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Der Untergang der Hölle (German Edition)

Der Untergang der Hölle (German Edition)

Titel: Der Untergang der Hölle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Thomas
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bestanden. Das durch und durch fremdartige Wesen wirkte gleichermaßen schön und erschreckend.
    Vee unterbrach den Augenkontakt und besah sich den klappbaren Deckel des Tanks. Dann fing sie an, dagegen zu schlagen. Wie als Antwort auf ihre Bemühungen sank der Spiegel des Fruchtwassers, in dem sie schwamm, und sie tauchte mit ihrem Gesicht in den entstandenen Zwischenraum, um verzweifelt nach Luft zu schnappen. Der Pegel sank weiter, bis sie, wild mit den Beinen strampelnd, Kopf und Schultern über der Oberfläche halten konnte.
    Vee spähte nach unten und stellte fest, dass ein Abfluss im Boden des Zylinders sich geöffnet hatte und die dickliche Lösung ablief. Sie sah auch, dass sie nach wie vor ihre schwarze Lederuniform trug. Ihre weiße Haut schimmerte durch die Löcher, die das Feuer der Automatikwaffen in das Material gerissen hatte. Doch die Wunden selbst waren inzwischen verheilt und der einzige verbliebene Beweis für die Verletzungen war ihr Blut, das in Fäden durch die klare Flüssigkeit trieb.
    Schließlich hatte sich der Tank so weit geleert, dass sie auf dem Boden stehen konnte. Als der letzte Tropfen der Flüssigkeit gurgelnd im Abfluss verschwand, hörte Vee, wie sich die Luke des Zylinders öffnete. Sie richtete den Blick nach oben und erkannte zwei Gestalten, die über ihr auf einem Laufsteg verharrten und zu ihr herunterstarrten. Einer hielt ein Sturmgewehr. Wie sein Begleiter trug er eine weiße Uniform mit weißer kugelsicherer Weste, nicht aber den Helm mit Schutzbrille. Beide Männer hatten kahl rasierte Schädel, einer von ihnen besaß einen Ziegenbart.
    »Du siehst schon ein bisschen besser aus, nachdem du ein Bad genommen hast«, erklärte der Mann mit dem Bärtchen. Auch ohne, dass seine Stimme durch einen Verstärker verzerrt wurde, erkannte sie ihn: Es war der Mann, mit dem sie eine gebrüllte Unterhaltung geführt hatte.
    »Du bist der, der mir in den Kopf geschossen hat«, keuchte sie mit brennenden Lungenflügeln.
    Noch bevor das Fruchtwasser ganz abgeflossen war, erbrach Vee den Teil, den sie versehentlich geschluckt hatte.
    »Tja, ich hatte dich gewarnt«, tönte er. »Ich bin Charles Roper, Kommandant des Sicherheitsdienstes für diese Siedlung. Aber sprechen wir über dich, Lady, und über deine Behauptung, dass du nicht in einem dieser Fässer gezüchtet wurdest.«
    »Was meinst du damit?«
    »Ich meine deine Behauptung, kein Dämon zu sein.«
    »Das stimmt, ich bin keiner. Ich bin ein Engel. Ich wurde gefangen gehalten. Wie lange genau, weiß ich selbst nicht. Ich erinnere mich nicht, wer ich bin, aber das Dämonengewehr, das ich mitgenommen habe, erzählte mir, dass mein Vater im Himmel eine wichtige Funktion bekleidete. Ich konnte ihn nicht befreien, er ist immer noch dort unten im Kellergeschoss gefangen.«
    »Moment mal, warte … Das ist ein bisschen viel auf einmal. Du sagst, dass du nicht weißt, wer du bist, aber dass du eine Gefangene warst. Gefangene von wem?«
    Vee hustete noch einmal und fuhr dann fort: »Ich weiß nicht – von Dämonen, die vor langer Zeit getötet wurden. Ich vermute, dass mein Vater und ich von denen übersehen wurden, die sie erschossen haben.«
    »Ich nehme an, den Namen von deinem Vater kennst du auch nicht mehr?«
    »Nein, aber das Gewehr hat mir berichtet, dass er zu Lebzeiten ein bekannter Fernsehprediger war. Er hat sich freiwillig gemeldet, um in die Hölle zu gehen und im Großen Konflikt zu kämpfen. Er war ein wichtiger General oder so etwas. Und ich habe Jay, mein Gewehr, so verstanden, dass ich eine Kommandantin in seiner Armee war, aber ich –«
    »Mutter Gottes!«, rief der Sicherheitschef aus. »Redest du etwa von Pastor Karl Phelps?«
    »Keine Ahnung … Karl Phelps?«
    »Sekunde, warte einen Moment … Ich kenne einen, der uns weiterhelfen kann, denke ich. Ich gehe und hole ihn.«
    »Und wäre es zu viel verlangt, mich in der Zwischenzeit aus diesem komischen Ding rauszulassen?«
    »Hab noch ein bisschen Geduld.« Roper wandte sich an den Mann mit dem Sturmgewehr. »Earl, ich gehe los und suche Tim Wade. Verpass der Lady erst mal neue Kleider.«
    Sie hörte, wie Roper sich mit klappernden Stiefeln über den Steg entfernte und Earl allein zurückließ, der Vee von oben angrinste. Er legte sein Gewehr zur Seite und zog ein ordentlich zusammengefaltetes Bündel weißer Kleidung hervor. »Du kannst aus deinen nassen Sachen schlüpfen, Süße – ich hab hier trockene für dich. Schmeiß die alten einfach hoch und ich schmeiß

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