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Der Untergang der Götter - Die Rückkehr (German Edition)

Der Untergang der Götter - Die Rückkehr (German Edition)

Titel: Der Untergang der Götter - Die Rückkehr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan M. Ritter
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das für möglich gehalten hätte. Doch wichtig ist nur, dass ich jetzt hier bin, in Boram. Früher ...« Er verstummte.
    Mela musterte ihn scheu, denn sie spürte, dass ein Geheimnis hinter seinen Worten lag, das sie nicht verstand und das sie vielleicht auch besser nicht verstehen sollte. Zugleich wagte sie nicht, weiter in ihn zu dringen, denn es war offenbar, dass ihn jedes Wort schmerzte.
    »Boram ist auch nicht meine Heimat, selbst wenn ich hier geboren bin«, sagte sie schließlich, als die Stille zwischen ihnen unangenehm wurde. »Doch manchmal können wir uns unser Schicksal nicht aussuchen, auch wenn es uns grausam erscheinen mag. Die Götter tun das, was ihnen genehm ist, und wir müssen ihrem Willen folgen.«
    Damit drehte sie sich um und verschwand im Getümmel der Männer, die bereits nach neuem Schrabat riefen.
    Müde schaute er ihr hinterher und dachte über ihre merkwürdigen Worte nach. Es gab so viel Leid in dieser Welt, dass es ihn schmerzte, und gerne hätte er Mela geholfen, deren Hoffnungslosigkeit und Verlangen nach wahrem Leben er spürte. Sie verdiente wahrlich ein besseres Leben, aber das taten viele, so viele. Doch wirklich zu helfen lag nicht in seiner Möglichkeit.
    »Und es ist auch nicht meine Aufgabe«, fügte er flüsternd hinzu.
    Er schloss wieder die Augen, die lange schon keine Tränen mehr vergießen konnten; er durfte nicht vergessen, weswegen er hergekommen war. So verlockend Mela auch sein mochte, sie durfte ihn nicht kümmern, wenn er nicht versagen wollte.
    Er blieb noch eine Weile sitzen, lauschte gedankenverloren den Worten der Betrunkenen und Händler und verschwand irgendwann hinauf in sein Zimmer. Melas Blicke folgten ihm, ohne dass er es merkte, doch sie wagte es nicht ihm zu folgen, denn dafür würde Frerin sie bestrafen.
    Sie spürte, dass der Fremde etwas Besonderes war, anders als all die Männer, die Nacht für Nacht kamen, um sich zu betrinken und den Frauen nach zu stellen. Diese Männer widerten sie an, doch er trank nie, saß nur beobachtend in seiner Ecke und wirkte dabei so selbstbewusst und überlegen, wie sie es nie zuvor bei einem Mann erlebt hatte. Zugleich aber spürte sie einen Schmerz in ihm, der schier übermächtig war und wie ein Schleier über ihm lag und sein Geheimnis verbarg. Denn dass er ein Geheimnis mit sich trug, daran hatte sie keinen Zweifel mehr.
    Sie seufzte und beeilte sich, den nächsten Männern gefällig zu sein und sie mit Schrabat zu versorgen. So wie sie es schon immer getan hatte.
     
    ***
     
    Linan saß eng zusammengekauert in ihrem Stuhl und starrte wie so häufig in das Flackern des Kaminfeuers. Sie hatte eine Decke um sich geschlungen, da sie sich an diesem Abend besonders kalt fühlte und immer noch etwas fror. Die Worte ihres Vaters gingen ihr noch durch den Kopf, sein Wunsch, Boram endgültig zu verlassen. Die Hauptstadt aufzusuchen! Die Hauptstadt!
    Sie schluckte. Sie wusste nicht viel vom Reich und der Hauptstadt. Dass ihr Vater zum ersten Mal Desgard als Ziel genannt hatte, hatte vieles für sie verändert und sie bekam es einfach nicht mehr aus ihrem Kopf, denn es machte den Gedanken an das Verlassen Borams realer, als es jemals in ihrem Kopf gewesen war. Und nun auch noch der Angriff der Dunklen auf die Stadt!
    Die vielen Toten hatten sie mehr erschüttert, als sie sich das eingestehen wollte. Sie hatte es nicht gewagt, den Ort der Verwüstung aufzusuchen, doch auch so wusste jeder in Boram, was geschehen war und wie viele Opfer es gekostet hatte. Die Kunde davon hatte sich wie ein Lauffeuer durch die Gassen der Stadt verbreitet.
    Linan schloss die Augen. Was, wenn Thuraan sie alle erneut strafen und es vielleicht sogar sie selber oder ihren Vater treffen würde? Wenn einer von ihnen ein Opfer des göttlichen Zorns würde? Sie schüttelte sich und drückte sich noch tiefer in ihre Decke, als könnte sie sich damit vor allen Gefahren schützen.
    Es war nicht recht von Thuraan, die Menschen Borams so zu bestrafen, denn sie alle arbeiteten hart. Doch sie war klug genug, diese Meinung nicht außerhalb ihres Hauses zu äußern, denn die Macht der Priester war groß, nicht wenige hatten dies bereits zu spüren bekommen und immer wieder verschwanden Menschen spurlos.
    Aber dieser neuerliche Vorfall ließ sie langsam geneigt werden, ihrem Vater Recht zu geben: auch sie spürte die über Boram hängende Gefahr wie ein lauerndes Etwas, das jederzeit bereit war, los zu schlagen.
    Ein lautes Klopfen an der Tür ließ Linan

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