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Der Untergang

Der Untergang

Titel: Der Untergang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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kühl und schattig, aber nicht
so dunkel, dass er nicht sah, dass das Bett, auf dem er Abu Dun am vergangenen Abend zurückgelassen
hatte, jetzt leer war. Im ersten Moment erschrak Andrej bis ins Mark, aber dann rief er sich in Gedanken
selbst zur Ordnung. Für ein Gefährt seiner Art war dieser Wagen recht groß, aber auch ein großer Wagen
war letztendlich klein, und immerhin diente er schon als Unterkunft für zwei Menschen. Wahrscheinlich
hatte Laurus dem Nubier einfach ein anderes Krankenlager zugewiesen.
»Was tust du hier?«
Andrej fuhr erschrocken herum und sah in Laurus’ Gesicht.
Der grauhaarige Sinti stand draußen vor dem Wagen, hatte den Kopf in den Nacken gelegt und blickte aus
misstrauisch zusammengekniffenen Augen zu ihm hoch, und für den Bruchteil einer Sekunde erinnerte der
Anblick Andrej an ein anderes Bild, das er gestern gesehen hatte, andere, kleinere Gestalten, die fast in
der gleichen Haltung dagestanden und Abu Dun und ihn angestarrt hatten. Dann verging die absurde
Furcht, und Andrej sagte sich selbst, wie lächerlich dieser Vergleich war. »Ich wollte nach Abu Dun
sehen«, sagte er. »Entschuldige. Aber die Tür stand offen.«
Er sprang mit einem einzigen Satz zu Laurus hinunter und machte eine entschuldigende Handbewegung.
»Ich wollte dir nicht zu nahe treten. Wo ist Abu Dun?«
»Ich habe ihn in einen anderen Wagen bringen lassen«, antwortete Laurus unfreundlich. »Schließlich ist
das kein Krankenlager.«
»Dann werde ich nach ihm sehen«, sagte Andrej. Er wollte sich umdrehen, aber Laurus hielt ihn mit einer
entsprechenden Geste zurück.
»Warte! Ich wollte sowieso mit dir sprechen.«
»Ja? Worüber?«
»Du warst gestern Abend bei Anka«, sagte Laurus. Er hob befehlend die Hand. »Streite es nicht ab. Man
hat dich gesehen.«
Das hatte Andrej gar nicht vorgehabt. Aber er war überrascht.
Er war sehr sicher gewesen, dass niemand ihn gesehen hatte. Wer auch immer ihm nahe genug gekommen
wäre, um ihn beim betreten oder verlassen von Ankas Wagen zu beobachten, hätte ihm eigentlich nicht
verborgen bleiben können.
Er machte eine Bewegung, die irgendwo zwischen einem Achselzucken und einem Nicken lag. »Ich habe
mich lediglich bei ihr bedankt, dass sich sie um Abu Dun gekümmert hat.«
»Ich will nicht, dass du mit ihr sprichst, ohne mich vorher gefragt zu haben«, sagte Laurus. »Anka ist eine
närrische alte Frau, die nur Unsinn redet. Aber sie ist vor allem eine alte Frau. Sie darf nicht unnötig
aufgeregt werden. Schon ein falsches Wort könnte sie umbringen.«
»Seltsam, aber ich hatte bisher nicht das Gefühl, dass dir Ankas Tod das Herz brechen würde«, antwortete
Andrej kühl.
Er wunderte sich selbst ein wenig, dass er das sagte, aber er war es leid, ständig vor Laurus zu
katzbuckeln. Vielleicht war dieser Vorstoß ein Fehler, aber vielleicht lockte er ihn auch endlich aus der
Reserve.
Laurus reagierte jedenfalls anders, als er erwartet hatte. Er wurde weder wütend, noch stritt er Andrejs
Unterstellung empört ab; er hob nur flüchtig die linke Augenbraue, als hätten ihn diese Worte überrascht,
aber nicht wirklich verärgert. Er wechselte mit einem Achselzucken das Thema. »Bason hat bereits nach
dir gefragt. Du hast lange geschlafen und nach dem, was euch gestern zugestoßen ist, hast du dir das wohl
auch verdient. Aber ich denke, jetzt bist du gut genug erholt, um ihm zur Hand zu gehen.«
»Wobei?«
»Das wird er dir erklären. Er ist hinten bei der Bühne. Später erwarten wir diesen Schulz. Jemand aus dem
Dorf hat mir erzählt, er wäre der einflussreichste und wohlhabendste Mann der Stadt.
Nicht der Bürgermeister oder Richter, aber letztendlich der, der das Sagen hat. Ich möchte nicht, dass du
dich einmischst, wenn ich mit ihm rede.«
»Aber das -«, begann Andrej, wurde aber sofort wieder von Laurus unterbrochen.
»Du und dein Freund, ihr habt genug Schaden angerichtet.«
»Was soll das heißen?«, fragte Andrej.
»Ich habe dir gesagt, dass ich darüber nachdenke, ob ihr bei uns bleiben dürft oder nicht« antwortete
Laurus. »Das habe ich getan. Elena sagt, dass den Freund noch zwei oder drei Tage braucht, um sich zu
erholen. Solange könnt ihr hier bleiben.
Aber danach verlasst ihr uns.«
»Aber warum?«, fragte Andrej.
»Es gibt keinen Grund für euch, länger zu bleiben«, antwortete Laurus. »Du bist hierher gekommen, um
mit unserer Puuri Dan zu sprechen und ihr gewisse Fragen zu stellen. Du hast mit ihr gesprochen, und ich
nehme an, du hast deine Fragen

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