmt es!«, raunte Stolbak und schüttete sich vor Aufregung einen Teil seines Schrabats über den
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