Der Untergang der Götter - Die Verbotenen Wege (German Edition)
nicht«, flüsterte Orcard ihr zu.
Mela nickte, sagte jedoch nichts weiter, denn mehr konnte auch Orcard nicht wissen. Da plötzlich drehte sich Eneas zu ihnen um, sein Gesicht wirkte ernst.
»Ich spüre eine Gefahr.« Er deutete in die Richtung, aus der sie gekommen waren. »Der Häscher ist da!«
Mela stockte der Atem. Der Häscher? Aber wie konnte das möglich sein?
»Du hast doch gesagt, dass er uns nicht folgen kann!«
»Nicht durch Konduun . Aber er hat einen anderen Weg genommen. Einen Weg, mit dem ich nicht gerechnet habe.«
Eneas ging an ihnen vorbei und blieb hinter ihnen stehen. Wieder schien er in die Dunkelheit hinein zu horchen.
»Bei den Göttern!«, brach es aus Anda heraus. »Er wird uns alle töten!«
Panik sprach aus ihrer Stimme und Mela konnte es ihr nachempfinden, denn sie fühlte in diesem Augenblick das Gleiche.
»Das wird er nicht!«, widersprach Eneas ungewohnt heftig. »Noch stehe ich zwischen ihm und euch.«
»Aber du bist verletzt!«, wandte Anda ein. »Wir alle wissen, dass der Häscher dich verwundet hat!«
Eneas ballte die Hände zu Fäusten zusammen, dann drehte er sich zu Orcard um. Mela erschrak, als sie seine schwarzen Augen sah. Sie schienen zu glühen, als loderte ein geheimes Feuer in ihnen.
»Orcard – führe die Gruppe weiter, bis ich wieder zu euch stoße!«
Orcard starrte ihn an. »Aber ich … ich kenne den Weg nicht! Du musst uns führen!«
»Nein!« Eneas' Blick bohrte sich in den des Wächters. »Gehe einfach weiter, immer geradeaus. Ich werde euch finden!«
»Aber du kannst doch nicht allein dem Häscher entgegentreten!«, rief Mela. Verzweiflung regte sich in ihr. »Lass uns zusammen fliehen!«
Aber Eneas schüttelte den Kopf. »Ich werde wieder zu euch stoßen, Mela, das verspreche ich! Aber jetzt muss ich euch etwas Zeit verschaffen.«
»Aber wie?« Mela schrie ihre letzten Worte fast hinaus.
»Geht!«, war alles, was Eneas erwiderte. Dann drehte er sich um und verschwand in der Dunkelheit.
Mela starrte ihm nach. Etwas in ihrem Inneren zerbrach, als sie Eneas gehen sah. Am liebsten wäre sie ihm nachgelaufen, doch Orcards harte Worte rissen sie zurück in die Wirklichkeit:
»Wir gehen weiter! Und zwar sofort!«
Mela drehte sich zum ihm um, doch der Wächter wich ihrem Blick aus. Auch die übrigen schauten weg und setzten sich wieder in Bewegung. Orcard wartete kurz, dann trat er auf Mela zu und zog sie am Arm voran. Sie wollte aufbegehren, wollte Eneas folgen, aber unterließ es dann. Er hatte Recht, sie mussten weiter.
***
Er war ihnen jetzt nahe, das spürte er. Seine Umgebung verschluckte jedes Licht, das vielleicht vor ihm lag, aber er konnte seine Beute dennoch spüren. Der Frevler war dort und jetzt würde die Jagd ein Ende finden.
Er spürte keine Aufregung, keine Furcht, sondern nur Befriedigung, seine Aufgabe erfüllen zu können. Er würde sie alle töten, bis auf ihn, denn nach ihm verlangten seine Herren, und deren Willen musste er sich beugen.
Abrupt blieb er stehen. Er fühlte, dass sich sein Gegner näherte, und er fühlte auch, welche Macht in ihm war. Sie war stärker als zuvor, überraschend stark. Es schien ihm, als hätte sich etwas in dem Frevler verändert und vielleicht hing es mit diesem Ort zusammen.
Dann schälte sich aus der Dunkelheit eine Gestalt, die ihm gegenüber stehen blieb.
»Du bist mir also gefolgt, Häscher! Haben deine Herren dich erneut ausgeschickt?«
Der Häscher zog seine Schwerter. »Deine Flucht endet hier, Frevler. Erkenne deine Niederlage.«
Eneas' Gesicht zeigte keine Regung, als die Worte des Häschers in seinem Kopf ertönten. Stattdessen hob er langsam die Hände und ein grünliches Glühen entstand rings um sie.
»Sehe ich so aus, Häscher, als würde ich fliehen?«
Der Häscher spannte sich, denn er spürte die Macht, die sein Gegenüber zusammenzog. Die Schwerter in seinen Händen vibrierten.
»Du bist hier an einem Ort, der dir feindlich gesonnen ist, Häscher. Auch deine Herren werden hier nur geduldet, denn die Verbotenen Wege wurden von den Alten Göttern erschaffen.«
»Hinter mir steht die Macht der Götter! Du bist ein Nichts gegen sie – erkenne das endlich und unterwerfe dich mir!«
Das Licht verstärkte sich und der Häscher machte sich auf einen Angriff gefasst. Er selber war unfassbar schnell, und diesen Vorteil gedachte er zu nutzen. Zudem hatten ihm seine Herren etwas gegeben, von dem sein Gegner nichts wusste. Und das würde den Unterschied
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