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Der Untergang der Telestadt

Der Untergang der Telestadt

Titel: Der Untergang der Telestadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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weiter, sicher in der Annahme, die Eindringlinge hätten denselben Weg genommen. Ich bewegte mich weiterhin sehr vorsichtig, überlegte aber: Zwei Verrückte! Das schien unwahrscheinlich. Auf jeden Fall Leute von geringer Qualifikation; denn die meisten wußten um die Werkstoffe, aus denen die Telesalt bestand – nicht aber um die Schließmechanismen der Türen, hielt ich mir selber vor. Für meine erste Annahme sprach, daß sie von vornherein mit diesen primitiven Geräten angerückt kamen… In Seestadt, vielleicht sogar noch im Schiff, ließ sich mit geringer Mühe bestimmt ein Brenner, doch auf jeden Fall etwas Wirkungsvolleres als Hammer und Meißel auftreiben…
    Am meisten aber bewegte mich die Frage: Welche Absicht verband sich mit solchem Tun? Hinter diesem Schott, das sie so unqualifiziert öffnen wollten, befand sich der einzige Nerv, der uns mit unserem Hirn, mit der Menschheit, verband. Und wenn sie eindrangen und nichts zerstörten, die Schließmechanismen der Schleuse würden auf alle Fälle beschädigt werden. Drang diese Schwüle, die mit Sporen und anderen Keimen nachgerade gesättigte Atmosphäre von Neuerde ein, es wäre eine Frage von Tagen, Monaten vielleicht, bis diese sensible Apparatur den Dienst versagte…
    Mit aller Vorsicht schritt ich den Weg zum Haupttor, verfiel dabei immer tiefer ins Grübeln, und zunehmend packten mich Zweifel. Viel mehr als die verschleierten Absichten irgendwelcher Verrückter interessierte mich meine Haltung für den Fall, sie kehrten wieder, mit besserem Werkzeug, und sie hätten in ihrem finsteren Tun Erfolg. Daß es sich um Illegale handelte, daran zweifelte ich keine Minute. Noch wären die Leute von Seestadt in der Lage gewesen, das Tor ganz anders zu öffnen, wenn etwas den normalen Weg verwehren würde. Nein, neben den Verrückten oder – Unholden war ich wahrscheinlich die einzige, die Kenntnis von diesem Vorfall hatte. Erwuchs mir daraus nicht nachgerade die Pflicht, etwas zu unternehmen, um solchen Vandalen das Handwerk zu legen? Wie aber?
    Sollte ich mich auf vage Vermutungen hin tagelang auf die Lauer legen, sie zur Rede stellen, mich vielleicht in Gefahr begeben – abgesehen davon, daß ich mich jedenfalls verraten würde…
    Sollte ich sie aus dem Hinterhalt niederschießen, ihnen nicht die Spur einer Chance lassend, etwas, und sei es das Verrückteste, zu ihrer Rechtfertigung hervorzubringen? Abgesehen vom Abscheulichen einer solchen Handlung, brächte ich sie nicht fertig…
    Ich müßte die Seestädter warnen… Ich müßte ihnen meine Entdekkung in irgendeiner Weise mitteilen, wobei ich mir das so schwer gar nicht vorstellte. Nur über die Wirkung wurde ich mir nicht klar. Wahrscheinlich war, daß sie eine solche Warnung, wäre sie anonym, nicht ernst nähmen… Oder ich entlarvte mich vollends…
    Ich sah keine Alternative.
    So erreichte ich das Haupttor. Vorsichtig hievte ich mich nach draußen, die Rampe dabei meidend.
    Groß war mein Blickfeld nicht, aber was ich sah, erregte keinen Verdacht. Kein Fahrzeug, keine Spuren…
    Ich zwängte mich bugwärts durch das unter dem Schiff emporgewucherte Unterholz.
    Plötzlich verspürte ich einen Hauch, einen Ruch von etwas völlig Ungewöhnlichem. Das war nicht das Übliche, Fäulnis, Blüte, Aas… Auch die Triebe hatten ihren Duft, nach dem man sie ganz gut unterscheiden konnte. Ich war stehengeblieben.
    Noch bevor ich das Merkwürdige identifizieren konnte, hatte es sich verflüchtigt.
    Im Weitergehen versuchte ich krampfhaft, den Geruch zu deuten. Kein Zweifel, ich kannte ihn, und er ließ mir das Wasser im Mund zusammenlaufen.
    Und als erneut eine Duftwoge anschwebte, wußte ich es: Grill, verbrennendes Speisefett, verschmorender Saft von Fleisch… Erst recht regte das meinen Appetit an.
    Ein in dieser Situation völlig unsinniger Gedanke kam mir. Warum, zum Teufel, hast du Teile des Fangarmes neulich nicht gegrillt, sondern gekocht und zu Gehacktem verarbeitet?
    Ich konzentrierte mich, versuchte, die Richtung, aus der das Verlokkende zu mir drang, zu orten.
    Als ich glaubte, es zu wissen, setzte ich mich mit aller Vorsicht dorthin in Bewegung.
    Ich gelangte aus den Bereich des Schiffes. Hoch über mir reckte sich die veralgte Sichtkanzel des Bugs in die Baumkronen.
    Der Grillduft kam aus der Richtung der Felder, die wir seinerzeit zwischen der Telesalt und Ziel angelegt hatten.
    Wenig später gewahrte ich den blauen Dunst, der ab und an Blätter und Zweige über mir

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