Der Untergang der Götter - Die Rückkehr (German Edition)
mich gehen!«
Die Wächter lachten und gingen weiter, als hätte er nichts gesagt. Doch da erhob er seine Hände und zeichnete eine Art Figur in die Luft.
Jedenfalls glaubte Mela, dass es eine Figur war. Hatte er etwa den Verstand verloren? Auch auf den Gesichtern der Wächter machte sich Belustigung breit, doch da, wo vorher nichts gewesen war, bildete sich plötzlich etwas Sichtbares und schoss auf die Wächter zu, um sie im nächsten Moment brutal zu Boden zu schleudern.
»Was im Namen der Götter ...!«, schrie der Priester und starrte den Fremden vollkommen überrascht an.
Dieser schien größer geworden zu sein, jedenfalls machte es den Eindruck auf Mela, die, unfähig auch nur einen Finger zu bewegen, am Eingang der Schenke verharrte und alles aus großen, ungläubigen Augen beobachtete.
Die Wächter hatten sich von ihrer ersten Überraschung erholt und drangen plötzlich allesamt auf den Fremden ein, doch er zeichnete erneut eine merkwürdige Figur und ohne Vorwarnung begann die Luft um seine Hände in einem grünen Feuer zu glimmen. Dann brach die Hölle los und alles verschwand in einem Chaos aus brennender Luft, Rauch und wilden Schreien.
Mela selber wurde von einer Druckwelle getroffen und ins Innere der Schenke geschleudert, wo sie für einige Augenblicke benommen liegen blieb. Als sie wieder zu sich kam, kannte sie nur noch einen Gedanken: die Götter mögen uns beistehen!
Mühevoll kam sie wieder auf die Beine und musste sich an der Tür festhalten, da sich alles um sie zu drehen schien. Sie begriff noch immer nicht, was sich soeben ereignet hatte. Sie wusste nur, dass der Fremde fort war und zahlreiche Männer sich in Schmerzen auf der Straße wanden.
Neben ihr stand stöhnend Brom, der sich ungläubig die Augen rieb. »Im Namen der Götter - was war das? Der Fremde … der Fremde muss zu den Dunklen gehören!«
Mela hörte ihm nicht zu, dafür schoss ihr selber viel zu viel durch den Kopf. Hatte sie das wirklich erlebt? Die seltsamen Zeichen, die er gemalt und die wie lebendig gewirkt hatten? Das Feuer, das wie aus dem Nichts entstanden war und die Wächter angegriffen und verletzt hatte?
Immer wieder schüttelte sie den Kopf, als könnte sie damit das Unmögliche vergessen machen, doch es gelang ihr nicht. Sie hatte gesehen, was sie gesehen hatte, auch wenn es ihr nicht begreifbar war. Von Anfang an war ihr bewusst gewesen, dass der Fremde anders war. Aber das hier?
Wer war er? Was war er? Wirklich ein Dunkler, wie Brom vermutete? Sie wusste es nicht, und das ungute Gefühl, das seit Tagen in ihr war, verstärkte sich um ein Vielfaches. Dennoch wusste sie, dass sie das Versprechen, das sie dem Fremden gegeben hatte, einhalten würde, denn etwas in ihrem Inneren sagte ihr, dass er nicht böse war, auch jetzt hatte er sich nur zur Wehr gesetzt. Oder hoffte sie das nur, weil sie etwas anderes nicht wahrhaben wollte?
Nein, etwas geschah in Boram, etwas Außergewöhnliches. Doch ob es zu ihrem Besten sein würde, das vermochte sie nicht zu sagen. Sie wusste nur, dass sie mitten drin steckte und keinen Ausweg sah.
***
»Was ist geschehen?«
Chrenar starrte den Priester, der ihm soeben Bericht erstattet hatte, ungläubig an.
Doch dieser neigte demütig den Kopf und wiederholte, was er erzählt hatte.
»Kannst du das bestätigen?«
»Ja«, nickte Kestos. »Ich habe mit den beteiligten Wächtern gesprochen, so muss es geschehen sein. Und Ihr solltet wissen, dass in der Tat Orcard den Befehl gegeben hat, den Fremden zunächst zu ihm zu bringen statt zu Euch. Ich war dabei, als er es gesagt hat.«
Chrenars Miene verdüsterte sich.
»Er hat damit gegen Euren ausdrücklichen Befehl gehandelt! Er…«
»Genug!«, unterbrach ihn Chrenar wütend. »Orcards Zeit neigt sich dem Ende entgegen, doch zuvor gibt es Wichtigeres zu erledigen.«
Er wandte sich wieder dem Priester zu: »Was du erzählst, kann einfach nicht der Wahrheit entsprechen.«
»Er muss ein drakesh sein!«, widersprach der Priester. »Er verfügt über Kräfte, die kein Mensch besitzen kann! Und seine Augen – sie sind vollkommen schwarz!«
»Ein Dunkler?« Chrenar musterte seinen Gegenüber abschätzig. »Du sprichst irre. Kein Dunkler könnte je ohne den Willen Thuraans die Stadt betreten.«
Doch der Priester schüttelte den Kopf. »Ich habe es selbst gesehen! Seine Hände – aus ihnen kam Feuer! Selbst eine ganze Truppe von Wächtern vermochte es nicht ihn aufzuhalten.«
»Das ist nicht möglich, und das weißt
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