Der Untergang der Götter - Die Rückkehr (German Edition)
Mantel.
Schak Ragars Miene machte deutlich was er davon hielt. Für das Treiben von Geschäften war nichts hinderlicher als Verunsicherung und Aufstand. »Seid versichert, dass diese wenigen Frevler rasch gefasst und ihrer gerechten Strafe zugeführt werden. Niemand kann sich den Priestern – und den Göttern – widersetzen!«
Zustimmendes Gemurmel wurde laut; in der Tat zweifelte niemand daran, dass die Götter jeden Widerstand, der sich ihnen auch bieten mochte, mit aller Macht niederschlagen würden.
»So wie jetzt hier in Boram geschehen ist!«, murmelte einer der Männer und eine dunkle Wolke schien sich in der Schenke auszubreiten.
»So wie in Boram!«, bestätigte der Händler. »Lasst es euch eine Mahnung sein, nicht so töricht zu sein und gegen die Götter aufzubegehren.«
Auch der Fremde musste an das denken, was in Boram geschehen war – und gab dem Händler im Stillen Recht. Es führte zu nichts Gutem, Widerstand zu leisten. Er selber wusste das besser als jeder andere.
Doch hatte er das Recht, sich den Männern in der Schenke überlegen zu fühlen? Denn sollte er sein Ziel wirklich erreichen – was würde dann mit Boram und seinen Bewohnern geschehen? Er dachte an die drakesh und schloss die Augen, wollte nicht mehr weiter darüber nachdenken, und doch wusste er, dass er große Schuld auf sich laden würde.
»Was ist mit den Drachen? Gibt es sie noch in Desgard?«
»Ja«, sagte der Händler und gab Lona einen Wink, woraufhin er einen neuen Becher Schrabat erhielt. Natürlich ohne dafür zahlen zu müssen, dafür hatte Frerin gesorgt.
»Die Drachen fliegen von Zeit zu Zeit über der Stadt, furchterregend und göttlich zugleich. Aber ihr Männer hättet sie mit euren eigenen Augen sehen sollen – es gibt keinen vergleichbaren Anblick!«
Ausnahmslos alle Männer, die die Händler umringten, nickten voller Zustimmung. Nur einer hielt sich weiter im Hintergrund, der Fremde. Er wusste, dass die Händler die Wahrheit sprachen, zumindest was die Drachen anging. Er hatte sie selber gesehen, hatte die Hitze in ihnen gespürt und das Feuer in ihren Augen gesehen. Es war nichts, was man jemals in seinem Leben würde vergessen können.
»Geht es dir nicht gut?«
Die zögerliche Stimme Melas riss ihn aus seinen Gedanken, doch dieses Mal war er ihr dafür sogar dankbar, lenkte sie ihn doch von Dingen ab, über die er im Augenblick nicht nachdenken wollte. Er wandte sich ab von den Händlern, schaute hinauf zu ihr und sah, wie ihr Gesicht wieder von dunkler Röte überzogen wurde, was sie nur noch reizvoller erscheinen ließ. Doch auch Sorge las er darin.
»Du bist verletzt!“
»Mir geht es gut«, antwortete er abweisender, als er es eigentlich beabsichtigt hatte.
»Hast du gekämpft?« Mela wusste, dass ihre Vermutung richtig war, er musste in der Arena gewesen sein, von der sie nur Schlimmes gehört hatte. Die Schrammen, die sich auf seinen Wangen abzeichneten, sprachen eine nur allzu deutliche Sprache.
»Mir ist nichts geschehen, es sind nur Kratzer, die schon morgen verheilt sein werden.«
Mela begriff, dass er nicht darüber sprechen wollte, und senkte den Blick. „Ich … ich wollte nicht aufdringlich sein. Wenn ich etwas für dich tun kann – lass es mich wissen.« Sie verstummte und fügte dann hastig, vielleicht zu hastig, hinzu: »Ich würde es gerne tun.«
Er blickte sie nachdenklich an. »Wieso sagst du das?«, wollte er wissen. »Du kennst mich nicht, weißt nicht, welcher Mann ich bin.«
Mela presste die Lippen zusammen, bis sie weiß wurden, doch ihr Blick hielt dem seinen stand.
»Du bist anders, anders als die Männer Borams. Sie sind kalt und voller Verachtung für mich, und vermutlich auch für sich selber. Du aber bist es nicht.«
Er schnaubte. »Und da bist du dir so sicher? Woher willst du wissen, dass ich nicht viel schlimmer bin als sie?«
Doch Mela nickte voller Überzeugung, als hätte sie seine letzten Worte gar nicht gehört. Sie zögerte kurz, bevor sie vorsichtig weiter fragte: »Du stammst nicht von hier, oder?«
Langsam schüttelte er den Kopf und für einen Augenblick schweifte sein Blick in die Ferne. Mela glaubte, in seinen schwarzen Augen etwas widerspiegeln zu sehen, was ihn mit Sorge erfüllte.
»Ja, du vermutest richtig: ich bin nicht von hier.«
»Darf ich fragen, woher du kommst? Aus der Hauptstadt?«
Er lächelte, doch es war kein freudvolles Lächeln. »Ich habe keine Heimat, Mela. Und ich bin einen weiten, weiten Weg gegangen; weiter, als ich
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