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Der Unterhändler

Der Unterhändler

Titel: Der Unterhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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klingelte.
    Im Wohnzimmer bewirtete der ruhige, silberhaarige Prediger Quinn mit Tee und bestätigte, daß Samantha tatsächlich seine Tochter war und für das FBI arbeitete. Dann hörte er sich an, was Quinn ihm berichtete, und dabei wurde sein Gesicht immer ernster.
    »Warum glauben Sie, meine Tochter könnte in Gefahr sein, Mr.   Quinn?« fragte er.
    Quinn erklärte es ihm.
    »Aber unter Überwachung? Durch das Bureau selbst? Hat sie etwas Unrechtes getan?«
    »Nein, Sir. Aber es gibt Leute, die sie dessen verdächtigen, ungerechterweise. Und sie weiß nichts davon. Ich möchte ihr eine Warnung zukommen lassen.«
    Der alte Mann mit seinem gütigen Gesicht betrachtete den Brief in seinen Händen und seufzte. Die Welt hinter dem Vorhang, den Quinn gerade ein bißchen gelüftet hatte, war ihm unbekannt. Dann ging ihm der Gedanke durch den Kopf, was seine verstorbene Frau wohl getan hätte; sie war immer die Dynamische gewesen. Ja, sie hätte wohl ihrem bedrängten Kind diesen Brief gebracht.
    »Nun gut«, sagte er. »Ich werde ihr einen Besuch machen.«
    Er hielt sein Versprechen, setzte sich in sein betagtes Auto, fuhr nach Washington und besuchte unangemeldet seine Tochter in ihrer Wohnung. Wie von Quinn instruiert, beschränkte er die Unterhaltung auf Small talk, nachdem er ihr das Blatt Papier gereicht hatte. Darauf stand nur: Sprich ganz natürlich. Öffne den Umschlag und lies den Brief, wenn Du Zeit hast. Dann verbrenne ihn und halte Dich an die Anweisung. Quinn.
    Ihr blieb beinahe die Sprache weg, als sie die Worte las und erkannte, daß Quinn damit meinte, ihre Wohnung sei »verwanzt«. Sie selbst hatte im Dienst Abhörgeräte in den Wohnungen anderer Leute installiert, hätte aber nie gedacht, daß es einmal bei ihr selbst geschehen könnte. Sie blickte in die besorgten Augen ihres Vaters, sprach in natürlichem Ton weiter und nahm den Umschlag, den er ihr hinhielt. Als er sich verabschiedete, um nach Rockcastle zurückzufahren, begleitete sie ihn hinunter auf die Straße und gab ihm einen langen Kuß.
    Die Nachricht in dem Umschlag war ebenso kurz wie der Text auf dem Blatt. Um Mitternacht solle sie neben den Telefonzellen gegenüber den Bahnsteigen H und J in der Union Station warten. Einer der Apparate werde klingeln – er, Quinn, werde dran sein.
    Um Punkt Mitternacht rief er an, aus einem Telefonhäuschen in St.   Johnsbury. Er berichtete ihr über Korsika und London und über den getürkten Brief, den er ihr in der Gewißheit geschickt hatte, er werde dem Komitee im Weißen Haus zugeleitet werden.
    »Aber Quinn«, protestierte sie, »wenn Orsini wirklich nichts ausgespuckt hat, ist die Sache zu Ende, wie du ja gesagt hast. Warum so tun, als hätte er geredet, wenn er doch nichts gesagt hat?«
    Er erzählte ihr über Petrosian, der selbst dann, wenn er praktisch schon erledigt war, seinen auf das Schachbrett starrenden Gegnern die Idee suggerieren konnte, er bereite irgendeinen grandiosen Zug vor, so daß sie sich zu einem Fehler verleiten ließen.
    »Ich glaube, daß dieser Brief sie, um wen es sich auch handelt, veranlassen wird, aus der Deckung zu kommen«, sagte er. »Obwohl ich dir geschrieben habe, daß ich mich nicht mehr bei dir melden werde, bist du doch die einzige Verbindung zu mir, wenn die Polizei mich nicht erwischt. Und je mehr Tage vergehen, um so hektischer werden sie vermutlich. Bitte, halte Augen und Ohren offen. Ich werde dich jeden zweiten Tag, immer um Mitternacht, unter dieser Nummer anrufen.«
    Es dauerte sechs Tage.
    »Quinn, kennst du einen Mann namens David Weintraub?«
    »Ja.«
    »Er ist Chef der CIA , ja?«
    »Er ist der DDO . Warum fragst du?«
    »Er hat mich um ein Treffen mit ihm bitten lassen. Er sagt, es bahnt sich etwas an. Ganz schnell. Er versteht es nicht, aber du würdest es verstehen.«
    »Ihr habt euch in Langley getroffen?«
    »Nein, er meinte, das wäre zu exponiert. Wir haben uns im Fond eines CIA -Wagens getroffen, der an einem Gehsteig in der Nähe des Tidal Basin wartete, wie wir verabredet hatten. Wir unterhielten uns, während wir herumfuhren.«
    »Hat er dir gesagt, worum es ging?«
    »Nein, er sagte, er habe das Gefühl, daß er niemandem mehr vertrauen könne. Nur dir. Er will dich treffen – zu deinen Bedingungen, irgendwo, irgendwann. Kann man ihm vertrauen, Quinn?«
    Quinn überlegte. Wenn David Weintraub unaufrichtig war, dann gab es sowieso für die Welt keine Hoffnung mehr.
    »Ja«, sagte er, »man kann ihm vertrauen.« Er nannte ihr die

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