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Der Unterhändler

Der Unterhändler

Titel: Der Unterhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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fragte Scanlon, »was passiert mit dem?«
    »Er muß sterben«, sagte Easterhouse gelassen, »um durch den einen Prinzen des Herrscherhauses ersetzt zu werden, der dem Massaker entgangen ist, weil er rechtzeitig in mein Haus entführt wurde. Ich kenne ihn gut – er hat im Westen studiert, ist pro-amerikanisch, ein wankelmütiger Schwächling und Alkoholiker. Aber er wird die anderen arabischen Aufrufe durch seinen eigenen legitimieren, den er über den Rundfunk von unserer Botschaft in Riad aus verbreiten wird. Als einziges überlebendes Mitglied der Dynastie kann er an Amerika appellieren, durch eine Intervention die Ordnung wiederherzustellen. Und dann ist er für immer unser Mann.«
    Scanlon überlegte.
    »Und was ist für uns drin?« fragte er, wieder ganz der alte Scanlon. »Ich meine nicht die Vereinigten Staaten. Ich meine uns.«
    Miller griff ein. Er kannte Scanlon und wußte, wie er reagieren würde.
    »Mel, wenn dieser Prinz in Riad die Herrschaft übernimmt und ständig von unserem Oberst hier beraten wird, kannst du davon ausgehen, daß das Aramco-Monopol abgeschafft wird. Und das bedeutet neue Verträge, Transport, Import, Raffinierung. Und wer wird dann ganz vorn in der Schlange stehen?«
    Scanlon nickte zustimmend.
    »Und wann soll dieses … Ereignis steigen?«
    »Wie Sie vielleicht wissen, fand die Erstürmung der Festung Musmak im Januar 1902 statt; das neue Königreich wurde 1932 ausgerufen. In fünfzehn Monaten, im Frühjahr 1992, werden der König und sein Hof den neunzigsten Jahrestag des Sturms auf die Festung und das diamantene Jubiläum der Monarchie feiern. Geplant ist ein gewaltiges, Milliarden Dollar teures Fest, bei dem die ganze Welt Zuschauer sein soll. Das neue überdachte Stadion ist schon im Bau. Ich bin für das gesamte computergestützte Sicherheitssystem zuständig – Tore, Türen, Fenster, Klimaanlage. Eine Woche vor dem großen Ereignis findet eine Generalprobe statt, der die führenden sechshundert Mitglieder des Hauses Saud beiwohnen, die dazu eigens aus allen Ecken der Welt anreisen werden. Ich werde es so einrichten, daß die Heiligen Terroristen an diesem Tag zuschlagen. Wenn alle drin sind, werden die Tore per Computer verschlossen; an die fünfhundert Soldaten der Königlichen Garde wird defekte Munition ausgegeben, die wir zusammen mit den von der Hisbollah benötigten Schnellfeuergewehren in Ihren Schiffen ins Land gebracht haben.«
    »Und wenn es vorbei ist?« fragte Scanlon.
    »Wenn es vorbei ist, Mr.   Scanlon, wird es kein Haus Saud mehr geben. Und keine Terroristen. Denn das Stadion wird in Brand geraten, und die Kameras werden laufen, bis sie in der Hitze schmelzen. Dann wird der neue Ayatollah, der selbsternannte Lebende Imam, der Erbe von Geist und Seele Khomeinis, im Fernsehen auftreten und der Welt, die eben gesehen hat, was in dem Stadion passiert ist, seine Pläne verkünden. Ich bin sicher, daß das die Appelle an Washington auslösen wird.«
    »Oberst«, sagte Cyrus V . Miller, »wieviel Geld brauchen Sie?«
    »Um sofort mit der Planung beginnen zu können, eine Million Dollar. Später dann noch zwei Millionen für Beschaffungen im Ausland und Schmiergelder in harter Währung. Innerhalb Saudi-Arabiens – nichts. Für sämtliche Aufwendungen vor Ort, einschließlich der Schmiergelder, kann ich von Rivalen im Lande Mittel in Höhe von mehreren Milliarden bekommen.«
    Miller nickte. Der seltsame Visionär verlangte nur Krümel für das, was er vorhatte.
    »Ich werde dafür sorgen, daß Sie das Geld bekommen, Sir. Bitte warten Sie draußen noch einen Moment. Ich würde Sie gerne zum Dinner bei mir zu Hause einladen.«
    In der Tür drehte sich Oberst Easterhouse noch einmal um.
    »Ein Problem gibt es – oder könnte es geben. Der einzige unkontrollierbare Faktor, soviel ich sehe. Präsident Cormack ist offenbar ein dem Frieden verpflichteter Mann und, nach dem zu urteilen, was ich in Nantucket beobachtet habe, im Augenblick fest zu einem neuen Vertrag mit dem Kreml entschlossen. Dieser Vertrag würde wahrscheinlich unsere Übernahme der Arabischen Halbinsel nicht überleben. Ein Mann wie er könnte sich sogar weigern, die Schnelle Eingreiftruppe einzusetzen.«
    Als er gegangen war, stieß Scanlon einen Fluch aus, womit er sich ein Stirnrunzeln von Miller zuzog.
    »Kann sein, daß er recht hat, weißt du, Cy. Mein Gott, wenn doch nur Odell im Weißen Haus wäre.«
    Obwohl Cormack ihn sich persönlich ausgesucht hatte, war Vizepräsident Michael Odell,

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