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Der Untergang der Hölle (German Edition)

Der Untergang der Hölle (German Edition)

Titel: Der Untergang der Hölle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Thomas
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Frau wich ein paar Schritte zurück, hielt aber ihre Waffe weiter auf Vees Gesicht gerichtet. Der Lauf zitterte in der Luft, obwohl sie mit beiden Händen zugriff. »Sie müssen jetzt gehen.«
    Vee setzte sich langsam auf und hob die Arme in die Höhe, sodass ihre leeren Hände sichtbar blieben. Sie hatte keine Angst, getötet zu werden, weil es unmöglich war, ihre unsterbliche Seele zu zerstören. Sie würde sich selbst von den schwersten Schäden erholen, die man ihrem Pseudokörper zufügte, doch das bedeutete nicht, dass sie keine Schmerzen fühlen konnte. Und um Schmerzen versuchte sie stets einen großen Bogen zu machen.
    »Okay, okay, entschuldigen Sie mein Eindringen«, erklärte sie. »Ich wollte Ihre Privatsphäre nicht verletzen.« Als sie sich ausmalte, wie sie durch das Badezimmerfenster in den Kriechgang zurückkehren würde, dämmerte es ihr: Sie hatte keine Türen gesehen, die aus der Wohnung hinausführten. Sie war nicht dafür ausgelegt, dass man sie ohne Weiteres betrat oder verließ.
    Als ob sie sich mit dem gleichen Gedankengang beschäftigte, fragte die alte Frau: »Wie sind Sie überhaupt hier reingekommen?«
    »Durch das Badezimmerfenster. Ich habe mich vor ein paar Dämonen versteckt. Glücklicherweise sind die zu groß, um sich hier oben umzusehen. Ich versuche lediglich, mich bis zum 128. Stock durchzuschlagen. Haben Sie oder der Rest Ihrer Familie jemals von Freetown gehört?« Vee stand jetzt neben dem Bett.
    »Ich nehme Ihre Waffe erst mal an mich.« Die Alte nahm ihre Pistole in eine Hand und zog Jay an ihr Bein heran. »Nein, und es interessiert uns auch nicht. Wir haben hier alles, was wir brauchen.«
    »Wie lange sind denn die anderen schon weggetreten?«
    »Haben Sie in der Hölle schon mal Uhren oder Kalender gesehen?«, schnappte die Frau. Aber dann sagte sie: »Ich bin lange allein gewesen. Ich meine, ich habe lange allein wach gelegen. Ich bin nicht wirklich einsam. Es tröstet mich, dass meine Familie bei mir ist. Sie sind zwar nicht bei vollem Bewusstsein, aber ein Teil von ihnen findet ebenfalls Trost darin, dass wir hier vereint sind.«
    Vee ließ langsam die Hände herabsinken. Die alte Dame protestierte nicht. Sie fragte: »Also war es ursprünglich nicht ihre Absicht, auf diese Weise schlafen zu gehen?«
    »Nein. Wir haben uns diese Zuflucht geschaffen, um dem Grauen um uns herum zu entkommen, und wir haben hier lange Zeit als Familie gelebt. Aber die drei sind immer länger und länger eingeschlafen. Sie wussten, was geschah. Also haben wir uns eines Nachts zusammengesetzt, darüber gesprochen, und beschlossen, es einfach geschehen zu lassen. Für uns geht das in Ordnung, dass wir zwar nichts mehr zusammen unternehmen können, aber ganz nah beieinanderbleiben.«
    »Nur, dass die anderen schlafen. Und Sie nicht.«
    »Ja.«
    »Es muss einsam für Sie sein, selbst in Gesellschaft. Ich möchte wetten, dass Sie immer noch mit Ihrer Familie sprechen, selbst wenn Sie keine Antwort bekommen.«
    »Ich möchte, dass Sie jetzt gehen.«
    »Wollen Sie das wirklich? Ist es nicht besser, jemanden zum Reden zu haben?«
    »Nicht, wenn Sie es sind!«
    »Vermissen Sie manchmal Ihre leibliche Familie?«
    Die wütende Stimme der alten Frau zitterte. »Sind Sie hergekommen, um mich zu quälen? Sie sind ein Engel, oder? Ich merke das immer. Ihr scheinheiligen Engel seid sadistischer als jeder Dämon!«
    Vee fühlte sich schuldig, ihre unfreiwillige Gastgeberin aufgezogen zu haben. »Tut mir leid, ich versuche nicht, Sie zu verletzen. Ich schätze, ich möchte Sie bloß verstehen. Ich war selbst sehr lange bewusstlos, so wie Ihre Familie. Aber ich bin nicht sicher,ob Verdrängen eine Lösung ist. Vielleicht sollten wir die Dinge stattdessen verändern. Es ist wichtig, dass wir uns an das Leben erinnern, das wir zurückgelassen haben. Die Vergangenheit immer wieder vor unserem geistigen Auge abspulen, damit wir den jetzigen Zustand nicht einfach widerspruchslos akzeptieren.«
    »Hätten wir uns nicht an unser früheres Leben erinnert, hätten wir diesen Ort nicht erschaffen, richtig? Oder uns eine Familie aufgebaut. Wir haben bereits etwas verändert – aber wir vier sind nicht in der Lage, das gesamte Jenseits auf den Kopf zu stellen. Also haben wir uns diese kleine Nische nach eigenen Regeln eingerichtet.« Sie deutete mit der Pistole auf ihre Umgebung.
    »Ja, ich weiß. Und ich bewundere Sie dafür. Wirklich. Ich beneide Sie, dass Sie eine Familie besitzen, die Sie lieben.«
    »Sie haben

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