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Der Untergang der Götter - Die Verbotenen Wege (German Edition)

Der Untergang der Götter - Die Verbotenen Wege (German Edition)

Titel: Der Untergang der Götter - Die Verbotenen Wege (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Ritter
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selber hin- und hergerissen, aber ihr Schicksal war mit dem von Eneas verknüpft, ob sie wollte oder nicht.
    »Aber ich glaube nicht«, fuhr Orcard leise fort, »dass wir Hendran, Xarina und Anda lebend wiedersehen werden.«
    Mela starrte ihn bestürzt an. »Wieso denkst du das?«
    »Hast du den Häscher vergessen?«, antwortete Orcard mit einer Gegenfrage. »Er ist irgendwo dort draußen und wir wissen nur zu gut, dass er gnadenlos ist. Deshalb denke ich zwar, dass wir einen Fehler machen, aber dass er nicht so groß ist wie der ihrige.«
    Melas Magen verkrampfte sich. Die Erinnerung kehrte zurück an jenen Tag, als der Häscher einen der Wächter umgebracht hatte, und das ohne jeden Grund, einfach nur weil er es wollte.
    Sie hatte nicht mehr an ihren Verfolger gedacht, aber natürlich hatte Orcard Recht. Wenn der Häscher auf die anderen treffen würde …
    Sie dachte diesen Gedanken nicht zu Ende, aber das brauchte sie auch nicht. Es war ihre Entscheidung gewesen, zurückzubleiben. Und die Gefahr war vermutlich die gleiche: der Häscher im Rücken oder das Unbekannte vor ihnen.
    Sie gingen leise weiter, immer auf den Schemen zu, dann wurde die Dunkelheit plötzlich von einem grellen Schein erleuchtete, vor dem sie geblendet die Arme vor den Augen verschränkten.
    Mela hatte keine Einzelheiten erkennen können, doch zumindest der Schatten Eneas' war zu sehen gewesen. Zumindest glaubte sie, dass es seiner gewesen war. Und noch etwas anderes war aufgeblitzt, etwas viel Schlimmeres.
     
    ***
     
    Eneas stand wie erstarrt. Er war endlich bei dem angekommen, was vor ihm gewartet hatte. Sein Herz raste und seine Hände zitterten leicht. Doch es war anders als er es erwartet hatte. Das, was er vor sich sah, war der körperlich gewordene Schrecken.
    Er stand einem der furchtbarsten und zugleich mächtigsten Wesen gegenüber, die auf dieser Welt existierten: einem Drachen!
    Normalerweise kannte er keine Angst, doch dieses Mal war es anders. Er wusste um die Kraft, die den Drachen innewohnte, wusste, dass er ihnen unterlegen war. Seine Hände ballten sich zusammen bis sie schmerzten, und er zog Macht aus den Runen auf seinem Körper zusammen. Ein undeutliches Leuchten umgab seine Hände, als würden sie in schwachem Feuer brennen.
    Dann fiel sein Blick auf die kleine, fast nicht sichtbare Silhouette, die neben dem massigen Körper des Drachens stand. Im gleichen Augenblick riss der Drache sein Maul auf und ein blendend helles Licht schoss in grellem Feuer heraus. Doch auch ohne dieses Licht hätte Eneas sofort gewusst, wer da neben dem Drachen stand: er war endlich am Ziel seiner Reise in den kresh kallaan angekommen!
    Aber nie hätte er gedacht, sie noch lebend zu finden. Als sie in Boram verschwunden war, bei jenem bitteren Kampf gegen Thuraan, hatte er jede Hoffnung aufgegeben, dass sie in den kresh kallaan überleben konnte. Denn wie hätte das auch möglich sein können.
    Und doch – jetzt stand sie hier direkt vor ihm, in Begleitung eines Drachens! Nur schwer erholte er sich von diesem Schock.
    »Linan!«, rief er und machte einen Schritt auf sie zu.
    Doch sofort wandte der Drache den Kopf auf ihn zu und machte eine drohende Geste. Eneas blieb stehen und musterte abwägend erst den Drachen, dann Linan. Mit einer Handbewegung schleuderte er ein Licht nach oben, das ausreichend hell war, um ihn, den Drachen und Linan zu beleuchten.
    »Linan – ich bin es: Eneas!«, wiederholte er seine Worte.
    Linan trat einen Schritt auf ihn zu und betrachtete ihn mit einem fast neugierigen Blick, in dem die Vorsicht aber nicht zu übersehen war. Eneas bewegte sich nicht, denn die Drohung, die der Drache ausstrahlte, war einfach zu groß.
    »Ich kenne dich nicht«, antwortete Linan und schüttelte wie zur Bestätigung den Kopf. »Wer bist du – und wie kommst du hierher?«
    Eneas stutzte. Hatte er richtig gehört? Wusste Linan wirklich nicht, wer er war? Oder spielte sie mit ihm?
    Sein Blick fiel auf das Amulett, das an ihrem Hals hing und schwach leuchtete. Das Beryllyion ! Er musste gegen den Impuls ankämpfen, auf sie zuzugehen und nach dem Amulett zu greifen. Sein ganzer Körper begann vor Verlangen zu beben und die Runen auf seinem Körper brannten.
    »Dein Vater! Der Kampf gegen Thuraan! Hast du das vergessen?«
    Linan musterte ihn nachdenklich, dann schüttelte sie den Kopf. Sie hatte bemerkt, dass Eneas das Amulett anstarrte, und ihr Körper versteifte sich. Sofort regte sich der Drache neben ihr und Eneas begriff, dass sie

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