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Der Unterhändler

Der Unterhändler

Titel: Der Unterhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Vormittag hatte sie alle hierhergeführt, weil sie etwas geahnt hatten, das sich jetzt bestätigte.
    Sämtliche Rundfunksender des Landes, darunter auch City Radio, hatten zwei Stunden lang ihren Hörern immer wieder versichert, der Anruf des Witzbolds während der Frühstückszeit habe nichts zu bedeuten. Aber jedermann wußte: Man kann Falschmeldungen noch so oft dementieren – es ändert nichts mehr: Wie Hitler sagte: Die große Lüge, die wird einem abgenommen.
    »Bitte, Zack, laß mich zu Präsident Cormack persönlich Verbindung aufnehmen. Gib mir nur noch vierundzwanzig Stunden. Wirf jetzt nicht alles hin, nachdem wir soviel Zeit aufgewendet haben. Der Präsident hat die Macht, diesen Arschlöchern zu sagen, sie sollen abhauen und es dir und mir überlassen. Nur uns beiden … wir sind die einzigen, bei denen darauf Verlaß ist, daß sie die Geschichte in Ordnung bringen. Nach diesen zwanzig Tagen bitte ich dich nur noch um einen einzigen weiteren Tag … Vierundzwanzig Stunden, Zack, nur noch diesen kleinen Aufschub …«
    In der Leitung trat eine Pause ein. Irgendwo in Aylesbury, in der Grafschaft Buckinghamshire, schlenderte ein junger Kriminalbeamter lässig auf die Gruppe der Telefonhäuschen zu.
    »Morgen um dieselbe Zeit«, sagte Zack schließlich und hängte ein. Er verließ das Telefonhäuschen und war gerade um die Ecke gebogen, als der Kriminaler, der in Zivil war, aus einer Gasse auftauchte und die Telefonzellen mit einem Blick streifte. Alle waren leer. Acht Sekunden vorher hätte er Zack zu sehen bekommen.
    Quinn legte den Hörer auf die Gabel, ging zu der langen Couch, legte sich hin, verklammerte die Hände hinter dem Hals und starrte zur Decke hinauf.
    »Mr.   Quinn«, sagte McCrea zögernd. Obwohl ihm wiederholt angeboten worden war, das »Mister« fallen zu lassen, behandelte der schüchterne junge CIA -Mann Quinn nach wie vor wie seinen Lehrer in der Volksschule.
    »Klappe halten«, sagte Quinn mit klarer Stimme. McCrea, der nur hatte fragen wollen, ob Quinn eine Tasse Kaffee möchte, ging geknickt in die Küche und bereitete trotzdem drei Tassen zu. Das dritte Telefon, der »normale« Apparat, klingelte. Es war Cramer.
    »Well«, sagte er, »wir haben es alle mitgehört. Wie ist Ihnen zumute?«
    »Ich fühle mich erledigt«, sagte Quinn. »Ist schon was über die Quelle der Nachricht im Radio rausgekommen?«
    »Noch nicht«, sagte Cramer. »Die Volontärin, die den Anruf entgegennahm, befindet sich noch immer im Polizeirevier Holborn. Sie schwört, es war die Stimme eines Amerikaners, aber wie soll sie das wissen? Sie versichert, der Mann habe einen überzeugenden offiziellen Ton angeschlagen, gewußt, was er zu sagen hatte. Möchten Sie eine Kopie von der Sendung?«
    »Ein bißchen spät«, sagte Quinn.
    »Was wollen Sie jetzt tun?« fragte Cramer.
    »Ein bißchen beten. Ich werd’ mir was einfallen lassen.«
    »Viel Glück. Ich muß jetzt nach Whitehall hinüber und melde mich wieder.«
    Als nächstes meldete sich die Botschaft. Seymour. Gratulation, wie geschickt Quinn gewesen sei … »Können wir irgendwas tun?« … Das ist es ja, dachte Quinn. Irgend jemand tut viel zuviel, verdammt. Aber das behielt er für sich.
    Er hatte seine Tasse Kaffee halb ausgetrunken, als er sich von der Couch erhob, um die Botschaft anzurufen. Dort, im Keller, hob sofort jemand ab. Wieder Seymour.
    »Ich möchte über eine abhörsichere Leitung mit Vizepräsident Odell verbunden werden«, sagte er. »Und zwar unverzüglich.«
    »Äh, seh’n Sie, Quinn. Washington wird gerade davon unterrichtet, was vorhin hier passiert ist. Sie werden selbst jeden Augenblick die Bänder haben. Ich finde, wir sollten sie hören lassen, was geschehen ist, und diskutieren …«
    »Ich spreche binnen zehn Minuten mit Michael Odell oder ich wecke ihn über eine ungeschützte Leitung«, sagte Quinn nachdrücklich.
    Seymour überlegte. Die offene Verbindung war nicht gesichert. Die National Security Agency würde mit ihren Satelliten den Anruf auffangen; das britische General Communications Headquarters würde ihn mitbekommen, ebenso die Russen …
    »Ich werd’ mich mit ihm in Verbindung setzen und ihn bitten, daß er Ihren Anruf entgegennimmt«, sagte Seymour.
    Zehn Minuten später meldete sich Michael Odell. In Washington war es 6.15   Uhr. Odell hielt sich noch in seiner Amtswohnung im Naval Observatory auf. Aber er war eine halbe Stunde vorher aufgewacht.
    »Quinn, was zum Teufel ist denn bei euch drüben los? Ich

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