Der Untergang der Götter - Die Rückkehr (German Edition)
Gefahr droht oder nicht!«
Er erhob sich und trat auf Orcard zu. »Tut weiter, was eure Aufgabe als Wächter ist! Niemand in Boram wird es jetzt noch wagen, sich gegen die Götter zu erheben. Niemand!«
»Ihr versichert mir also, dass es zu keinem erneuten Angriff der Dunklen kommen wird?«
Chrenars Miene verdüsterte sich bei diesen Worten Orcards. »Ich versichere Euch gar nichts, Wächter! Dies ist allein Thuraans Wille und er tut, was er für richtig erachtet.«
Orcard neigte den Kopf. »Natürlich, daran habe ich keinen Zweifel.«
»Dann überlegt zukünftig Eure Worte besser!«
Orcard neigte erneut den Kopf. Er wusste, dass er vorsichtiger sein musste, denn Chrenar war ihm alles andere als wohl gesonnen.
»Ihr habt meine Erlaubnis, jetzt zu gehen.«
Orcard drehte sich sofort um und verließ den Raum des Hohepriesters, der ihm nachdenklich nachschaute.
»Ihr seid sehr nachsichtig mit ihm, Hohepriester.«
Chrenar blickte auf den Mann, der hinter einer verborgenen Tür hervorgetreten war.
»Findet Ihr, Kestos?«
»Orcard macht Euch nur Schwierigkeiten. Ich würde das nicht tun.«
Chrenar betrachtete seinen Gegenüber nachdenklich. Kestos war verantwortlich für die Ausstattung und Verpflegung der Wächter in Boram. Und jemand, der Orcards Stelle als Wedir einnehmen wollte. Äußerlich war er unauffällig, ein Mann, dessen Gesicht man nach Kurzem bereits wieder vergessen hatte. Doch das Spiel der Intrigen beherrschte er vollkommen. Und er wurde von Chrenar bezahlt, um ihn mit Informationen zu versorgen, die er von Orcard nicht erhalten würde.
»Wenn die Zeit reif ist, werdet Ihr erhalten, wonach Ihr so sehr begehrt, Kestos. Natürlich«, er zögerte vielsagend, »natürlich nur, wenn ich mit Euch zufrieden bin.«
Kestos lächelte und deutete eine Verbeugung an. »Verfügt über mich, Hohepriester!«
Das werde ich, Wächter, das werde ich, dachte Chrenar zufrieden.
***
Der Schmerz, der durch seinen Körper schoss, war so gewaltig, dass er von ihm zu Boden gezwungen wurde, auch wenn er sich mit aller Kraft dagegen wehrte. Es war, als würde seinen Beinen jegliche Kraft entzogen.
Der untote Wächter, der die Ursache für diesen Schmerz war, betrachtete ihn aus kalten, leblosen Augen; für ihn war er nur ein weiterer Verfluchter, der versuchte aus dem Gefängnis zu entkommen. Und um das zu verhindern war er geschaffen worden, und nur dazu. Wer jener Verfluchter war oder was er getan hatte, um hierher verbannt worden zu sein, war ihm gleichgültig.
Der Wächter zeigte mit der ausgestreckten Hand direkt auf ihn und steigerte damit den Schmerz, der in ihm tobte. Er kauerte am Boden und stützte sich mit beiden Händen ab, sonst wäre er schon lange gestürzt und würde wehrlos auf dem Bauch liegen. Instinktiv wusste er, dass das sein Ende bedeuten würde, er durfte unter keinen Umständen zusammenbrechen. Der Schmerz verstärkte sich nochmals und ein gepeinigtes Röcheln drang aus seinem Mund, doch noch immer war er zumindest auf den Knien und damit nicht vollkommen wehrlos.
Der Wächter betrachtete sein Opfer wie ein Insekt und wartete darauf, es endgültig töten zu können.
»Du bist weit gekommen, Fremder. Nenne mir deinen Namen, damit ich ihn meinen Erschaffern mitteilen kann! Es wird sie interessieren, wer du bist, auch wenn es dir hier und jetzt nicht mehr helfen wird.«
Er lachte gequält auf. »Nein, du wirst meinen Namen nicht erfahren, Wächter. Du nicht!«
Der Angriff verstärkte sich und ein Zittern ging durch seinen Körper.
»Höre auf damit!«, rief er dem Wächter mit schwächer werdender Stimme entgegen. »Ich befehle es dir!«
»Du wirst nicht befehlen«, entgegnete der Wächter ohne Regung in der Stimme, »sondern sterben. Niemand kann hier ohne die Erlaubnis der Götter vorbei. Jeder Versuch wird mit dem Tod bestraft. Dafür wurde ich geschaffen von jenen, die nicht mehr sind, und auch du kannst diesem Gesetz nicht entfliehen.«
»Und doch werde ich es schaffen, und du wirst mich nicht daran hindern, Wächter!«
Seine Stimme klang schwach, doch zugleich sprach eine unbedingte Entschlossenheit daraus, die offenbar auch der Wächter spürte, denn er verstärkte seinen unsichtbaren Griff, um den Kampf endgültig zu seinen Gunsten zu entscheiden.
»Du bist wahrlich weit gekommen, weiter als alle anderen, die den Weg zu mir gesucht haben, aber an mir kannst du nicht vorbei, denn ich bin der letzte Wächter. Ich bin das Letzte und Endgültigste, was du in deinem Leben
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