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Der Untergang der Götter - Die Verbotenen Wege (German Edition)

Der Untergang der Götter - Die Verbotenen Wege (German Edition)

Titel: Der Untergang der Götter - Die Verbotenen Wege (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Ritter
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nur weiter, so vorsichtig wie er nur konnte.
    Er hatte den Übergang gefunden und konnte die Verfolgung aufnehmen. Der Frevler hatte wieder an Vorsprung gewonnen, doch jetzt war es nur noch eine Frage der Zeit, bis er ihn und seine Begleiter eingeholt haben würde. Er wusste zwar noch nicht, wie er ihn zu seinen Erschaffern bringen sollte, aber auch dafür würde er eine Lösung finden.
    ***
     
    Eneas hatte sich während der Rast der anderen wie üblich ein Stück weit entfernt und saß am Boden. Er fühlte sich seltsam; es war eine Mischung aus Müdigkeit und Machtbewusstsein, das er in den kresh kallaan zunehmend empfand. Immer wieder suchten seine Hände die verletzte Schulter. Sanft glitten sie über sie und unter der Haut konnte er die Verwundung spüren. Sie war da, lautlos und unsichtbar, aber sie war da.
    Er sehnte mehr als jemals zuvor das Beryllyion herbei und plötzlich kehrte die Erinnerung an jenen furchtbaren Kampf mit Thuraan zurück, bei dem er erstmals die Verbindung mit der Waffe der Alten Götter gespürt hatte. Die Macht, die damals durch ihn hindurch geflossen war, hatte ihn berauscht, und er konnte sich nichts vorstellen, was das auch nur annähernd ersetzen konnte.
    Irgendwo hier unten musste sich Linan befinden. Niemand von seinen Begleitern wusste von ihr, und er hatte auch nicht vor, von ihr zu erzählen, wenn es nicht unbedingt sein musste. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass sie noch lebte, war gering. Er selber jedenfalls vermutete, dass sie tot war. Die Erinnerung an jene schrecklichen Ereignisse, bei denen auch Czenon sein Leben verloren hatte, war schmerzlich.
    Seine Augen fielen zu und fast übergangslos befand er sich an einem anderen Ort.
     
    »Du musst sie vergessen!«
    »Linan?«
    »Wenn sie nicht tot ist, hält der Wahnsinn sie längst in ihren Klauen. Niemand, der nicht über die Macht verfügt, kann lange an diesem Ort überleben.«
    »Vielleicht lebt sie noch und vielleicht hat sie noch das Beryllyion.« Eneas' Stimme enthielt einen Hauch Hoffnung.
    »Das Beryllyion – nur das ist für dich von Wichtigkeit, Eneas! Du hast dir bereits die anderen aufgebürdet, jetzt lasse dich nicht auch noch von dem Schicksal der Frau beeinflussen.«
    »Ich bin schuld, dass sie in die kresh kallaan gestürzt ist!«, widersprach Eneas.
    »Ohne dich wäre sie ein Opfer Thuraans geworden. Du bist nicht schuld an dem, was ihr widerfahren ist. Du bist höchstens schuld, dass sie überlebt hat.«
    Eneas hörte die Worte, allein es fehlte ihm der Glauben an ihre Wahrheit. In seinem Herzen hatte sich eine Leere ausgebreitet, die ihn zunehmend belastete.
    »Quäle dich nicht damit!«
    Eneas lachte abschätzig. »Es ist nicht mehr Qual, als ich ohnehin schon ertragen muss.«
    »Gut. Das Beryllyion kann nicht mehr weit sein. Du näherst dich dem Ort, über den Thuraan nach Boram kam. Dort muss sich das Beryllyion befinden.«
    »Und wenn nicht? Wenn all das hier umsonst war?«
    »Dann wirst du sterben, denn die dunkle Magie in dir wird dich schon bald zu Boden zwingen und dir den Tod bringen.«
    Eneas lachte, doch es war ein kaltes, freudloses Lachen. »Vielleicht ist es das, was das Beste für mich wäre: der Tod. Ich bin müde, so müde.«
    »Du hast eine Aufgabe zu erfüllen! Du kannst jetzt nicht aufgeben!«
    Eneas blickte düster zu Boden. »Ich bin das Werkzeug, das gehorcht.«
    »Es ist eine Ehre, dass du auserwählt wurdest, Eneas. Die Götter zählen auf dich – aber dafür musst du das Beryllyion finden! Nur so hat dein Kampf Aussicht auf Erfolg.«
    Eneas dachte lange über diese Worte nach. Früher hatte er es als Ehre angesehen, damals als nichts und niemand sie aufhalten zu können schien. Wie dumm er doch gewesen war! Alle seine Freunde waren gefallen, die Neuen Götter hatten ihm alles genommen, was er je in seinem Leben besessen hatte. Und jetzt? Jetzt war nur noch Hass in ihm, die Ehre war längst schon verloren. Eine schwache Erinnerung, die langsam am Horizont verblasste.
    »Doch sei auch gewarnt!«
    »Gewarnt wovor?«
    »Eine Gefahr nähert sich dir, Eneas. Sie nähert sich mit großen Schritten.«
    »Wovon sprichst du?« Eneas fühlte die Wahrheit in den Worten des Alten.
    »Das Werkzeug deiner Feinde verfolgt dich.«
    »Der Häscher? Er ist hier?«
    »Ja, sie haben ihn hierher gebracht. Es war töricht von dir, ihnen deine Pläne zu verraten.«
    Eneas ballte die Hände. »Ich habe nicht geglaubt, dass sie so weit gehen würden.«
    »Narr! Auch sie dürstet es nach dem Beryllyion.

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