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Der Untergang der Götter - Die Rückkehr (German Edition)

Der Untergang der Götter - Die Rückkehr (German Edition)

Titel: Der Untergang der Götter - Die Rückkehr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan M. Ritter
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ihren Blick nachdenklich in die Ferne schweifen. Waren die Alten Götter also gar keine wirklichen Götter gewesen? Hatten sie sich nur einer anderen Macht bedient, die sie in den Augen der übrigen Menschen wie Götter hatte wirken lassen? Und was war mit den Neuen Göttern?
    Ihr schwindelte bei diesen Gedanken und sie fragte sich, inwieweit sie den Worten der Bücher vertrauen konnte. Sie wusste nur eines: der Körper des Fremden war mit diesen Symbolen bedeckt, und das konnte kein Zufall sein. Die Pelendariis hatten im Auftrag der Alten Götter gehandelt - hatte also der Fremde etwas damit zu tun, da er ihre Zeichen trug?
    Ihre Gedanken wurden unterbrochen, als sich die Haustür öffnete und ihr Vater erschien. Er schüttelte sich, als wollte er sich der Kälte, die draußen herrschte, entledigen, und bemerkte dann Linan, die ihn aus kühlen Augen anstarrte.
    Czenon zögerte, trat dann jedoch näher und blieb einige Schritte von Linan entfernt stehen, so als gäbe es eine unsichtbare Barriere zwischen ihnen. Sie schauten sich einige Augenblicke lang in die Augen, dann öffnete Czenon seinen Mantel und holte ein kleines Kästchen hervor.
    Er streckte die Hand aus und hielt es Linan entgegen.
    »Was ist das?«, wollte Linan wissen und starrte ihren Vater abweisend an.
    »Ein Geschenk für dich, Linan.« Die Stimme ihres Vaters klang müde und ausgezehrt.
    »Warum willst du mir ausgerechnet jetzt etwas schenken? Egal was es ist - ich möchte es nicht!«
    Czenon lächelte sie an, doch es war ein Lächeln, das seine Augen nicht erreichte und das Linan auch nicht erwiderte.
    »Ich weiß, dass du mich verachtest, Linan. Und ich weiß auch, dass du mir das, was ich dir erzählt habe, niemals wirst verzeihen können.«
    Die Worte ihres Vaters riefen Linan schmerzhaft in Erinnerung, was er ihr über sein früheres Leben mitgeteilt hatte; wieder wallte Wut und Enttäuschung in ihr auf.
    »Ich will nicht mehr darüber reden!«, sagte sie scharf und wandte sich von ihm ab. Es fiel ihr schwer, ihrem Vater in die Augen zu schauen, zu groß war der Schmerz, den er ihr zugefügt hatte.
    »Ich weiß«, sagte Czenon und aus seinen Worten sprach unendliche Traurigkeit und das Wissen, das, was einmal zwischen ihnen bestanden hatte, für immer zerstört zu haben.
    »Dennoch will ich dir dieses Amulett geben. Es hat einst deiner Mutter gehört!«
    »Mutter?« Linan drehte sich ruckartig um und starrte erst ihren Vater und dann das Kästchen an, das ihr Vater inzwischen geöffnet hatte. Langsam kam sie näher. Sie wusste nicht viel über ihre Mutter, gesehen hatte sie sie nie, denn sie war bei ihrer Geburt gestorben. Doch ihr Vater musste sie sehr geliebt haben, jedenfalls war er nach ihrem Tod niemals wieder mit einer anderen Frau zusammen gewesen.
    Noch immer hielt Czenon seiner Tochter das Amulett entgegen, das leichte Zittern seiner Hände entging ihr dabei, denn sie hatte plötzlich nur noch Augen für das Schmuckstück.
    »Du hast es mir noch nie gezeigt!«, sagte sie und ein leichter Vorwurf schwang in ihrer Stimme mit.
    »Ich habe es lange nicht mehr in den Händen gehalten«, erwiderte Czenon. »Es hat mich zu sehr an deine Mutter erinnert, daher habe ich es weggeschlossen. So wie man es mit vielen Dingen tut, die einen schmerzen.«
    Langsam griff Linan nach dem Amulett und hielt es schließlich in den Händen. Sie wusste selber nicht genau, aus welchem Grund sie es genommen hatte, aber wie ein innerer Zwang zog es sie zu ihm.
    »Du hast mir nie viel von ihr erzählt«, bemerkte sie, ohne den Blick davon zu wenden.
    »So etwas ist nie leicht, vielleicht wirst du das eines Tages auch einmal erfahren, Linan.« Seine Augen wurden wässrig, als der Schmerz der Erinnerung zurückkehrte. »Du hast ihr Gesicht!«
    Linan bedauerte ihren Vater für einen Augenblick, aber die Erinnerung an seine Taten verdrängte fast sofort jedes Mitgefühl.
    »Ich bitte dich es zu nehmen!«, forderte Czenon sie auf. »Es sollte nicht länger bei mir sein. Deine Mutter hätte es so gewollt.«
    Noch immer konnte Linan ihren Blick nicht von dem Schmuck abwenden, wie magisch blieben ihre Augen darauf gefesselt. Es war kein wirklich außergewöhnliches Stück, dennoch war etwas an dem Amulett, das es wunderschön machte, zumindest in ihren Augen. Linan betrachtete es von allen Seiten, dann legte sie es sich um den Hals, behutsam, als könnte es jederzeit zerbrechen.
    Czenon beobachtete sie dabei und atmete auf, als er das Amulett unter Linans Oberteil

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