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Der Unterhändler

Der Unterhändler

Titel: Der Unterhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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habe gerade so einen Scheiß gehört, daß ein Witzbold in einer Radiosendung angerufen hat …«
    »Herr Vizepräsident«, sagte Quinn ruhig, »haben Sie einen Spiegel in der Nähe?«
    Odell schwieg verblüfft.
    »Yeah, schon.«
    »Wenn Sie hineinblicken, sehen Sie Ihre Nase, ja?«
    »Was soll denn das? Yeah. Ich sehe meine Nase.«
    »Und genauso sicher, wie Sie Ihre Nase sehen, wird Simon Cormack in vierundzwanzig Stunden ermordet werden …«
    Er ließ die Worte auf den bestürzten Mann niedersausen, der auf dem Rand seines Bettes in Washington saß.
    »… es sei denn …«
    »Okay, Quinn, sagen Sie, was zu tun ist.«
    »Es sei denn, ich habe bis morgen bei Sonnenaufgang, Londoner Zeit, dieses Päckchen mit den Diamanten im Marktwert von zwei Millionen Dollar hier in meinen Händen. Dieser Anruf ist auf Tonband festgehalten. Guten Tag, Herr Vizepräsident.«
    Er legte den Hörer auf die Gabel. Am anderen Ende der Leitung gab der Vizepräsident der Vereinigten Staaten mehrere Minuten lang Flüche von sich, die ihn um die Stimmen der moralischen Mehrheit gebracht hätten, wenn diese wackeren Bürger ihn hätten hören können. Als er sich wieder gefangen hatte, rief er die Telefonistin an.
    »Holen Sie Morton Stannard ans Telefon«, sagte er. »Bei ihm zu Hause, oder egal wo. Aber holen Sie ihn an den Apparat.«
    Andy Laing war überrascht, daß er schon so rasch wieder in die Bank bestellt wurde. Er sollte sich um 11   Uhr dort einfinden und war zehn Minuten zu früh dran. Dann wurde er nach oben geschickt, aber nicht ins Büro des Revisionschefs, sondern in das des General-Managers. Er traf die beiden Männer zusammen an. Der Manager bedeutete Laing wortlos, auf einem Stuhl gegenüber dem Schreibtisch Platz zu nehmen. Dann stand er auf, trat ans Fenster, blickte eine Weile hinaus über die Dächer der City, drehte sich um und begann zu sprechen. Sein Ton war gemessen-frostig.
    »Gestern, Mr.   Laing, haben Sie, nachdem Sie sich irgendwie aus Saudi-Arabien abgesetzt hatten, meinen Kollegen hier aufgesucht und schwerwiegende Behauptungen bezüglich der Integrität von Mr.   Steve Pyle vorgebracht.«
    Laing war betroffen. »Mr.   Laing?« Wo war »Andy« geblieben? Sie redeten einander in der Bank immer mit dem Vornamen an, was zu der familiären Atmosphäre gehörte, auf die New York Wert legte.
    »Und ich habe eine Menge Computerausdrucke mitgebracht, um meine Entdeckungen zu untermauern«, sagte er behutsam, aber er hatte ein flaues Gefühl im Magen. Irgend etwas lag in der Luft. Der General-Manager machte eine wegwerfende Handbewegung, als Laing sein Beweismaterial erwähnte.
    »Gestern erhielt ich auch einen langen Brief von Steve Pyle. Heute habe ich ein ausführliches Telefongespräch mit ihm geführt. Für mich und auch für den Revisionschef hier ist sonnenklar, daß Sie ein Gauner sind, Laing, und daß Sie Geld unterschlagen haben.«
    Laing wollte seinen Ohren nicht trauen. Er warf dem Revisionschef einen Seitenblick zu, in dem eine Bitte um Hilfe lag. Der Mann starrte zur Decke hinauf.
    »Ich weiß, wie sich die Sache abgespielt hat. Weiß alles. Und wie es in Wirklichkeit war.«
    Er konfrontierte den jungen Mann mit dem, was nach seiner Überzeugung die Wahrheit war. Laing habe vom Konto des Ministeriums für öffentliche Arbeiten Geld abgezweigt. Keine große Summe für saudiarabische Verhältnisse, aber genug; ein Prozent von jedem Rechnungsbetrag, den das Ministerium an Lieferanten überwies. Leider habe Mr.   Amin nichts bemerkt, wohl aber Mr.   Al-Haroun und dieser habe Mr.   Steve Pyle alarmiert.
    Aus übertriebener Loyalität habe der General-Manager in Riad versucht, die Hand über Laing zu halten und nur verlangt, daß jeder Rial wieder auf das Konto des Ministeriums eingezahlt werde, was mittlerweile geschehen sei. Dieses außergewöhnlich solidarische Verhalten eines Kollegen habe Laing, empört, weil er die Beute verlor, damit vergolten, daß er in der Niederlassung in Dschiddah nachts die Computerdaten gefälscht habe, um zu »beweisen«, daß unter Mitwirkung von Steve Pyle selbst eine viel größere Summe veruntreut worden sei.
    »Aber die Unterlagen, die ich mitgebracht habe!« protestierte Laing.
    »Fälschungen natürlich. Wir haben die echten Daten hier. Heute morgen habe ich veranlaßt, daß unser Zentralcomputer sich in den Computer in Riad einloggt und die Sache überprüft. Die echten Daten liegen dort, auf meinem Schreibtisch. Sie zeigen ganz klar, was sich abgespielt

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