Der Untergang der Götter - Die Verbotenen Wege (German Edition)
sich vor ihnen in der Dunkelheit ab und in Eneas begann eine Ahnung zu wachsen. Seine Wangen zuckten.
Alle waren inzwischen stehen geblieben. Düster stemmte sich ihnen der Schemen entgegen, ein Versprechen einer unausgesprochenen Gefahr, der sie nicht mehr ausweichen konnten.
»Was ist das?«, wiederholte Hendran seine Frage, drängender als noch zuvor.
»Sollten wir lieber einen anderen Weg suchen?«, fragte Orcard unsicher. Auch er spürte die Gefahr, die dort vor ihnen lauerte. »Das gefällt mir nicht.«
»Dafür ist es zu spät«, entgegnete Eneas. »Wir haben unser Ziel erreicht.«
Orcard starrte ihn an. »Das ist unser Ziel? Bist du dir sicher?«
Eneas nickte. »Wir gehen weiter!«
»Ich habe Angst!«, rief Mela und trat neben Eneas und Orcard. »Mein Herz sagt mir, dass wir nicht weiter gehen sollten! Alles in mir sagt das!«
Eneas wandte den Blick und schaute ihr in die Augen. Wieder erstarrte sie vor der Dunkelheit, die sie dort sah.
»Du brauchst keine Angst zu haben, Mela. Es wird dir nichts geschehen, das verspreche ich dir!«
Mit diesen Worten ging er weiter, direkt auf den Schatten zu, der vor ihnen mitten im Nichts wartete.
Hendran trat zu Orcard. »Das ist Irrsinn! Wir dürfen ihm nicht weiter folgen, er führt uns direkt in den Untergang! Das weißt du genauso gut wie ich!«
Orcard zögerte, er war völlig verunsichert. Einerseits wollte er Eneas glauben, andererseits fühlte auch er die Gefahr, die vor ihnen lauerte. Und Eneas hatte sich hier in den Verbotenen Wegen zusehends verändert. Und das auf eine Weise, die ihm nicht gefiel.
Da ertönte ein markerschütterndes Brüllen und alle zuckten sie zusammen. Xarina stieß einen Schrei aus, der unnatürlich laut erschien. Für einen Augenblick hielten sie alle den Atem an, dann wiederholte sich das Brüllen vor ihnen.
»Was im Namen der Götter ist das?«, rief Mela voller Furcht. Ihre Augen suchten nach Eneas, doch er war nicht mehr zu sehen. Panik ergriff sie und für einen Augenblick hatte sie das Gefühl, vollkommen allein zu sein. Verlassen und dem Tode geweiht, so wie in Boram beim Angriff der Dunklen.
»Eneas!«, schrie sie, so laut sie es vermochte.
Orcard bedeutete ihr zu schweigen, aber sie schüttelte den Kopf. Die Furcht in ihr schien übermächtig zu werden.
»Wir folgen ihm!« Orcards Stimme duldete keinen Widerspruch.
Hendran starrte ihn ungläubig an, dann schüttelte er den Kopf. »Ich gehe nicht mehr weiter, Orcard. Es ist jetzt endgültig genug! Du hast keine Ahnung, was du hier tust!«
Orcard drehte sich zu ihm um, den Blick voller Zorn.
»Was willst du denn tun? Hierbleiben und warten?«
Hendran trat auf die beiden Frauen zu. »Wollt ihr etwa weitergehen, direkt auf unseren Untergang zu?« Er deutete auf den Schatten, der vor ihnen lag.
Anda und Xarina tauschten furchtsame Blicke aus, doch auch sie schienen nicht mehr weitergehen zu wollen. In diesem Augenblick ertönte wieder das Brüllen vor ihnen und das gab den Ausschlag.
»Nein«, erwiderte Anda und ihre Stimme bebte vor Angst. »Wir wollen nicht weiter.« Sie deutete nach vorne. »Was immer dort ist – wir wollen es nicht sehen!«
Xarina nickte bestätigend, auch ihre Augen blitzten vor Furcht.
Hendran warf Orcard einen triumphierenden Blick zu: »Da hast du es! Wenigstens sie erkennen, was richtig und was falsch ist! Wenigstens sie sind nicht so verblendet wie ...«
»... wie ich es bin?«
Hendran antwortete nicht, aber es war klar, dass er genau das hatte sagen wollen.
Orcard schürzte die Lippen und betrachtete die beiden Frauen, die jedoch einen Augenkontakt mit ihm mieden. Schließlich nickte er und wirkte für einen Augenblick wie ein alter, geschlagener Mann.
»In Ordnung. Ihr Schicksal liegt jetzt in deinen Händen, Hendran.«
Er schaute ihm direkt in die Augen. »Ich hoffe, du weißt was du tust.« Damit drehte er sich um und wandte sich an Mela: »Und was ist jetzt mit dir?«
Melas Körper zitterte noch immer. Sie hatte furchtbare Angst, aber ihr Herz sagte ihr, was zu tun war: »Ich folge Eneas!«
»Gut.« Orcard warf Hendran und den beiden Frauen einen letzten Blick zu, in dem Sorge und Schicksalsergebenheit zu lesen war, dann setzte er sich wieder in Bewegung, dicht gefolgt von Mela.
»Was wird aus ihnen werden?«, flüsterte Mela ihm zu.
Orcard lachte spöttisch. »Ich mache mir viel mehr Sorgen darum, was aus uns werden wird, Mela. Mein Gefühl sagt mir, dass wir einen Fehler machen.«
Mela sagte nichts dazu. Sie war
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