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Der Untergang der Hölle (German Edition)

Der Untergang der Hölle (German Edition)

Titel: Der Untergang der Hölle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Thomas
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gefunden?«
    »Ich verstehe«, sagte Vee unpassenderweise. Wieder fühlte sie sich schuldig dafür, als Engel zurückgekehrt zu sein.
    »Vielleicht wäre es besser, wenn sie im Felsen gelandet sind«, überlegte Judy. »Nur so lange, bis sie genau wie meine Familie hier in einen tiefen Schlaf versunken sind.«
    Vee kaute auf einem Stück der knackigen Wurzel herum. »Mmh«, grunzte sie zufrieden und lächelte mit vollem Mund. »Sie haben recht, gar nicht mal so schlecht. Könnte zwar ein bisschen Salz vertragen, aber …«
    Es gelang ihr, Judy ins Hier und Jetzt zurückzuholen. Die alte Dame entgegnete ihr Lächeln.
    Ein Geräusch von außerhalb der Küche schreckte sie auf, leise und undefinierbar. Der Blick, den Vee und Judy austauschten, veränderte sich. Gerade als sie den Kopf zum Durchgang ins Wohnzimmer umdrehten, tauchte dort eine zwergenhafte Gestalt auf. Sie war so groß, wie es Judys Pflege-Enkel gewesen wäre, wenn er sich nach dem Aufwachen mit ihnen am Tisch die Wurzeln geteilt hätte, die er so gerne aß. Aber es handelte sich nicht um den kleinen asiatischen Jungen.
    Der Dämon war nackt und besaß einen verdorrten, hutzeligen Körper wie ein ins Leben zurückgekehrter, mumifizierter Affe. Die schwarzen Krallen, die sich an seinen Fingern krümmten, ähnelten den Klauen eines Adlers. Der Kopf, unverhältnismäßig groß für seine gnomenhafte Statur, entpuppte sich als haarloser, kaum mit Haut bedeckter Schädel. Ein tapirartiger Rüssel baumelte vor seinen zu einem Grinsen gefletschten, rabenschwarzen Zähnen hinunter. Tief in dunklen Höhlen glühten seine winzigen Augen vollkommen weiß und weckten in Vee Erinnerungen an die weitaus größeren Dämonen, die unterhalb der Wohnung in der Fabrikhalle patrouillierten.
    Der Rüssel schnüffelte geräuschvoll. Es hatte offenbar seinen ausgeprägten Geruchssinn eingesetzt, um sie aufzuspüren, daran bestand kein Zweifel. Das lippenlose Grinsen schien breiter zu werden, wenn das überhaupt möglich war. Und dann – mit Bewegungen, die aussahen wie in Zeitraffer – schoss die Kreatur auf Vee zu.
    Doch sie hatte sich ebenfalls erhoben und schlug mit ihrem Arm nach dem herankommenden Dämon. In ihrer Faust hielt sie das Messer, das sie eben noch benutzt hatte, um ihre Wurzel zu zerteilen. Sie schrie auf, als die wild um sich schlagenden Klauen des Dämons durch den Stoff ihres Overalls tief in den linken Unterarm schnitten und Furchen entlang ihres Kiefers gruben, während sie nach ihrem Hals suchten. Vee wurde diesbezüglich schneller fündig und rammte dem Dämon die Klinge bis zum Anschlag in die Kehle. Er wich mit derselben unheimlichen Geschwindigkeit zurück, mit der er gekommen war, und taumelte rücklings gegen den falschen Kühlschrank. Das Messer ragte immer noch aus ihm heraus. Ein Schwall von schwarzem Blut sickerte begleitet von einem Schnauben aus seinem Rüssel.
    »Judy«, brüllte Vee, »holen Sie mir mein Gewehr!«
    Judy hastete aus dem Raum, stammelnd und schluchzend, während der Dämon gurgelte und sich bereit machte, Vee erneut zu attackieren. »Du blödes Schwein«, knurrte sie, während sie den Stuhl packte, auf dem sie gesessen hatte, und ihn hoch über ihre Schulter wuchtete. »Du weißt, dass du mich nicht töten kannst. Du weißt aber, dass ich dich töten kann. Warum also tust du das?«
    Das stimmte. Während sich Engel oder Verdammte, die früher einmal Menschen gewesen waren, nicht töten ließen, besaß ein Dämon keine unsterbliche Seele. Obwohl sie aus dem Jenseits stammten, waren Dämonen zynischerweise im Wesentlichen sterblich.
    Der pygmäenhafte Eindringling senkte seinen knochigen Kopf, als wolle er auf sie losgehen und ihn in ihre Gedärme treiben wie einen Rammbock. Wütend und mit wirbelnden Armen hieb er in die Luft, während fauliges, tintenschwarzes Blut über seine unteren Zähne und die Kinnlade lief.
    »Kannst nicht anders, was?«, blaffte Vee ihn an. »Na dann komm! Komm und schau, ob ich anders kann!«
    Vielleicht spürte der Dämon, dass er starb und nichts mehr zu verlieren hatte. Er sprang. Vee schwang den Stuhl wie eine Axt. Eine Feuersalve ratterte aus dem Durchgang zum Wohnzimmer. Vee schrie auf und ließ den Stuhl los, als mitten im Schwung einige Kugeln in das Holz einschlugen. Aber die Kugeln trafen auch den Dämon in die Seite seines übergroßen Schädels. Sein Kopf zerplatzte wie ein Tonkrug und etwas, das aussah wie ein faustgroßer frittierter Blumenkohl, prallte am Kühlschrank ab.
    Vee drehte

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