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Der Untergang der Hölle (German Edition)

Der Untergang der Hölle (German Edition)

Titel: Der Untergang der Hölle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Thomas
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bezweifeln, dass irgendeine andere Siedlung im Konstrukt uns in diesem Bereich das Wasser reichen kann – niemand sonst besitzt etwas, das technisch auch nur annähernd so ausgereift wäre wie unser Netzwerk.«
    »Nicht einmal die Vernetzten?«
    »Nein, ich würde sagen, nicht einmal die«, brüstete sich Harvinder. Er mochte still und höflich sein, doch er war außerordentlich stolz auf seine Leute und ihre Errungenschaften. »Es liegt wohl an unserem Nutzen für alle und an unserer Fähigkeit, die Lebens- und Energieversorgungen auf anderen Ebenen inaktiv zu schalten, dass Naraka fast nie von feindlichen Individuen bedroht wird … schon gar nicht von ganzen Kolonien.«
    »Wow. Das ist ziemlich beeindruckend, Harry.« Harvinder hatte ihr gesagt, dass er diesen Spitznamen bevorzugte. Auf seine zurückhaltende Art schien er ein wenig mit ihr zu flirten.
    Sie schlenderten näher zu einer der Wände mit Arbeitskabinen und einige der Beschäftigten schauten zu Vee herunter und lächelten oder nickten ihr zu. Es schien sich um einen angenehmen und sanften Menschenschlag zu handeln und ihr wurde unangenehm bewusst, dass ihr Anzug von Kugeln durchlöchert und zerrissen und ihr Haar ungekämmt war.
    »Sie sollten bei uns bleiben«, sagte Harvinder. »Es gibt auch eine kleine Anzahl von Nicht-Indern hier. Sie würden sich wohlfühlen.«
    »Das würde ich sicher. Aber ich habe mir in den Kopf gesetzt, Freetown zu besuchen. Wissen Sie etwas über die Stadt?«
    »Oh ja. Wir stehen über das Netz in Kontakt mit den Bewohnern – es ist eine befreundete Kolonie. Aber wir besuchen sie nie persönlich wegen der Mudschaheddin, die nur ein paar Stockwerke über uns leben. Auch die Freetowner halten sich von ihnen fern.«
    »Wer sind die Mudschaheddin?«
    Harvinder erzählte es ihr. Dann gab er ihr den Rat: »Deshalb würde ich an Ihrer Stelle lieber nicht versuchen, nach Freetown zu gelangen.«
    »Es muss doch einen Weg geben, wie eine einzelne Person sich an ihnen vorbeischleichen kann.«
    »Ich halte das wirklich für keine gute Idee«, wiederholte Harvinder. »Sie lassen uns in Ruhe, aber nur, weil wir sie nicht provozieren. Mit diesen Leuten kann man nicht vernünftig reden.«
    »Ich weiß die Warnung sehr zu schätzen. Und ich werde auch zumindest für eine Weile hier bleiben, wenn Sie nichts dagegen haben. Es gibt da nämlich etwas, was Sie für mich tun könnten, Harry.«
    »Ach ja?«, erwiderte er und lächelte in nervöser Vorfreude.
    Sie tippte ihm mit dem Finger an die rechte Schläfe. »Ich möchte, dass Sie mir da etwas reinstecken.«

28. Das Netz
    F ür ihr erstes Eintauchen in das Netz brachte Harvinder Vee in sein eigenes, abgelegeneres und weitaus weniger lautes Büro. Sein Computer wirkte mit dem schweren, von Grünspan überwucherten Messinggehäuse wie etwas, das einen Sturz von einem Hausdach überstehen könnte, obwohl Kabel und Schläuche mit einer gluckernden Flüssigkeit aus ihm hervorsprossen, die eher an Lebenserhaltungssysteme für todkranke Patienten erinnerten.
    Dieses Technikmonster aus Frankensteins Werkstatt erweckte den Eindruck, als hätten es Schüler einer High School in einem Kurs für Metallhandwerk oder im Kunstunterricht zusammengeschustert. Trotz seines suspekten Erscheinungsbilds reagierte der Rechner ohne Verzögerung auf Harvinders flinke Tastendrücke. Er ließ Vee auf seinem Bürostuhl Platz nehmen und zog sich einen zweiten heran. Sie unterdrückte ein Lächeln, als er das Verbindungskabel des Computers in die frisch geschaffene Öffnung steckte, die wie ein winziges Einschussloch an ihrer Schläfe prangte, und fragte sich, ob er die Prozedur als erotisch empfand. Sie fühlte sich nicht unwohl dabei.
    »Was sollte ich da drin als Erstes tun?«
    »Ich habe einen Avatar für Sie nach Ihrem eigenem Abbild erschaffen«, erklärte er ihr. »Versuchen Sie einfach, sich zu bewegen, als ob Sie Ihren physischen Körper benutzen. Erkunden Sie die Umgebung, aber denken Sie daran, dass Sie sie auch beeinflussen können. Am Anfang wird wohl nicht mehr als ein leerer Raum zu sehen sein, bis Sie die Informationen anfordern, nach denen Sie suchen.
    Um die Daten erfassen zu können, sollten Sie probieren, sich ein Medium vorzustellen, auf dem sie erscheinen können. Einen Fernsehbildschirm, eine Tafel, die Wand eines Raums, der Ihnen vertraut ist, so etwas in der Art. Das Netz ist ein fließendes Medium, nicht so strukturiert und vorhersehbar wie unser früheres Internet. Das kann den Umgang damit

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