Der Unterhändler
Fähigkeiten ohne weiteres dazu einsetzen können, von den Öleinnahmen ein riesiges Vermögen in seine eigenen Taschen abzuzweigen, wie es die Prinzen taten, doch seine moralischen Grundsätze hinderten ihn daran. Um seinen Traum wahrzumachen, würde er deshalb die Unterstützung mächtiger Männer, ihren Rückhalt, ihre finanziellen Mittel brauchen. Und dann hatte Cyrus V . Miller ihn aufgefordert, das morsche Gebäude niederzureißen und es Amerika zu überantworten. Jetzt mußte er nur noch diese barbarischen Texaner überzeugen, daß er ihr Mann war.
»Oberst Easterhouse?« Louises honigsüße Stimme unterbrach ihn. »Mr. Miller kann Sie jetzt empfangen, Sir.«
Er stand auf, stützte sich ein paar Sekunden auf seinen Stock, bis der Schmerz nachließ, und folgte ihr dann in Millers Büro. Als die Tür sich geschlossen hatte, grüßte er Miller respektvoll und wurde Scanlon vorgestellt.
Miller kam sofort zur Sache.
»Oberst, ich hätte gern, daß mein Freund und Kollege hier genauso von der Durchführbarkeit Ihres Konzepts überzeugt ist wie ich. Ich respektiere sein Urteil, und es wäre mir lieber, ihn bei unserem Projekt dabeizuhaben.«
Scanlon registrierte das Kompliment wohlgefällig. Easterhouse erkannte, daß es eine Lüge war. Miller respektierte Scanlons Urteil keineswegs, aber sie würden beide Scanlons Schiffe brauchen, um die benötigten Waffen für den Putsch heimlich zu importieren. Er behandelte Scanlon mit Respekt.
»Sie haben meinen Bericht gelesen, Sir?« fragte er ihn.
»Äh … ja … das über die Typen von der His … Hisbollah, ja. Schwieriges Zeug. Die vielen komplizierten Namen. Sie meinen also, Sie können die dazu benutzen, die Monarchie zu stürzen und, vor allem, die Ölfelder von Hasa für Amerika zu gewinnen. Wie soll das zugehen?«
»Mr. Scanlon, Sie können die Ölfelder von Hasa nicht kontrollieren und das Öl nach Amerika umleiten, wenn Sie nicht vorher die Regierung in Riad in der Hand haben, das einige hundert Meilen entfernt ist. Die Regierung muß in ein Marionettenregime umgewandelt werden, das ausschließlich auf seine amerikanischen Berater hört. Amerika kann das Haus Saud nicht offen stürzen – die Reaktion der Araber wäre verheerend. Mein Plan sieht vor, daß man eine kleine Gruppe schiitischer Fundamentalisten, die sich dem Heiligen Terror verschrieben haben, dazu provoziert, die Tat auszuführen. Der Gedanke, daß Khomeinisten die Arabische Halbinsel in ihre Hand gebracht haben, würde in der ganzen arabischen Welt panisches Entsetzen auslösen. Von Oman im Süden über die Emirate bis nach Kuwait, und aus Syrien, dem Irak, Jordanien, dem Libanon, Ägypten und Israel würden sofort mehr oder minder unverhüllte Aufforderungen Amerika erreichen, sie alle durch eine Intervention vor dem Heiligen Terror zu retten.
Weil ich zwei Jahre lang in Saudi-Arabien ein computergestütztes Sicherheitssystem aufgebaut habe, weiß ich, daß es eine solche Gruppe von Fanatikern des Heiligen Terrors gibt, angeführt von einem Imam, der dem König, seinen Brüdern, der inneren Mafia – der sogenannten Al-Fahd – und den ganzen dreitausend Prinzen, aus denen die Dynastie besteht, mit krankhaftem Abscheu gegenübersteht. Der Imam hat sie alle öffentlich als Huren des Islam und Schänder der heiligen Stätten Mekka und Medina geschmäht. Er war gezwungen, in den Untergrund zu gehen, aber ich kann seine Sicherheit gewährleisten, bis wir ihn brauchen, indem ich alle Angaben über seinen Aufenthaltsort im Zentralcomputer lösche. Ich habe auch Kontakt zu ihm – über ein Mitglied der Mutawain, der allgegenwärtigen und verhaßten Religiösen Polizei.«
»Aber was ist der Witz dabei, Saudi-Arabien diesen Verrückten auszuliefern?« wollte Scanlon wissen. »Wo die Saudis zur Zeit dreihundert Millionen US -Dollar am Tag verdienen … die würden doch das absolute Chaos anrichten.«
»Genau. Und das könnte die arabische Welt selbst nicht dulden. Jeder Staat dort unten, ausgenommen der Iran, würde die Amerikaner um eine Intervention bitten. Washington würde unter massivem Druck stehen, die Schnelle Eingreiftruppe zu ihrer vorbereiteten Basis in Oman, auf der Halbinsel Mussandam, und von dort in die Hauptstadt Riad zu fliegen, und weiter nach Dharram und Bahrein, um die Ölfelder zu sichern, bevor sie für immer zerstört werden können. Und dann müßten wir natürlich bleiben, um zu verhindern, daß so etwas jemals wieder passiert.«
»Und dieser Typ da, der Imam«,
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