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Der Untergang der Shaido

Der Untergang der Shaido

Titel: Der Untergang der Shaido Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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hat gesagt, sie würde es tun. Sie sagt, sie hätte Meidani und Jennet bereits gewarnt, aber warum sollte sie sie verraten und es ihnen danach offenbaren? Und sie sagte, sie würde Elaida gern gestürzt sehen. Warum sollte sie zu Elaida fliehen, wenn sie sie noch immer stürzen will? Sie hat so gut wie zugegeben, dass niemand sonst unsere Sache im Stich gelassen hat. Ich übersehe da etwas, und ich bin zu müde, um zu erkennen, was es ist.« Ein Gähnen, das sie kaum rechtzeitig mit der Hand bedecken konnte, ließ ihren Kiefer knacken.
    »Verborgene Strukturen werden von vier der fünf Axiome des sechsten Systems der Rationalität impliziert«, sagte Miyasi genauso energisch. »Stark impliziert.«
    »Das sogenannte sechste System der Rationalität ist von jedem vernunftbegabten Menschen als Irrweg verworfen worden«, warf Norine scharf ein. »Aber verborgene Strukturen sind unabdingbar, wenn man je verstehen will, was jeden Tag genau hier in der Burg geschieht. Die Realität selbst verschiebt sich, verändert sich jeden Tag.«
    Leane warf den Weißen einen Blick zu. »Manche waren immer der Meinung, dass Elaida Spione unter uns hatte. Falls Beonin dazugehörte, hätte ihr Eid an Euch sie so lange gebunden, bis sie sich selbst davon überzeugen konnte, dass Ihr nicht länger die Amyrlin seid. Aber wenn ihr Empfang hier nicht so war, wie sie erwartet hatte, hätte das möglicherweise ihre Loyalitäten ändern können. Beonin war schon immer ehrgeizig. Falls sie nicht die Anerkennung bekam, die sie für angebracht hielt…« Sie breitete die Hände aus.
    »Beonin hat immer ihren gebührenden Lohn und noch mehr erwartet.«
    »Logik ist immer auf die reale Welt anwendbar«, sagte Miyasi abwertend, »aber nur eine Novizin würde glauben, dass man die reale Welt auf die Logik anwenden kann. Ideale müssen die ersten Prinzipien sein. Nicht die alltägliche Welt.« Nagora ließ den Mund mit einem finsteren Blick zuschnappen, als würde sie glauben, dass man ihr gerade die Worte aus dem Mund genommen hatte.
    Norine errötete leicht, erhob sich und rauschte auf Egwene zu. Die anderen beiden folgten ihr mit Blicken, und sie schien die Blicke zu spüren, zog unbehaglich an ihrer Stola herum.
    »Kind, Ihr seht erschöpft aus. Geht jetzt zu Bett.«
    Egwene wollte nichts mehr, als ins Bett zu gehen, aber sie hatte eine Frage, die zuerst noch beantwortet werden musste. Aber jetzt musste sie vorsichtig sein. Die drei Weißen hörten nun alle aufmerksam zu. »Leane, stellen die Schwestern, die Euch besuchen, noch immer dieselben Fragen?«
    »Ich habe Euch gesagt, Ihr sollt zu Bett gehen«, sagte Norine scharf. Sie klatschte in die Hände, als würde Egwene so besser gehorchen.
    »Ja«, sagte Leane. »Ich verstehe, was Ihr meint. Vielleicht kann es da ein gewisses Maß an Vertrauen geben.«
    »Ein kleines Maß«, sagte Egwene.
    Norine stemmte die Fäuste in die Hüften. Weder in ihrem Gesicht noch in ihrer Stimme lag nun noch Kühle. »Da Ihr Euch weigert, zu Bett zu gehen, könnt Ihr zur Oberin der Novizinnen gehen und ihr sagen, dass Ihr einer Schwester nicht gehorcht habt.«
    »Natürlich«, sagte Egwene schnell und wandte sich zum Gehen. Sie hatte ihre Antwort - Beonin hatte das Schnelle Reisen nicht weitergegeben, und das bedeutete, dass sie vermutlich auch sonst nichts weitergegeben hatte; vielleicht konnte man ein kleines bisschen Vertrauen haben - und Nagora und Miyasi kamen auf sie zu. Sie hatte nicht die geringste Lust, zu Silviana gezerrt zu werden, wozu zumindest Miyasi fähig war. Sie hatte noch kräftigere Arme als Ferane.
    Am Morgen ihres neunten Tages in der Burg kam Doesine vor Anbruch der Morgendämmerung in Egwenes kleines Zimmer, um das morgendliche Heilen zu vollziehen. Draußen regnete es mit einem dumpfen Rauschen. Die beiden Roten, die ihren Schlaf beobachtet hatten, verabreichten ihr die Spaltwurzel, warfen Doesine einen finsteren Blick zu und eilten fort. Die Gelbe Sitzende schnaubte verächtlich, als sich hinter ihnen die Tür schloss. Sie benutzte die alte Methode des Heilens, die Egwene aufkeuchen ließ, als hätte man sie in eiskaltes Wasser getaucht, und in ihr einen Heißhunger aufs Frühstück entfachte. Und die ihr die Schmerzen in ihrem Hinterteil nahm. Das fühlte sich tatsächlich seltsam an; im Laufe der Zeit konnte man sich an alles gewöhnen, und ein blaues Hinterteil schien bereits völlig normal zu sein. Aber die Benutzung der alten Methode, mit der sie jedes Mal seit ihrer Gefangennahme Geheilt

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